Tiergeographie
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die Lehre [* 2] von der geographischen Verbreitung der Tiere, s. Tier, S. 699 f.
Tiergeographie
4 Seiten, 5'865 Wörter, 43'635 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Tiergeographie,
die Lehre [* 2] von der geographischen Verbreitung der Tiere, s. Tier, S. 699 f.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Tiergeographie
(hierzu die Tafeln »Verbreitung der Tiere V-VIII«, mit 12 Kärtchen). Beifolgende Tafeln, deren Erklärung
hier folgt, bilden die Fortsetzung der im 17. Bande veröffentlichten tiergeogra
physchen Karten zur Verbreitung der Säugetiere.
Schreivögel, Nageschnäbler, Sitzfüßler, Raken, Nachtschwalben. Von den vier Familien der Schreivögel leben die Schmuckvögel in den Tropen Amerikas, zwei Arten jedoch gehören Madagaskar [* 4] an;
die Tyrannen finden sich in Amerika, [* 5] von den arktischen Gebieten bis Patagonien;
die Baumsteiger bewohnen Mittel- und Südamerika; [* 6]
die Wollrücken sind ebenfalls neotropisch, finden sich ferner in Australien [* 7] (Leierschwänze), Neuseeland (Nadelschnäbel) und in der orientalischen sowie zum Teil äthiopischen Region (Sittas).
Die Nageschnäbler bewohnen das tropische Amerika, die orientalische Region und Afrika. [* 8] Von den Sitzfüßlern sind die Königsfischer Charaktervögel der Tropengebiete, eine Art (Eisvogel) [* 9] bewohnt das gemäßigte Europa; [* 10] den östlichen Tropen gehören an die Nashornvögel und größtenteils die Hopfe sowie Bienenfresser. Von den Raken sind die Sägeraken südamerikanisch, die Tagraken altweltlich, meist tropisch, ebenso die Nachtraken mit Ausnahme des merkwürdigen Guacharo, der Felsenhöhlen in Venezuela, [* 11] Trinidad, Columbia [* 12] und Peru bewohnt. Die Nachtschwalben sind fast kosmopolitisch, fehlen nur der arktischen und antarktischen Region sowie Neuseeland und den entferntern Pacific-Inseln.
Singvögel 1. Diese Karte umfaßt die Sänger, Timalien, Meisen, Baumläufer, Zuckervögel, Blumensauger, Honigfresser, Kurzfußdrosseln, Lerchen und Waldsänger. Die Sänger sind kosmopolitisch, gehören jedoch überwiegend den gemäßigten Breiten Europas und Asiens an. Altweltlich sind von ihnen die Grasmücken (Grasmücke, Heckenbrannelle, Buschsänger, Goldhähnchen), kosmopolitisch die Erdsänger (Kramtsvogel, Singdrossel der Alten Welt, amerikanische Wanderdrossel, Steinschmätzer, Rotschwänze und Nachtigall Europas und Asiens).
Ähnlich verbreitet sind die Timalien; den Tropen beider Erdhälften gehören an die Droßlinge, altweltlich sind die Grasschlüpfer, amerikanisch die Buschschlüpfer mit Ausnahme des europäisch-asiatischen Zaunkönigs, in Amerika und Australien leben die Schleimdrosseln. Die Meisen bevorzugen die gemäßigten Breiten, es gehören an die Buschmeisen Afrika, Australien, Neuseeland; die Beutelmeisen Europa, Afrika und Nordamerika; [* 13] die Papageimeisen Indien und Südchina.
Die artenarmen Baumläufer sind nahezu kosmopolitisch; von den Zuckervögeln sind neotropisch die Pitpits und Honigmeisen, altweltlich die Blütenpicker (orientalisch-australisch), die Panthervögel (australisch), die Finkenpitpits, Kleidervögel und Papageipitpits (sämtlich den Sandwichinseln eigen). Die Blumensauger bewohnen die Tropen der östlichen Halbkugel. Die Honigfresser gehören der australischen Region bis zu den Sandwichinseln an mit Ausnahme der abweichenden Gattungen der Brillenvogel (auch orientalisch-äthiopisch) und der Blattvögel (rein orientalisch).
Die Kurzfußdrosseln mit der bekanntesten Gattung Bulbus gehören der äthiopischen und orientalischen Region an. Von den Lerchen finden sich drei Arten in Amerika, eine in Australien, die übrigen zahlreichen in Europa, Asien [* 14] und Afrika. Die Waldsänger sind kosmopolitisch, teilen sich jedoch in rein neuweltliche Unterfamilien (Ruderfinken, Tangaren und Waldsänger im eigentlichen Sinn) und solche, welche die östliche Halbkugel bevorzugen und allein hier vorkommen (Pieper und Bachstelzen).
Singvögel 2. Umfaßt die Finken, Weber, Stärlinge, Stare, Kurzfußstare, Raben, Paradiesvögel, [* 15] Würger, Stachelwürger, Fliegenfänger und Schwalben. Die Finken fehlen nur Australien völlig, bevorzugen die gemäßigten Regionen und gehen in die höchsten Polarregionen (Schneeammer), von den wichtigern Unterfamilien sind altweltlich die Sperlinge (in Amerika eingeführt), die typischen Finken u. typischen Gimpel, alt- und neuweltlich Zeisige, Kreuzschnäbel, Ammern, hauptsächlich afrikanisch die Girlitze mit dem Kanarienvogel, rein amerikanisch die Kernknacker mit den Kardinälen.
