(En) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle,
Gem.
Villeneuve).
800 m. Einige
Höfe, auf den Höhen rechts über dem Thal der Tinière
zerstreut
gelegen;
3,2 km onö.
Villeneuve.
Fossilführendes Rät. 1150: Tyneres;
1239: Tigneria;
1276: Tigneriz;
1402: Tigniria. Der Name leitet sich von tine =
Kessel und dem Kollektiv -ière her und bezeichnet somit einen Bach, der zahlreiche
Kessel bildet.
(La) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle,
Gem.
Villeneuve).
1600-375 m. 6 km langer
Wildbach, der am Col de
Chaude entspringt,
den
Vallon de la Tinière durchfliesst, mehrere unbedeutende und im Hochsommer meist trocken liegende Nebenadern aufnimmt
und nahe
Villeneuve in das obere Ende des
Genfersees mündet.
Zeitweise wird das Bachbett von der grossen Lawine des Chapuiso
überdeckt und verstopft.
Die Tinière
speist einen Teil der Trinkwasserversorgung der Gemeinde
Villeneuve, durchschneidet
der Reihe nach Dogger, Lias und Rät und bildet einen steil geböschten Mündungskegel, der von der Bahnlinie durchzogen
wird. Im Bahneinschnitt sind die Altertümer aufgefunden worden, die dem Prof. Morlot zu seiner (von Charles Dufour u. A.
angezweifelten) Altersbestimmung dieser Ablagerung Anlass gegeben haben.
Von grossem Interesse ist, dass sich
an dieser Stelle eine neolithische, eine bronzezeitliche und eine der Römerzeit entsprechende Schicht in regelmässiger
Aufeinanderfolge vorfanden.
(Vallon de la) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle,
Gem.
Villeneuve). 1600-375 m. Von der Tinière
durchflossenes Thälchen, das sich unmittelbar
nö. der Station
Villeneuve der Simplonbahn zum obern Ende des
Genfersees öffnet. Weist weder ein Dorf
noch einen nennenswerten
Weiler auf, indem die Gruppen
Le Crêt am Thaleingang und
Plancudrey (596 m) 15 Minuten weiter oben
bloss aus wenigen
Häusern bestehen. Dagegen hat das Thälchen eine grössere Anzahl von Einzelhöfen und
Hütten, von denen
aus die Alpweiden im obersten Thalabschnitt bewirtschaftet werden:
Terreau, Champloget,
Au Cimetière,
En Tinière,
Grange du Meitin,
Les Troncs,
Vuadens, Les Collondaires,
Herniaulaz, Rafevex, Le Petit
Tour,
Noirmont,
Haut Féruz etc.
Begleitet wird das
Thal: im SO. von der Kette des Malatrait mit den Gipfeln Malatrait (1932 m),
Pointe à l'Aiguille (1936
m) und
Pointe d'Aveneyre (2030 m), im NW. von der von den
Rochers de Naye (2045 m) nach SW. auszweigenden
Kette mit dem
Kamm von Sautodoz (1838 m), den
Dentaux (1713 m) und dem
Rücken von
Sonchaux (1500-1100 m). Mit dem Thal des
Hongrin,
mit
Montbovon und La Lécherettaz steht das Thal der Tinière
über den mit gutem Fussweg versehenen
Col de
Chaude (1627 m) und mit dem Thal der
Eau Froide über den
Pertuis d'Aveneyre (1850 m) in Verbindung, welch letzterer
ebenfalls einen malerischen und kürzlich ausgebesserten Fussweg hat.
Der bedeutendste Seitenzweig des Vallon de la Tinière
ist die
Combe du
Haut Féruz, eine steile, abgeholzte
und nach oben baumförmig sich verzweigende Runse, durch welche im Winter oder Frühjahr regelmässig die mächtige Lawine
des sog. Chapuiso niederzugehen
pflegt, deren Schneemasse im Frühjahr 1905 auf 100
000 m3 geschätzt worden ist. Während
diese Lawinen den heutigen Waldungen keinen beträchtlichen Schaden mehr zuzufügen vermögen, sperren sie dagegen oft auf
viele Monate hinaus sowohl den einzigen das Thal aufwärts führenden Weg als auch hie und da den Bachlauf selbst, wodurch
das tiefer unten gelegene Gebiet ernstlich gefährdet wird. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, hat die Gemeinde
Villeneuve mit
Bundesunterstützung seit 1902 im ganzen 95 Trockenmauern mit einer Gesamtlänge von 1185 m erstellen
und die Zwischenräume zwischen den den Gehängen entlang laufenden Mauern mit 15000 Stück
Arven bestocken lassen, welch
letztere sich sehr gut entwickeln, während frühere Aufforstungsversuche mit
Fichten und
Weisstannen erfolglos geblieben waren.
Seit der Inangriffnahme dieser Schutzbauten hat die grosse Lawine an Masse schon beträchtlich abgenommen, sodass man die
Arbeiten auch noch 1906 im ganzen Sammelgebiet der Runse fortgesetzt hat.