Timbuktu
(auch Tinbuktu, Tenbuktu, Tunbutu und Tombuktu, d. h. die Bauchhöhle), altberühmte Handelsstadt im Französischen Sudan (s. Sudan) von Nordwestafrika, unweit des Südrandes der Sahara, liegt unter 16° 43' nördl. Br. und 2° 57' westl. L. von Greenwich, etwa 245 m ü.d.M. und 16 km nördlich vom Niger, in einer öden, im Süden von Teichen umgebenen Sandebene, die nur mit wenigen Palmen [* 2] und Mimosengestrüpp bestanden ist. Die Stadt, deren Umfang 5–6 km beträgt, bildet ein Dreieck. [* 3]
Ihr Anblick ist düster, wozu namentlich das Baumaterial der fensterlosen, mit platten Dächern versehenen Lehmhäuser beiträgt. Die Straßen sind ungepflastert, haben aber Kiesgrund und Rinnsteine. Inmitten der Stadt befinden sich drei Moscheen und eine Citadelle, erst jüngst von den Franzosen erbaut; am Nordrand desselben zwei Forts. Es giebt nur schlechtes Cisternenwasser. Barth schätzte 1853 die Zahl der seßhaften Einwohner auf 13000, Lenz (1880) auf 20000; gegenwärtig beträgt sie 5–6000, fast ausschließlich Mohammedaner (Marokkaner, Tuareg, Fulbe), zu denen zur Zeit des lebhaften Handelsverkehrs noch 5000–10000 Fremde kommen.
Außer Lederarbeiten und einigen Schmucksachen
[* 4] liefert
die Industrie nichts. Der Handelsverkehr war früher von ungeheurem
Umfang; jetzt noch passieren die Stadt jährlich 400 Karawanen mit 140000 Kamelen und mit 22400 t Last.
Reis und
Sorghum,
Salz
[* 5] und Pflanzenbutter sind Hauptartikel des Marktes, auch Baumwollstoffe,
Gold
[* 6] von
Senegal und Kolanüsse.
Aus
Marokko
[* 7] führen die Karawanen ein:
Messer,
[* 8]
Spiegel,
[* 9]
Tabak,
[* 10]
Thee, Zucker.
[* 11] Mohammed. Gelehrsamkeit hat hier eine Heimstätte,
unterstützt von einer der größten
Bibliotheken im westl.
Sudan. Timbuktu
besaß früher eine municipale
Administration, an deren
Spitze ein Kahia (vom
Stamme der
Marokko-Araber) stand.
Dieser folgte den
Befehlen des der Familie der Bakhaï angehörigen und weithin in der
Sahara gebietenden
Sultans der
Tuareg. Als Hafenplatz an einem
Arm des
Niger gilt das südlich von Timbuktu
gelegene, etwa 2000
Songhay-Einwohner zählende
Städtchen
Kabara. Timbuktu
war früher das hart erkämpfte Ziel nur weniger und kühner
Reisender. Nachdem Mungo
Parks (s. d.)
Versuch gescheitert war, erreichte es 1826 der engl. Major Laing, der jedoch bald wieder vertrieben
wurde. Ihm folgte 1828 der
Franzose René
Caillé, dessen
Berichte erst durch
Heinrich
Barth (s. d.), welcher 1853 und 1854 sieben
Monate in Timbuktu
zubrachte, zur Geltung gelangten. Dann erreichte die Stadt 1859 Aliun Sal, ein
mohammedanischer franz. Offizier, vom
Senegal aus und zuletzt 1880 Oskar Lenz (s. d.).
Caron landete 1887 am Hafenplatz von
Timbuktu
, von wo Hourst Jan. 1896 bis zur Nigermündung hinabfuhr.
Ungefähr 1077 von den
Tuareg gegründet,
blieb Timbuktu
anfangs ein unbedeutender
Ort, der im 14. Jahrh. von den Fürsten von Melle
(s.
Mandingo) erobert wurde, 1492 dem Sonrhayreiche Askias einverleibt und 1591 einem marokk.
Heer von 3600 Schützen
(Ruma) zur
Beute wurde. Letztere blieben herrschend, bis sie im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrh. von den
Fulbes unterjocht wurden. 1844 wurden diese von den
Tuareg aus der Stadt vertrieben, kehrten aber schon 1846 zurück
und übernahmen mit letztern gemeinschaftlich die Regierung. Im März 1863 besiegte der edle Scheich
Ahmed el-Bakhaï die
Fulbe gänzlich und führte ein den Europäern freundliches Regiment bis zu seinem
Tode 1865. Ihm folgte Sidi-Mohammed, der
die Unabhängigkeit T.s gegen die von neuem anstürmenden
Fulbe 1866 lebhaft verteidigte. Die
Franzosen,
schon lange auf die Eroberung T.s erpicht, nahmen nach Unterwerfung von
Segu und
Massina im Jan. 1894
Besitz von Stadt und Umgebung.
(S.
Senegambien.) –
Vgl. Barth, Reisen in Nord- und Centralafrika (Gotha [* 12] 1857);
Lenz, Timbuktu
Reise durch
Marokko, die
Sahara und
den
Sudan (Lpz. 1884: 2. Aufl. 1892): Dubois, Toumbouctu
la mystérieuse (Par. 1897).