Die Weber mit den Prachtfinken sind afrikanische Charaktervögel, doch auch Australien und den Tropen Asiens angehörend. Die Stärlinge und Stare vertreten einander gegenseitig; erstere sind ausschließlich neu-, letztere ausschließlich altweltlich, nur auf dem australischen Festland fehlend; ebenfalls altweltlich sind die Kurzfußstare, die in erster Linie der äthiopischen und orientalischen Region angehören. Die Familie der Raben ist kosmopolitisch, doch keine der Gattungen.
Ins arktische Gebiet geht der Kolkrabe, [* 16] altweltlich sind Nebelkrähe, Rabenkrähe, Dohle, Felsenrabe, Alpendohle (sämtlich in gemäßigten Breiten), Kittas, Schweifkrähen (orientalisch) und Stelzenkrähen (afrikanische Goldkrähe), neuweltlich die Blauraben, alt- und neuweltlich Elstern und Häher. Die Paradiesvögel gehören an: Neuguinea, Nord- und Nordostaustralien und den Molukken (echte Paradiesvögel und die Laubenvögel Neuguineas), ferner Neuseeland (Lappenvogel) und in Einer Art Madagaskar.
Die Würger und Stachelbürzel sind Charaktervögel der östlichen Halbkugel; von erstern finden sich jedoch auch abweichende Gattungen in Amerika; das Gleiche gilt von den Fliegenfängern, die auf der östlichen Halbkugel vom hohen Norden [* 17] bis Neuseeland und den Sandwichinseln gehen und nur in wenig Arten Amerika angehören. Die Schwalben sind ausgeprägt kosmopolitisch; sie überschreiten in Europa und Amerika den Polarkreis. Die Hausschwalbe findet sich in allen Kontinenten sowie auf den Molukken, Neuseeland, den Fidschi- und andern polynesischen Inseln.
Mausvögel, Kolibri, Segler, spechtähnliche Vögel, [* 18] Glanzvögel, Kuckucksvögel. Die Mausvögel mit nur einer Gattung sind rein äthiopisch, mit Ausnahme Madagaskars. Die Familie der Kolibris [* 19] gehört ausschließlich Amerika, besonders den Tropen Südamerikas, an, doch geht eine Art nördlich bis Labrador, eine andre südlich bis Kap Horn. Die Segler sind fast kosmopolitisch, am häufigsten jedoch in der neotropischen und orientalischen Ragion.
Von den vier Familien der Spechtvögel finden sich die auch in den einzelnen Unterfamilien und Gattungen nur wenig lokalisierten echten Spechte in fast allen Regionen und Unterregionen, doch betreten sie die australische nur mit dem Vorkommen auf Celebes und Floris und fehlen ferner auf Madagaskar. Die Spähvögel finden sich teils im tropischen Asien und Afrika (Honigsauger), teils in der äthiopischen, paläarktischen und einem Teil der orientalischen Region (Wendehälse). Die dritte Familie der Spechtvögel, die Bartvögel, gehören an der äthiopischen Region mit Ausnahme Madagaskars, der orientalischen mit Ausnahme der Philippinen und der neotropischen von Costarica bis Ecuador und Cayenne; die Pfefferfresser sind ausschließlich tropisch-amerikanisch. Die ¶
Glanzvögel, in Glanzvögel im engern Sinn und Faulvögel zerfallend, gehören ebenfalls ausschließlich den Tropen Amerikas an, fehlen jedoch westlich der Andes. Von den Kuckucksvögeln sind die Pisangfresser mit den Turakos, Bananenfressern, Helmvögeln u. a. rein äthiopisch mit Ausnahme Madagaskars, die echten Kuckucke dagegen kosmopolitisch; doch gehören sie überwiegend der heißen Zone an und erscheinen nur sehr spärlich in kalten und gemäßigten Strichen als Sommergäste.
Von den Papageien sind auf Neuseeland beschränkt die Eulenpapageien. Fast sämtlich der australischen Region angehörend und nur in wenigen Ausnahmen in die orientalische übergehend, sind die Kakadu, Plattschweifsittiche, Zwergpapageien und Lori; letztere gehen von der australischen Region bis Hinter- und Vorderindien. Die Familie der Edelpapageien gehört der nordaustralischen, orientalischen und äthiopischen Region an, von den Salomoninseln bis zur Westküste Afrikas.
Rein äthiopisch sind die Graupapageien. Im Gegensatz zu allen andern Papageien sind die Keilschwanzsittiche mit den Aras, Sittichen und Sperlingspapageien sowie die Stumpfschwanzpapageien mit sehr wenigen Ausnahmen neuweltlich, sie bewohnen besonders Süd- und Mittelamerika. Von den Taubenvögeln sind die Zahntauben, repräsentiert durch die einzige, dem Aussterben entgegengehende Art Didunculus, auf die Samoainseln beschränkt. Die Fruchttauben haben ihre Heimat im S. der Alten Welt und auf den Südsee-Inseln.
Die Baumtauben verbreiten sich über fast alle Subregionen, fast kosmopolitisch ist die Hauptgattung Holztaube; altweltlich sind die Ringeltaube und Felsentaube. Die Turteltaube findet sich außer in der Alten Welt, wo sie weit verbreitet ist, auch noch in der nearktischen Region; daselbst ist auch die durch ihre Wanderungen bekannte Wandertaube heimisch. Die Heimat der Lauftauben ist Neuguinea, der Malaiische Archipel, die Philippinen und für eine kleine Anzahl auch Südamerika. Die Flughühner, die zu den Hühnern hinüberführen, sind ausgesprochene Wüstentiere der Alten Welt. Der außergewöhnlichen Wanderung des hierher gehörigen Steppenhuhns ist auf der Karte nicht Rechnung getragen.
