Tien-tsin
(Thien-tsin), Stadt in der chines. Provinz Pe-tschi-li, auf beiden, durch eine Schiffbrücke verbundenen Ufern des Pei-Ho, 75 km von dessen Mündung in den Golf von Pe-tschi-li, etwa 150 km von Peking. [* 2] Die chines. Bevölkerung [* 3] wird auf 950000 Seelen geschätzt. Tien-tsin bildet ein mit einem Graben und Mauer umgebenes, von geraden und schmutzigen Straßen durchzogenes Viereck, [* 4] hat eine Eisenbahn-, Marine- und Kriegsschule. Eisenbahnen führen nach Peking und Shan-hai-kwan.
Durch seine Lage am nördl. Ende des Kaiserkanals und der Verbindungsstelle des letztern mit dem Pei-Ho für den Handelsverkehr von ganz China, [* 5] namentlich den Durchgangshandel, von großer Bedeutung, wird Tien-tsin Hafen der Reichshauptstadt Peking und einer der Hauptknoten des Verkehrs zwischen dem Norden [* 6] und Süden des Landes. Oft ist aber der Fluß für große Seeschiffe zu seicht, auch Überschwemmungen kommen vor; während des Winters sperrt Eis [* 7] die Mündung. 1895 liefen 1352 Schiffe [* 8] mit 1,22 Mill. Registertons ein und aus, darunter 664 Dampfer.
Der Wert der fremden Einfuhr betrug 1896: 6 651 219, der der Ausfuhr 8 776 097 Haikwan-Taels. Eingeführt werden Baumwollwaren und Garne, Zucker, [* 9] Petroleum, Zündhölzchen; ausgeführt Thee, Wolle, Felle, Hörner, Kohlen, Medizinen und Sorghumbranntwein. Aus andern Teilen Chinas kommen Reis, Weizen, Seidenwaren u. s. w. nach Tien-tsin. Die Handelsniederlassung der Europäer liegt auf dem südl. Ufer des Pei-Ho, etwa 3 km von der chines. Stadt entfernt. Tien-tsin ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Zu Tien-tsin fand 24. und die Ratifikation der Friedensverträge zwischen China und England und Frankreich statt, durch welche China für den Handel mit dem Auslande geöffnet wurde. Zu Tien-tsin wurde der Friede mit Frankreich unterzeichnet, durch welchen Tongking [* 10] an Frankreich kam.