Tibur
,
das heutige
Tivoli (s. d.), in Latium am Abhange des Sabinergebirges, am
Abfall des Monte-Ripoli auf dem linken
Ufer des
Anio
(Teverone) gelegen, soll der spätern Sage nach von Siculern lange vor
Rom
[* 2] gegründet sein.
Als mächtige Stadt spielte sie in den
Kriegen der Latiner gegen
Rom eine Rolle, wurde aber 338
v. Chr. mit Präneste zusammen
von L. Furius
Camillus unterworfen und bildete von dieser Zeit an eine kleine Landstadt. Am Ausgang der Republik erhielt Tibur
durch
seine gesunde romantische
Lage als Villenvorort von
Rom wieder einige Bedeutung; namentlich
Horaz hat es
gefeiert.
Zahlreiche Reste liegen in der Nähe der Stadt, etwa 4 km entfernt, in der Ebene am Fuße der Hügel, die mehrere Stunden im Umfang messenden, höchst bedeutenden Ruinen der Villa des Kaisers Hadrian, um 130 n. Chr. gebaut, Fundstätte vieler hervorragender Kunstwerke. Von sonstigen Resten aus dem Altertum sind bemerkenswert: ein Rundtempel oberhalb der Fälle des Anio (s. Tafel: Römische Kunst [* 3] II, [* 1] Fig. 2), in der Nähe ein kleiner ionischer Pseudoperipteros (Kirche San Giorgio).
Im 16. Jahrh. gehörte Tivoli der Familie Este; Kardinal Ippolito d'Este ließ durch Pirro Ligorio 1549 hier eine Villa anlegen, welche eine der großartigsten Schöpfungen dieser Art und noch jetzt, trotz langer Vernachlässigung, eine der sehenswürdigsten Renaissanceanlagen ist. 1826 riß der Anio bei sehr starkem Hochwasser einen Teil des Ortes weg, worauf durch zwei den Monte-Catillo durchbohrende Tunnel [* 4] etwa der Hälfte des Flusses eine Ableitung oberhalb der Stadt geschaffen wurde (1835). -
Vgl. Viola, Storia di Tivoli (2 Bde., Rom 1819);
Nibby, Analisi della carta de' dintorni di Roma, [* 5] Bd. 3 (ebd. 1849);
Winnefeld, Die Villa des Hadrian bei Tivoli (Ergänzungsheft 3 der «Jahrbücher des königl. deutschen Archäologischen Instituts», Berl. 1895).