Die größte Unterordnung bilden die echten Hühner- oder Scharrvögel. Von ihnen sind die Wallnister beschränkt auf Australien, Neuguinea und einzelne Inseln des Malaiischen und Polynesischen Archipels; die Hokkohühner sind ausschließlich neotropisch, westlich der Andes fehlend. Die Fasanenvögel, die Pfauen und Fasanen umfassend, sind charakteristisch für das mittlere und östliche Asien und die Sundainseln, finden sich jedoch in den Truthühnern auch in Zentral- und Nordamerika und in den Perlhühnern in Afrika.
Von der Familie der Perlhühner gehört die Unterfamilie Erdhühner (Rebhuhn, Bambahuhn, Steinhuhn, Klippenhuhn, Wachtel) der östlichen Halbkugel an, hauptsächlich Asien und Afrika, aber auch Europa und Australien bis Neuseeland; dagegen sind die Baumhühner (Virginische Wachtel, Haubenwachtel) ausschließlich amerikanisch. Die Familie der Rauhfußhühner hat ihre Heimat im N. der Alten und Neuen Welt; Auerhuhn und Birkhuhn gehören der Alten, Präriehuhn der Neuen Welt, Schneehuhn und Haselhuhn beiden Hemisphären an. Die zweite Unterordnung der Hühnervögel, [* 21] die Steißhühner (Pampashuhn, Steißhuhn, Perlsteißhuhn), findet sich ausschließlich in den Pampas Südamerikas von Mexiko [* 22] bis Patagonien. Als dritte Unterordnung betrachtet die heutige Systematik die Schnepfenstrauße oder Kiwi, die auf Neuseeland beschränkt sind.
[Tafel VII, Karte 1, Rallenvögel, Kranichvögel, Suchvögel, Pinguine, Sturmvögel.] Von den Rallenvögeln ist die Gruppe der rallenartigen Vögel mit den überall verbreiteten Teichhühnern, Wasserhühnern, echten Rallen und den neotropischen Binsenhühnern kosmopolitisch, die Laufhühner sind dagegen auf die östliche Halbkugel, die Stelzenrallen auf Madagaskar beschränkt. Die Familien der Ordnung Kranichvögel haben eine sehr verschiedene Verbreitung.
Die Kraniche fehlen, von den polaren Regionen abgesehen, nur der neotropischen Region völlig. Die Schlangenstörche und Trompetenvögel sind dagegen beschränkt auf Südamerika bis Paraguay, [* 23] die Sonnenrallen auf Guayana und Kolumbien, die Rallenkraniche auf Neukaledonien. [* 24] Von den Suchvögeln gehören die Trappen den vier Kontinenten der östlichen Halbkugel an, die Regenpfeifer sind kosmopolitisch, die Dickfüße finden sich in Europa, Afrika, Südasien, Australien und dem nördlichen Südamerika;
die Brachschwalben verbreiten sich in der östlichen Hemisphäre;
die Reiherläufer bewohnen die Ostküste Afrikas, die Küsten Indiens und Arabiens;
die Scheidenschnäbel sind auf die Falklandinseln und Kerguelen beschränkt;
ebenfalls antarktisch, aber auch dem gemäßigten Süden Amerikas und den hohen Andes angehörig, sind die Sand lau fer.
Echt kosmopolitisch sind die Möwen, die die Meeresufer und Inseln aller Zonen bewohnen und sich auch auf Binnenseen finden. Die Schnepfenvögel kommen sämtlichen Erdteilen zu; kosmopolitisch sind von ihnen unter andern die Strandreiter, Wasserläufer, Sumpfschnepfen (Bekassine), auf die östliche Halbkugel beschränkt die Waldschnepfen. Die Familie der Blätterrallen findet sich in den Tropen aller Weltteile. Die letzte Familie der Suchvögel, die Flügeltaucher, hat ihre Heimat in den Nördlichen Eismeeren; auf der Karte ist die südliche Verbreitungsgrenze angegeben. Im Gegensatz hierzu ist die Ordnung der Pinguine auf die südlichen Teile der Weltmeere beschränkt. Die Sturmvögel haben ihre Heimat in den großen Weltmeeren und finden sich in allen Breiten von Pol zu Pol in verschiedenen Gattungen und Arten.
Falken, Neuweltgeier, Altweltgeier, Bart- oder Lämmergeier, Kranichgeier, Eulen. [* 25] Die Falken, Geierfalken, Weihen, Habichte, Milane, Bussarde, Adler [* 26] und echte Falken einschließend, sind in sämtlichen Regionen und Subregionen vertreten; eine völlig kosmopolitische Art unter ihnen ist der Fischadler. Die Familie der Neuweltgeier, zu denen der Kondor der Andes Südamerikas gehört, ist beschränkt auf Amerika vom 49. ° nördl. Br. bis zu den Falklandinseln; die Altweltgeier bewohnen die östliche Hemisphäre und finden sich südlich des Polarkreises in Europa, Asien und Afrika mit Ausnahme Madagaskars, Ceylons und der Malaiischen Inseln.
