Tigre
(franz., spr. tihgr), kleiner Reitknecht, Groom.
711 Wörter, 4'814 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(franz., spr. tihgr), kleiner Reitknecht, Groom.
(Tigrié), der nördliche Teil Abessiniens, welcher zeitweilig ein eignes Reich bildete und aus den Landschaften Hamasên, Saraë, Adiabo, Schiré, Agamé, Enderta und dem eigentlichen Tigré besteht. Die hauptsächlichsten Flüsse des Landes sind der Mareb und Takazzé; in Bezug auf seine Bodengestaltung und Produkte s. Abessinien. Die Bewohner des Landes, dem äthiopischen Stamm angehörig, unterscheiden sich von ihren südlichen Nachbarn, den Amhara, in mancher Beziehung, namentlich auch durch die Sprache. Dieselbe (Tigrinja; Grammatik von Prätorius, Halle 1872, und von Schreiber, Wien 1886) ist eine Tochtersprache des Altäthiopischen (Geez), wird aber nicht geschrieben; dagegen wird das ebenfalls dem Geez verwandte Tigrié oder Baose in der Samhara und von den Beni Amer an der Seeküste unter 16-18° nördl. Br. gesprochen. Hauptstadt von Tigré ist Adua. Das selbständige Reich Tigré ging 9. Febr. 1855 in der Schlacht von Debela (in Semién) zu Grunde, wo sein letzter Herrscher, Ubié, von Theodoros II. besiegt und um sein Land gebracht wurde. Auch in der Folge blieb Tigré mit dem Zentralstaat (Amhara) vereinigt. S. Karte »Ägypten etc.«
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Insel im Golf von Fonseca, an der Westküste Centralamerikas, gehört zum Staate Honduras und besteht aus einem 750 m hohen, vulkanischen Pic, der bis an die Spitze mit schönem, wildreichem Wald bedeckt ist, und ist die wichtigste Insel in der prächtigen Südseebai de Fonseca oder de Conchagua, auch Golf von Amapala genannt, die an Mannigfaltigkeit der Küstengliederung wie an Raum, Tiefe und Sicherheit selbst die von San Francisco in Kalifornien übertrifft und eine Reihe der vortrefflichsten Häfen der ganzen Westküste Amerikas hat. Auf ihr die Stadt Amapala (s. d.).
oder Tigrié, das nördlichste der drei Reiche, aus welchen Abessinien zusammengesetzt ist. Es umfaßt außer der ursprünglich allein so genannten Provinz sämtliche Landschaften des Hochlandes nördlich und östlich vom Takaseh. (S. die Karten: Ägypten, Bd. 1, und Abessinien, Erythräa und Südarabien, Bd. 17.) Tigre besteht fast durchweg aus basaltischem Hochland, das im Durchschnitt nicht tiefer als 1300 m herabgeht, gegen N. terrassenförmig 2000 m, im O., nach der Samhara hin, 2500 m ziemlich jäh abstürzt, hier aber von mehrern steilen Pässen durchschnitten ist, worunter der nach Massaua führende Taranta- und der nach Sula und Hamfila ausgehende Senafepaß die besuchtesten sind. Auf den weiten Hochebenen erheben sich Gebirgssysteme und vereinzelte vulkanische Kegelberge von grotesken Formen. Manche dieser Amben stürzen über 1000 m hoch senkrecht ab. Die höchsten Berge hat die Provinz Agame (Senafe 2678 m, Alequa 3375 m); etwas niedriger sind sie in der Provinz Tigre (Semajata 3092 m, Hitscha 2965 und Waalta-Hazim 2590 m); außerdem viele isolierte, 2–3000 m hohe Kegelberge. Der südliche, meist plateauförmige Teil T.s wird von zahlreichen tiefen Thalschluchten durchrissen und neigt sich nach W. hin; in der südlichsten Provinz Lasta werden auch wieder Höhen von 2000 bis 3800 m erreicht. Die nordwestl. Grenzlandschaften gegen Baraka und das Land der Basen, namentlich zwischen Mareb und Takaseh, gehören der feuchten, tiefen und ungesunden Region der Qolla an; das Gebiet zwischen Takaseh und dem steilen Ostrande ist durchweg Steppe und nur die Thäler und die südl. Provinz Lasta gehören zur fruchtbaren Woina-Dega-Region. Mit Ausnahme des Anseba gehören alle Ströme dem Nilgebiet an. Die Bewohner (Tigre) sind semit. Kaukasier, fast durchgehends Christen der kopt. Kirche, mit meist hellerer Hautfarbe, meist heller als ihre südwestl. Nachbarn in Amhara. Über die Sprache s. Äthiopische Sprache, Schrift und Litteratur. Hauptstadt ist seit dem Verfall des alten Axum (s. d.) Adua (s. d.) oder Adowa. – Die alte Geschichte T.s fällt mit derjenigen Äthiopiens (s. d.) zusammen. Nachdem vom alten abessin. Staat sich Schoa abgelöst hatte, bildete Tigre ein Reich zusammen mit Amhara, das letztere unter Scheinkönigen in Gondar, welche die faktische Gewalt in den Händen des Ras oder Major domus ließen. Diesen zunächst kamen an Macht die Statthalter von Tigre Sabagadis, Herrscher von Tigre, machte sich vom König in Gondar unabhängig, wurde aber um 1830 vom Dedschazmatsch Ubié gestürzt und getötet. Ubié war nun der mächtigste Fürst in Abessinien überhaupt, bis 1855 sein Sturz nach einer auf den Schneebergen Simens gegen Kâsa (s. Theodor II.) verlorenen Schlacht erfolgte und er in Gefangenschaft geriet. Seither war Tigre ein Teil Abessiniens. 1895 kam es in die Hände der Italiener, die es aber nach der Schlacht von Adua (1896) wieder aufgeben mußten; als Nordgrenze wurde die Mareb-Belesa-Linie festgesetzt.
Ausflugsort bei Buenos-Aires (s. d.).