Tintoretto
,
eigentlich Jacopo
Robusti, genannt il Tintoretto
(»das Färberlein«, nach dem
Handwerk seines
Vaters),
ital.
Maler, geb. 1519 zu
Venedig,
[* 2] war anfangs
Schüler
Tizians, schlug jedoch bald eine eigne
Richtung ein, welche durch seinen
Wahlspruch: »Von
Michelangelo die
Zeichnung, von
Tizian die
Farbe« deutlich bezeichnet ist, wie
in der That auch eine Anzahl seiner Werke das
Streben zeigt, die
Größe des florentinischen
Stils mit den Vorzügen seiner
heimatlichen
Schule zu verbinden. Tintoretto
ist der Chorführer der zweiten
Generation der venezianischen
Malerschule,
welche sich in äußerlicher Bravourmalerei, in prunkhafter und massenhafter
Komposition und schwierigen
Perspektiven gefiel.
Tintoretto
überlud seine
Kompositionen oft mit nicht zur
Sache gehörigen, theatralisch gespreizten
Figuren und wandte gern glänzende
Beleuchtungsgegensätze an.
Sein
Kolorit ist wirkungsvoll, warm und tief, wenn er sich die Zeit zu sorgsamer
Arbeit
ließ, aber roh und grob, wo er durch schnelle
Improvisationen und zum Staunen redende Bewältigung großer
Flächen wirken
wollte.
Viele seiner Gemälde, insbesondere
die Bildnisse, in welchen er
Tizian am nächsten kam, haben übrigens durch
Nachdunkeln
viel von ihrer ursprünglichen Farbenpracht eingebüßt. Er starb in
Venedig. Von den Werken
seiner frühern Zeit, in welchen er
Tizian nahestand, sind der
Sündenfall und der
Tod
Abels (in der
Akademie zu
Venedig),
Venus,
Mars
[* 3] und
Amor (im
Palast
Pitti zu
Florenz),
[* 4] die
Anbetung des
Kalbes und das
Jüngste Gericht (in
Santa Maria dell' Orto in
Venedig),
das
Wunder des heil.
Markus (in der
Akademie daselbst, eins seiner vollendetsten Werke), die
Hochzeit zu Kana
(in
Santa Maria della
Salute) und die große
Kreuzigung (in der Scuola di
San Rocco daselbst) hervorzuheben, welches Gebäude
überhaupt 56 Gemälde von Tintorettos
Hand
[* 5] aufzuweisen hat. Seine sinkende Meisterschaft bezeugen die
Bilder im Dogenpalast,
insbesondere das kolossale
Paradies. Zahlreiche Gemälde von ihm befinden sich in den
Galerien zu
Paris,
[* 6] London,
[* 7]
Dresden,
[* 8]
Berlin,
[* 9]
Wien,
[* 10]
Madrid,
[* 11]
Florenz und
Venedig. -
Sein Sohn Domenico, ebenfalls il Tintoretto
genannt (1562-1637), leistete
im Porträtfach Tüchtiges, malte aber auch Mythologisches und
Historisches, unter anderm das
Seegefecht zwischen den
Venezianern
und
Kaiser
Otto (im großen Ratssaal zu
Venedig).
Vgl. Janitschek in Dohmes »Kunst und Künstler« (Leipz. 1876).