Die Lämmergeier, durch nur eine Art vertreten, bewohnen die Hochgebirge Europas, Asiens und in Afrika den Atlas [* 27] sowie die Hochgebirge im O. und S. Die Kranichgeier, mit der einzigen Art Sekretär, [* 28] finden sich in Afrika. Die Eulen gehen über die ganze Erde, von den äußersten Nordpolarregionen (Schneeeule) bis zu den entferntesten ozeanischen Inseln. Altweltlich sind unter andern Steinkauz, Wüstenkauz, Zwergeule; charakteristische Eulen der Neuen Wett die Höhleneulen. ¶
[Tafel VII, Karte 3, Stoßvogel, Wehrvögel, Kurzflügler.] [* 30] Von den Stoßvögeln, von denen die Raubvögel [* 31] auf eigner Karte behandelt sind, sind die Ruderfüßer kosmopolitisch; am weitesten verbreitet von diesen sind die Scharben, während Pelikane und Fregattvögel nur die wärmern Striche aller Erdteile bewohnen. Die zweite Gruppe, die der Schreitvögel, fehlt nur dem hohen Norden. Von ihnen sind Ibisse, Reiher, Störche in der Alten und Neuen Welt verbreitet (Störche fehlen nur Nordamerika).
Schattenvögel und Schuhvögel sind durch nur je eine Art einzig in Afrika vertreten. Die Flamingos bewohnen die wärmern Breiten Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas. Von den ebenfalls zu den Stoßvögeln gehörigen Steißfüßern bewohnen die Seetaucher die nördlichen Meere, von da an die Küsten kommend, die Lappentaucher stehende Binnengewässer aller Erdteile in allen Breiten. Sehr weit verbreitet sind die Entenvögel und unter ihnen wiederum die echten Enten; [* 32] vorwiegend altweltlich sind die Tauchenten, ausschließliche Meeresbewohner die Eiderenten, die Baumenten fehlen Europa.
Auch die Gänse bewohnen alle Erdteile und alle Zonen. Die Feldgänse bewohnen zum Teil die Meeresküsten (Meeresgänse), zum Teil das Binnenland beider Erdhälften; die Sporengänse nur Afrika, die Höhlengänse die östliche Halbkugel bis Neuseeland, die Hühnergänse Australien. Die Schwäne gehören der Alten und der Neuen Welt an. Die Ordnung der Wehrvögel ist auf Südamerika beschränkt. Von der Ordnung der Kurzflügler gehört die Gattung Emu Australien zu; ebenfalls in Australien, ferner in Neuguinea, Ceram und Neubritannien finden sich die Kasuare; die Nandus (Rhea) [* 33] bewohnen Südamerika vom 30.° südl. Br. bis zur Magelhaensstraße, und der afrikanische Strauß [* 34] endlich findet sich in den Wüstendistrikten Afrikas und den sandigen Steppen des südwestlichen Asien.
Schildkröten, [* 35] Krokodile, [* 36] Eidechsen, [* 37] Kammeidechsen, Schlangen. [* 38] Die Schildkröten (Chelonia) bewohnen die heißen und gemäßigten Zonen beider Erdhälften, es sind europäisch die Sumpfschildkröte, die griechische Landschildkröte und kaspische Schildkröte; reich vertreten sind Schildkröten in der äthiopischen, der orientalischen Region und in Nord- und Südamerika. In Australien leben nur Lurchschildkröten. Die Seeschildkröten sind über die wärmern Teile aller Ozeane verbreitet.
Die Ordnung der Krokodile (Crocodilia) gehört vorwiegend der heißen Zone an. Auf Amerika beschränkt ist die Gattung Kaiman (Alligator Cuv.), auf die orientalische Region die Gattung Gavial (Gavialis Cherr), während die Gattung Crocodilus Cuv. (Krokodil) sowohl der östlichen Halbkugel (Afrika, orientalische Region, Nordküste Australiens) als auch der westlichen (Amerika und Westindien) [* 39] angehört. Die Ordnung der Eidechsen (Sauria) ist kosmopolitisch, meidet jedoch die kältern Zonen und geht nicht über den Polarkreis;
sie ist am meisten verbreitet in der neotropischen Region;
zum Teil vikarieren Familien in ihrer Verbreitung (altweltliche Agamen und neuweltliche Iguanen);
die kosmopolitischen Geckos gehen selbst auf entlegene Inseln, andre sind in ihrem Vorkommen beschränkt, so die Teju-Eidechsen auf Amerika und viele Scinciden-Gattungen auf die australische Region.
Ganz isoliert steht in der heutigen Lebewelt die Ordnung der Rhynchocephalen, welche nur durch die Kammeidechse (Hatteria) repräsentiert wird; sie findet sich einzig auf Neuseeland, Die Ordnung der Schlangen (Ophidia) hat eine ähnliche Verbreitung wie die der Eidechsen, fehlt jedoch Neuseeland und vielen Inseln. Auch hier vikarieren verwandte Formen, so die Riesenschlangen der Alten und Neuen Welt (Python und Boa). Von Giftschlangen sind nur altweltlich die Vipern, in beiden Hemisphären heimisch dagegen die Grubenottern. Sehr verbreitet sind die Nattern, zu denen die Ringelnatter gehört; die Meer- oder Seeschlangen finden sich im Südlichen oder Stillen Ozean.
