Tierreich.
Auch die Tierwelt Ä.s ist verhältnismäßig arm; am zahlreichsten in Bezug auf Arten sind die Fische [* 2] vertreten. Der Nil ist reich an Fischen, besonders Welsen, Karpfenarten, Aalen, elektrischen Hechten u.s.w. Unter den Reptilien zeichnen sich die Krokodile [* 3] aus, die früher in Unterägypten und im Fajum, jetzt aber nur noch bis Theben zu treffen sind. Giftige Schlangen [* 4] und Frösche [* 5] sind auch häufig. Ebenso war früher das Nilpferd häufig bis ins Delta [* 6] herab, wahrend es jetzt erst in Dongola vorkommt.
Die größern reißenden Tiere sind wegen des Mangels an Wäldern und der Nahrungslosigkeit der Wüste selten. Doch scheint es, daß auch diese in frühern Zeiten tiefer herabkamen als jetzt, da sich auf den alten Monumenten öfter Jagden, namentlich Löwenjagden, abgebildet finden. Hyäne, Fuchs, [* 7] Schakal, Ichneumon und Hase [* 8] sind häufig; tiefer in der Wüste sind Gazellen, und besonders auf den höhern Plateaus Steinböcke oft zu treffen, während das Mähnenschaf in der Arabischen Wüste sehr selten ist. Zahlreich sind die Raubvögel; [* 9] auch sieht man in großen ¶
mehr
231 Schwärmen Störche, Wachteln, Tauben [* 11] u. s. w. Der im Altertum in ganz Ä. so häufige und wegen seiner Heiligkeit geschonte Ibis ist jetzt sehr selten und hat sich nach dem Süden zurückgezogen. An Skorpionen, Heuschrecken, [* 12] Mosquitos und andern schädlichen Insekten [* 13] ist kein Mangel, ebensowenig an Mistkäfern, darunter die Pillenkäfer oder Skarabäen [* 14] der Alten. Die ehemals berühmte Bienenzucht [* 15] ist jetzt unbedeutend. Schmarotzerwürmer sind bei den Bewohnern sehr häufig.
Das allgemeinste Nutztier ist der Esel, von größter Wichtigkeit auch das einhöckerige Kamel, welches jedoch seine Bedeutung erst in neuern Zeiten erlangt hat und selbst in den Städten in großer Anzahl zu finden ist. Das Pferd [* 16] kommt auf den ältesten Monumenten noch nicht vor; es erscheint erst im «Neuen Reiche» und wurde wahrscheinlich aus Vorderasien eingeführt; es ward jedoch im Altertum, nach den Monumenten zu urteilen, nur zum Ziehen, nie zum Reiten gebraucht.
Neben der einheimischen Rasse findet man das Dongolapferd und das syrische (türk. Beigir); besonders geschätzt ist das syr. Anezi. Am höchsten steht jedoch das seit Mehemed Alis Kriegszügen in Arabien bekannte Nedschdi, das schönste, edelste und tüchtigste aller Pferde. [* 17] Für die Veredelung des Pferdes geschieht in Ä. selbst sehr wenig. Maultiere sind in den größern Städten häufig. Hornvieh ist zahlreich vertreten, besonders schöne Stiere, eine Hauptstütze des Ackerbaues.
Sehr verbreitet ist auch der Büffel, der gleich dem Stiere zur Arbeit verwendet wird, aber von der seit Mitte der sechziger Jahre wütenden Rinderpest verschont blieb. Schaf [* 18] und Ziege sind in Ä. durch besondere Rassen vertreten, von denen die der Ziege sich durch einen rechtwinklig gewachsenen Nasenrücken auszeichnet. Selten fehlen bei einer Bauernwohnung dürftige Gänse, kleine und meist unschmackhafte Hühner, [* 19] Enten [* 20] und vortreffliche Trut- und Perlhühner. Die Hühner werden noch jetzt, wie schon im Altertum, hier und dort in Brütöfen ausgebrütet.