Tironische
Noten, auch Tironianische
Noten, im
Altertum gebräuchliche Kurzschrift, die bestimmte
Wörter und
Silben durch vorher festgesetzte Schriftbilder ersetzt. Von solchen
Noten erfand zuerst Ennius 1100, viele fügte
auch
Tiro (s. d.) hinzu,
Seneca brachte ihre Zahl auf 5000. Die uns überlieferten lexikalischen Verzeichnisse enthalten über 13000 Zeichen
für einzelne Wörter, die auswendig gelernt werden mußten.
Die erste uns bekannte Verwendung im parlamentarischen
Dienste
[* 2] geschah zur
Aufnahme der Rede
Catos des
Jüngern gegen
Catilina (63
v. Chr.). Was wir aber von Tironische Noten
besitzen,
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stammt aus dem 8. bis 10. Jahrh. n. Chr. Die Zeichen
waren Teilzüge der großen lat. Buchstaben (s. Tafel: Stenographie I, 1); es wurden nur die für das Gehör
[* 4] wahrnehmbarsten
Laute geschrieben, die Beugungssilben wurden als besondere kleinere Zeichen über oder unter der Note beigefügt (2); die verschiedene
Bedeutung derselben Note wurde erkannt an einem rechts oder links, oben oder unten beigefügten Punkte
oder einer derartig gestellten Endung (3). Es gab auch Noten für ganze Redensarten, so QPN für den Anfang der ersten Catilinarischen
Rede «Quousque tandem abutere Catilina patientia nostra». Von den Tironische Noten
hat sich nur der erste Zug
der
Abkürzung für etc. = [img] in unsere Schrift gerettet. Das Studium der Tironische Noten
führte Gabelsberger (s. Stenographie) auf sein
System der Satzkürzung. -
Vgl. Schmitz: Beiträge zur lat. Sprach- und Litteraturkunde (Lpz. 1877), über lat. Tachygraphie, in den «Verhandlungen der Philologen-Versammlung zu Trier [* 5] 1879» (ebd. 1880), Studien zur lat. Tachygraphie (Köln [* 6] 1880), Monumenta tachygraphica (2 Bde., Hannov. 1882-83) und Tironiana: commentarii notarum Tironianum (Lpz. 1893);
Miscellanea Tironiana (mit 32 Lichtdrucktafeln, ebd. 1896);
ferner Rueß, Die Tachygraphie der Römer [* 7] (Münch. 1879).