Froschlurche, Molche, Fischlurche, Schleichenlurche. Von den Amphibien haben die weiteste Verbreitung die Froschlurche (Anura), Frösche, [* 40] Kröten, Laubfrösche etc., sie sind auf unsrer Karte alle zusammengefaßt mit Ausscheidung der durch den Mangel der Zunge charakterisierten Aglossa; sie sind fast universell, doch haben nur die Familien der eigentlichen Frösche und der Polypedatidae die annähernd gleiche kosmopolitische Verbreitung der ganzen Gruppe; sie finden sich auf Madagaskar und den polynesischen Inseln, fehlen jedoch in Neuseeland.
Die Mehrzahl gehört den wärmern Gegenden an. Die Unken sind neotropisch und paläarktisch. Die Laubfrösche gehören sämtlichen Subregionen der neotropischen und nearktischen Region an, außerdem der paläarktischen Region mit Ausnahme Japans, ferner der indochinesischen Subregion, der austromalaiischen Subregion und dem australischen Festland an. Fast universell sind die Kröten. Von der durch den Mangel der Zunge ausgezeichneten Unterordnung der Froschlurche (Aglossa) ist die eine Gattung, Dactylethra, auf Afrika, soweit es der äthiopischen Region angehört, beschränkt, die andre, die bekannte Pipa, [* 41] findet sich in Guayana und Brasilien. [* 42]
Die zweite Ordnung der Amphibien, die Schwanzlurche [* 43] (Urodela), teilt sich ebenfalls in zwei Unterordnungen: Molche und Fischmolche. Die Molche (Salamandrina) sind charakteristisch für die nördlichen gemäßigten Regionen, sie fehlen völlig der äthiopischen und australischen Region und finden sich in der orientalischen nur in der indochinesischen Subregion; auf der westlichen Halbkugel sind die Molche charakteristisch für Nordamerika, nur einige wenige Arten gehen längs der Andes in die neotropische Region ein Stück weit hinein.
Die Fischlurche, die zweite Unterordnung der Schwanzlurche bildend, haben eine sehr versprengte Verbreitung. Japan [* 44] und Nordwestchina ist eigen der Riesensalamander, in den Flüssen Pennsylvaniens und Virginias lebt die Gattung Menopoma Hart., in den südlichen Vereinigten Staaten [* 45] von New Orleans bis Carolina die Gattung Amphiuma, im Schlamme der Sümpfe von Carolina die Gattung Siren L., endlich die Gattung Proteus Hm. in den unterirdischen Höhlengewässern Dalmatiens und Krains. Die letzte Ordnung der Amphibien, die Schleichenlurche umfassend, ist ebenfalls eigentümlich verbreitet; ihre Glieder [* 46] finden sich vereinzelt in den drei großen tropischen Regionen. Die Gattung Blindwühle im weitern Sinn lebt in der neotropischen, äthiopischen und orientalischen Region, Ceylon [* 47] gehört die interessante Gattung Fühlerwühle an, während die Lochwühle eigentümlich für Brasilien und Mexiko ist.
[Tafel VIII, Karte 3, tiergeogra
phische Meeresregionen und marine Nutztiere.] Den auf der Karte eingetragenen Meeresregionen
ist die Verbreitung der Küstentiere zu Grunde gelegt, die von andern Faktoren abhängig ist als die der
frei schwimmenden Scharen (s. Meeresfauna, Bd. 17).
1) Nordpolarregion.
¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Tiergeographie
oder Tierverbreitung, die Wissenschaft von der räumlichen
Verbreitung der Tiere, sowohl der horizontalen
als der vertikalen Richtung nach, also einerseits vom Äquator zu den Polen, andererseits von den größten Tiefen der Meere bis
zu den höchsten Spitzen der Gebirge. (Hierzu zwei Karten: Tiergeographie
I u. II nebst Erläuterungen.)
Die Tiergeographie
ist gleich wichtig für die Geographie wie für die Zoologie. Ersterer ist sie ein hervorragendes
Hilfsmittel für die Erkenntnis der Veränderungen, welche Gestalt und Zusammenhang der Erdteile im Laufe der Zeit erlitten
haben. Die Bedeutung für die Zoologie beruht hauptsächlich darauf, daß durch dies Studium viel Licht
[* 48] in die Verhältnisse der geschichtlichen Entwicklung der Tierstämme kommt. Man mag über die Entstehung der Arten denken,
wie man will, jedenfalls wird man zugeben müssen, daß das, was wir eine Art nennen, an irgend einer Stelle einmal zuerst
in wenigen Exemplaren aufgetreten sein muß, und diese Stelle kann man, nur der Bequemlichkeit halber
und ohne dem Worte eine dualistische Bedeutung beilegen zu wollen, das Schöpfungscentrum der Art nennen. Jedes für tierische
Wesen bewohnbare Gebiet der Erde hat seine charakteristische Tierwelt, seine lokale Fauna.
Je mehr Arten eine Gattung, und je mehr Gattungen eine Familie hat, desto weiter sind in der Regel beide verbreitet, es ist aber die Möglichkeit der Verbreitung für jede Art eine beschränkte, es giebt Hindernisse, die keine zu bewältigen vermag. Diese können in den Arten selbst liegen; manche sind spröde und gehen zu Grunde, ehe sie ihrer Umgebung durch Anpassung eine Konzession machen, solche Arten nennt man monotrop und sie haben ein sehr lokalisiertes Vorkommen, andere sind schmiegsam, sie sind polytrop und haben um so mehr die Fähigkeit, sich auszubreiten, je mehr sie das sind.
