Tironische
Noten, s. Tiro.
268 Wörter, 1'882 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Noten, s. Tiro.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Noten, auch Tironianische Noten, im Altertum gebräuchliche Kurzschrift, die bestimmte Wörter und Silben durch vorher festgesetzte Schriftbilder ersetzt. Von solchen Noten erfand zuerst Ennius 1100, viele fügte auch Tiro (s. d.) hinzu, Seneca brachte ihre Zahl auf 5000. Die uns überlieferten lexikalischen Verzeichnisse enthalten über 13000 Zeichen für einzelne Wörter, die auswendig gelernt werden mußten. Die erste uns bekannte Verwendung im parlamentarischen Dienste geschah zur Aufnahme der Rede Catos des Jüngern gegen Catilina (63 v. Chr.). Was wir aber von Tironische Noten besitzen,
stammt aus dem 8. bis 10. Jahrh. n. Chr. Die Zeichen waren Teilzüge der großen lat. Buchstaben (s. Tafel: Stenographie I, 1); es wurden nur die für das Gehör wahrnehmbarsten Laute geschrieben, die Beugungssilben wurden als besondere kleinere Zeichen über oder unter der Note beigefügt (2); die verschiedene Bedeutung derselben Note wurde erkannt an einem rechts oder links, oben oder unten beigefügten Punkte oder einer derartig gestellten Endung (3). Es gab auch Noten für ganze Redensarten, so QPN für den Anfang der ersten Catilinarischen Rede «Quousque tandem abutere Catilina patientia nostra». Von den Tironische Noten hat sich nur der erste Zug der Abkürzung für etc. = [img] in unsere Schrift gerettet. Das Studium der Tironische Noten führte Gabelsberger (s. Stenographie) auf sein System der Satzkürzung. - Vgl. Schmitz: Beiträge zur lat. Sprach- und Litteraturkunde (Lpz. 1877), über lat. Tachygraphie, in den «Verhandlungen der Philologen-Versammlung zu Trier 1879» (ebd. 1880), Studien zur lat. Tachygraphie (Köln 1880), Monumenta tachygraphica (2 Bde., Hannov. 1882-83) und Tironiana: commentarii notarum Tironianum (Lpz. 1893); Miscellanea Tironiana (mit 32 Lichtdrucktafeln, ebd. 1896); ferner Rueß, Die Tachygraphie der Römer (Münch. 1879).