Von wirklich kosmopolitischen Formen kann man nicht reden, denn es giebt kein Tier, das auf dem Lande, im salzigen und süßen Wasser gleich gut leben und sich vermehren könnte, es giebt aber sehr weit verbreitete Land- und Wasserbewohner. Je gleichmäßiger die Verhältnisse sind, um so weiter werden sich die unter ihnen lebenden Geschöpfe, ohne daß sie es nötig haben, gerade polytrop zu sein, ausbreiten können, solche Verhältnisse bietet gegenwärtig nur die Tiefsee (s. Tiefseeleben).
Der erste große Schritt zur Differenzierung und Lokalisierung der Tierwelt geschah durch das Entstehen des Festlandes und die Anpassung an das Landleben. Festland wird an mehrern Punkten zugleich und selbständig entstanden sein, und wenn auch sonst die klimatischen Verhältnisse der Erde allenthalben noch dieselben gewesen sein mögen, so werden die Tiere, welche die getrennten Inseln und Inselchen zu bevölkern anfingen, obgleich ihre Ahnen Individuen derselben Arten waren, sich doch in ihrer Organisation nach und nach voneinander entfernt haben.
Eine gewisse Ähnlichkeit [* 49] der Faunen der verschiedensten Länder nach den Breitegraden, oder besser nach den Isothermen, läßt sich allerdings nicht verkennen, und während diese Ähnlichkeit im Norden infolge der stärker entwickelten und einander näher gerückten Landmassen sehr in die Augen fallend ist, verblaßt sie nach Süden zu in dem Maße, wie durch überwiegende Wasserflächen die Erdteile voneinander getrennt werden, immer mehr. Die unmittelbar um den Nordpol gelagerten Teile von drei (oder, wenn man Grönland als selbständig auffaßt, von vier) Weltteilen haben eine ¶
gemein-839
same, im wesentlichen aus denselben Gestalten zusammengesetzte cirkumpolare Fauna (weiß auf Karte I); die Tierwelt der gemäßigten Alten und Neuen Welt besteht, wenn auch aus andern, so doch oft sehr ähnlichen und einander vertretenden (sog. vikariierenden) Arten und zeigt eine große Übereinstimmung in der Physiognomie.
Es ist nun leicht begreiflich, daß der Bestand der Fauna eines Landes im Laufe der Zeit sich ändern muß; mit den örtlichen Verhältnissen ändern sich die Tierarten, manche sterben aus und neue wandern ein, so daß es oft sehr schwer, ja unmöglich ist, zu sagen, welche Geschöpfe an einer Lokalität wirklich autochthon sind. Das Einwandern neuer Arten wird um so leichter vor sich gehen, je besser dieselben aktiv oder passiv dazu befähigt sind oder je bequemer ein Land zu erreichen ist.
Fledermäuse, Insekten, [* 51] Vögel, obwohl diese letztern die modernste Wirbeltierordnung bilden, haben eine weitere Verbreitung, als andere langsame und an der Scholle haftende Tiere. Auch die Gegenwart passender Straßen erleichtert das Einwandern: solche Straßen sind Inselketten, wie die Alëuten und die Kurilen, die Thäler großer Ströme (z. B. für Einwanderungen nach Westeuropa die Donau, nach Norden der Rhein), bisweilen auch hohe Gebirge, namentlich Längsgebirge, welche es durch ihre Temperaturverhältnisse Tierarten des kalten und gemäßigten Tieflandes ermöglichen, weit gegen den Äquator hin vorzudringen - es reichten sich z. B. in den hohen Gebirgen Mexikos und der Landenge von Panama, [* 52] ja selbst Chiles eine arktische und antarktische Fauna die Hand. [* 53] So finden sich in allen Erdteilen zwei Faunen nebeneinander: eine altursprüngliche und eine (bisweilen auch mehrere hintereinander) sekundär eingewanderte. Es giebt aber Barrieren, welche die Tierarten bei ihrer Ausbreitung nur schwer oder gar nicht zu durchbrechen vermögen: solche Barrieren sind große, namentlich aber auch tiefe Meeresteile, Steppen und Wüsten, sehr hohe Gebirge, besonders wenn sie (wie die Alpen [* 54] und Himalajakette) mehr in der Richtung der Breitengrade verlaufen, und gewaltige Ströme, abgesehen von kleinern, mehr lokalisierten Hindernissen, wie wenn etwa schon an der betreffenden Stelle eine in gleicher Weise lebende, aber stärkere und daher im Kampfe ums Dasein siegreichere Art vorhanden wäre.
Wir können uns wohl vorstellen, wie in ungeheuer langen Zeiträumen Länder einmal innig miteinander vereinigt waren, dann sich mehr und mehr trennten und auf lange Zeit durch für Tiere unüberwindliche Schranken geschieden wurden, sich wieder, aber in anderer Kombination, hoben und vereinigten, und durch dieses abwechselnde Spiel von langdauernder Verbindung und Isolierung mußten die verschiedenen Faunen in ihrer oft so merkwürdigen Zusammenstellung und Mischung entstehen.
Meistens passen sich die Arten den veränderten Verhältnissen an; seltener aber bleiben sie, wenigstens in ihren Hauptmerkmalen, unverändert und von der neu hinzutretenden Fauna auffallend verschieden, sie bilden sog. Reliktenfaunen (so z. B. Glacialrelikte seit der Eiszeit, [* 55] Meerrelikte von noch frühern Epochen u. s. w.). Nach den jetzigen Verbreitungsverhältnissen teilt man die Erde in zoogeographische Regionen. Deren stellte Wallace folgende auf: Die australische Region (auf Karte 1 blau) besteht aus allem Lande östlich von einer durch die Bali-, Lombok- und Makassarstraße im Osten der Philippinen und Bonininseln bis zum 30.° nördl. Br. verlaufende Linie und umfaßt auch die Sandwich- und Marquesasinseln sowie im Südosten Neuseeland.
Diese Region befindet sich seit lange in der Isolierung, sie ist reich an altertümlichen Tiergestalten: hier allein werden Kloaktiere gefunden, hier hausen von den 36 bekannten Gattungen der Beuteltiere [* 56] 33, und von den 322 hier vorkommenden Vogelgattungen haben 204 in keinem andern Teile der Erde Vertreter, und es finden sich unter ihnen so merkwürdige Tiere wie die Paradiesvögel, die Kasuare, die Erdpapageien, die Kiwis, der Leierschwanz u. s. w. Hochcharakteristisch für die Region ist weiter der Reichtum an Papageien (44 Proz. der Arten) und Tauben. [* 57]
Die Einwanderung von Nordwesten her ist unbedeutend, und die eingewanderten Formen nehmen von Celebes nach Neuseeland stufenweise ab. Östlich und südöstlich von Neuguinea finden sich von Säugetieren außer Beuteltieren, die aber nicht weiter gehen als auf das kontinentale Australien und Tasmanien, nur Fledermäuse (fliegende Hunde [* 58] und in Neuseeland eine eigene echte Fledermaus als einzig autochthones Säugetier) und einige wenige Mäuse, also fliegende und hochgradig polytrope Formen und daneben noch ein, jedenfalls vom Menschen eingeführter und verwilderter Hund (der Dingo).
Ganz oben im Nordosten auf den Sandwichinseln mischen sich einige amerik. Elemente von Insekten und Reptilien bei, und manche Beziehungen der Fauna der Region zur südamerikanischen sind unverkennbar, es wäre aber übereilt, hieraus auf einen Zusammenhang der austral. Region mit Südamerika zu schließen. Solche Beziehungen finden sich öfter, so zwischen Südamerika und Westafrika, Afrika und Indien, Ostnordamerika und Europa, Westnordamerika und Ostasien, aber sie sind noch nicht beweisend für ein früheres Vorhandensein einer Atlantis oder einer Lemuria; derartige faunistische Anklänge können doch auch sonst verschiedene Ursachen haben, sie können auf ein durch Zufälligkeiten, Wind, Meeresströmungen [* 59] u. s. w. veranlaßtes langsames Einwandern deuten, manche sind aber gewiß nur sozusagen scheinbar specialer, in Wahrheit aber allgemeiner Natur. Es kann eine Gesellschaft von nahe verwandten Tierformen in der Vorwelt einst weit verbreitet gewesen sein, aber ihre große Masse starb aus, und nur hier und dort auf der Erde hielten sich unter ihnen besonders zusagenden Lebensbedingungen einige derselben, so daß man gegenwärtig einer wunderbar versprengten Verbreitung gegenübersteht, für die aber häufig durch das Studium der fossilen Formen ein Verständnis zu erlangen ist. Es ist wahr, in der Jetztwelt leben bloß in Südamerika und auf Malaka, Sumatra und Borneo Tapire, aber es ist, geologisch gesprochen, noch gar nicht so lange her, daß sie auch Bestandteile der westeurop. Fauna ausmachten. Makis bewohnen zur Zeit nur das tropische Afrika, Madagaskar und Ostindien [* 60] mit seinen Inseln, aber wir kennen Verwandte von ihnen aus dem Eocän Nordamerikas und Frankreichs. Nach der Eiszeit rückten eine Anzahl von Norden mit der Vergletscherung eingewanderte Formen in der nördl. Erdhälfte in die hohen Gebirge hinanf und bildeten hier eine Reliktenfauna.
Weniger isoliert als die australische ist die neotropische Region (auf der Karte grün), bestehend aus dem ganzen kontinentalen Südamerika nebst Westindien, den Galapagos, Falklandinseln, ¶
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Mas a Fuera und Juan Fernandez. Auch diese Region ist reich an originellen Formen; plattnasige Affen, [* 62] Lamas, Gürteltiere, Ameisenfresser, Faultiere, eine Anzahl merkwürdiger und altertümlicher Nagetiere [* 63] findet sich nur hier, über 700 Gattungen von Vögeln bewohnen diese Region und davon sind sechs Siebentel ausschließlich hier zu finden, wie unter anderm die wunderbaren Pfefferfresser und eine besondere Form der Strauße (Rhea). Merkwürdig reich ist auch die Fischfauna des süßen Wassers an Welsen.
Bereits hat zwischen der Fauna Südamerikas und der Nordamerikas, seitdem die Verbindung hergestellt ist, ein lebhafter Austausch stattgefunden. Von Norden eingewandert sind Hirsche, [* 64] Katzen, [* 65] Marder, [* 66] Bare, Sylvien, Zaunkönige, Wasseramseln, Waldsänger (Minotiltidae), nordische Laufkäfer [* 67] u. s. w., aber die meisten von ihnen finden sich mehr in den kühlen Bergen. [* 68] Es sind aber auch neotropische Formen in Nordamerika eingedrungen, zahlreiche Insekten, namentlich Schmetterlinge, [* 69] eine Reihe Vögel, Tanagras, Tyrannen, Kolibris, vielleicht auch wieder die Papageien, und von Säugetieren Opossums und Pekaris.
Ganz ähnlich wie die Verhältnisse Südamerikas zu Nordamerika als zoolog. Region liegen die der äthiopischen zu Europa-Asien. Die äthiopische Region (Karte orange) besteht aus ganz Afrika und Arabien südlich vom Wendekreis des Krebses, nebst Madagaskar, den Comoren, Seychellen und Maskarenen. Das tropische Afrika nebst Madagaskar ist vermutlich einmal ein Archipel gewesen mit einer charakteristischen Fauna, aber der jetzige kontinentale Teil hob sich, es verband sich ein Teil der einzelnen Inseln und im Norden wurden große Landstriche dem Meere entrückt; in dies neu gebildete Land fand eine starke Einwanderung aus Nordosten statt, es erschienen Affen, Katzen, Hyänen, Hunde, Marder, Pferde, [* 70] Rhinocerosse, Wiederkäuer, [* 71] zahlreiche Nagetiere, Springmäuse, Hasen, Eichhörnchen, Zaunkönige, Meisen, Spechte, Nashornvögel, Geier, Kraniche, Strauße u. s. w. und bevölkerten Afrika, aber keine einzige dieser Formen konnte bis jetzt das isoliert gebliebene Archipelstück Madagaskar erreichen, so daß sich auf dieser, von größern Raubtieren freien, an kleinern armen Insel ein originelles Tierleben erhalten und weiter entwickeln konnte, während vielfache Beziehungen zwischen den Faunen des kontinentalen Afrika, Europa und Asien sich herausbilden mußten.
Auch die indische oder orientalische Region (auf der Karte rosa) hat, nach Norden durch die große Landbarriere des Himalaja und im Osten und Westen durch breite oder tiefe Meere von den benachbarten Regionen getrennt und zum Teil in Inseln zerfallen, sehr viel Eigenartiges. Zu dieser Region gehört ganz Asien südlich vom Himalaja und Jang-tse-kiang mit den Inseln südlich von Japan und westlich der Grenzlinie der austral. Region (vgl. oben). Sie hat 118 Gattungen Säugetiere und davon finden sich 56 nur hier, während von den 342 Geschlechtern der Landvögel 62 ihr ausschließliches Eigentum sind.
Sie hat in Celebes manche Berührungspunkte mit der australischen, in Ostafrika mit der äthiop. Region, während sie mit der paläoarktischen (Europa, Nordafrika und Asien nördlich vom Himalaja und Jang-tse-kiang nebst dem japan. Archipel; auf der Karte gelb) hauptsächlich an zwei Stellen, im Westen in Südpersien und Afghanistan, [* 72] im Osten in Japan, sich mischt. Charakteristisch für die orient. Region sind unter anderm die Gibbons, die Koboldmakis, die Flattermakis, die Binturongs und andere Viverren, Sonnenbäre, von Vögeln die Drosselmeisen (Liotrichidae), die Pfauen, Argusfasane u. s. w.
Die paläoarktische Region bei ihrer ungeheuern Ausdehnung [* 73] hat nur 100 Gattungen von Säugetieren und 177 von Landvögeln, und von den erstern sind nur 29 und von den letztern 59 ihr speciell eigen. Besonders gut entwickelt in dieser Region sind Insektenfresser [* 74] und einige Steppenformen von Nagetieren, und unter den Vögeln die echten Sänger (Sylviidae), Meisen und namentlich in den südöstl. Gebirgen die Hühnervögel, von Insekten herrschen ganz besonders die Laufkäfer vor. Tropische Formen dringen in der südwestl. Hälfte ein (z. B. Honigsauger in Palästina, [* 75] Viverren, Stachelschweine bis Südeuropa u. s. w.) und dann wieder ganz im Osten nach Japan und der Küste entlang bis zum Amur.
Sehr nahe der paläoarktischen Region steht die neoarktische (auf der Karte violett), ganz Amerika nördlich vom Wendekreis des Krebses, arm an Säugetieren (74 Gattungen, 23 speciell eigentümliche), etwas reicher an Landvögeln (168 Gattungen, 41 ausschließlich hier vorhandene). Was die neoarktische Fauna von der paläoarktischen unterscheidet, sind im wesentlichen eingewanderte südamerik. Formen. Charakteristisch für Nordamerika sind Eichhörnchen, Hirsche, überhaupt Tiere der gemäßigten Waldgegenden, aber infolge der ausgedehnten Flußsysteme und Seen auch Süßwassertiere: Flußschildkröten, Lachse, Glanzschupper, geschwänzte Amphibien, Malermuscheln u. s. w.
Über die specielle Tiergeographie
von Deutschland
[* 76] vgl. die Erläuterungen zu Karte II.
Litteratur. Alfr. Russel Wallace, The geographical distribution of animals (2 Bde.,
Lond. 1876; deutsch von A. B. Meyer, 2 Bde., Dresd. 1876); E. L. Trouessart, Die geogr. Verbreitung der
Tiere (aus dem Französischen von W. Marshall, Lpz. 1892); Berghaus, Physik. Atlas (neue Aufl., Gotha
[* 77] 1886 fg., Abteilung «Tiergeographie»
,
bearb. von W. Marshall und Reichenau).