Threskiornis
,
s. Ibisse.
Threskiornis
3 Wörter, 25 Zeichen
Threskiornis,
s. Ibisse.
(Ibidinae), Unterfamilie aus der Ordnung der Watvögel [* 3] und der Familie der Ibisse (Hemiglottides), mittelgroße, kräftig gebaute Vögel [* 4] mit kleinem Kopf, mittellangem Hals, schlankem, langem, sichelförmig abwärts gekrümmtem, von der Wurzel [* 5] nach der Spitze allmählich verdünntem, rundem, nur an der Spitze hartem Schnabel mit einer Längsfurche auf dem Oberschnabel, mäßig hohen Füßen, ziemlich langen Zehen, deren drei vordere durch eine kleine Spannhaut vereinigt werden, schmalen, scharfen Krallen, großen, breiten, zugerundeten Flügeln, unter deren Schwingen die zweite am längsten ist, und kurzem, abgerundetem oder etwas ausgeschnittenem Schwanz.
Hierher gehört der Sichler (Sichelreiher, Schwarzschnepfe, Falcinellus igneus Gray), 60 cm lang, 98 cm breit, mit schlankem Leib, mittellangem Hals, langem, bogenförmigem Schnabel, mittellangen Füßen und längern, den kurzen Schwanz deckenden Flügeln, ist kastanienbraunrot, auf dem Scheitel, Rücken, den Schwung- und Steuerfedern dunkelbraun mit violettem oder grünlichem Schimmer, mit braunem Auge, [* 6] grüngrauem, nacktem Augenkreis, dunkelgrünem Schnabel und grüngrauem Fuß, lebt in allen Erdteilen, in Europa [* 7] nördlich bis zu den Donautiefländern und dem südlichen Polen, verfliegt sich bisweilen nach Deutschland, [* 8] findet sich in Brüchern, Morästen oder in deren Nähe, lebt gesellig und fliegt stets in zu einer langen Linie geordneten Gesellschaften. Er nährt sich von Insekten, [* 9] Muscheln, [* 10] Würmern, Fischen, Amphibien etc., nistet in buschreichen Sümpfen, am liebsten in alten Reihernestern und legt 3 bis 4 blaugrüne Eier; [* 11] sein Fleisch ist sehr schmackhaft.
Der rote Ibis (Ibis rubra Vieill.), 63 cm lang, dem vorigen sehr ähnlich, aber im Gesicht [* 12] nackt, gleichmäßig lebhaft scharlachrot, mit gelben Augen, fleischrotem, an der Spitze bräunlichem Schnabel und gelbroten Füßen, bewohnt Mittelamerika und das nördliche Südamerika [* 13] an den Küsten oder den Flußmündungen und nistet im Schilf. Die Jungen sind blaßbraun, unten weiß und werden erst nach der zweiten Mauser rot. Sie lassen sich leicht zähmen, und man bringt sie auch nach Europa, wo sie sich aber niemals so intensiv färben wie in der Heimat.
Der heilige Ibis (I. [Threskiornis] religiosa Gray, s. Tafel »Watvögel II«),
7,5 cm lang, 1,3 m breit, mit am Grund ziemlich dickem Schnabel, nacktem Kopf und Hals, verlängerten, zerschlissenen Schulterfedern und langen, starken Füßen, ist weiß, unter den Flügeln gelblich, mit bläulich-schwarzen Schwingenspitzen und Schulterfedern, karminroten Augen, schwarzem Schnabel und schwarzbraunen Füßen, lebt im südlichen Nubien, im Sudân, erscheint dort mit Beginn der Regenzeit, brütet und verschwindet mit seinen Jungen nach 3-4 Monaten wieder, ohne indes weit fortzuziehen. Seine Haltung ¶
ist würdevoll; er schreitet gemessen, fliegt leicht und schön und besitzt große geistige Fähigkeiten. Er lebt gesellig, nistet auf dornigen Mimosen, baut einfaches, kunstloses Nest und legt 3-4 weiße Eier. Er nährt sich hauptsächlich von Insekten, frißt aber auch Süßwasserweichtiere und kleine Lurche. [* 15] In der Gefangenschaft hält er sich gut, wird sehr zahm und zeigt sich stets friedlich, pflanzt sich auch bei guter Pflege fort. Im Sudân stellt man ihm nicht nach, verzehrt aber gern das Fleisch eines zufällig gefangenen.
Früher erschien der Ibis in Ägypten [* 16] mit dem Steigen des Nils und wurde deshalb heilig gehalten; sein Leib wurde einbalsamiert, und in der Pyramide von Sakkâra fanden sich Tausende von Ibismumien. Nach Herodot bekämpfte der Ibis Drachen, Schlangen [* 17] und andres Ungeziefer Ägyptens, und in Übereinstimmung mit dieser Sage und weiterer Ausführung derselben wußten die alten Schriftsteller die wunderbarsten Dinge vom Ibis zu erzählen. Derselbe galt als Lehrmeister des Menschen in vielen Dingen und sollte nach der Aussage der Priester von Hermopolis unsterblich sein. Älian u. a. bringen ihn mit dem Mond [* 18] in Verbindung: er soll sich mit der Zahl seiner Eier (4) nach dem Mond richten und sie in so viel Tagen ausbrüten, wie der Mond zur Vollendung seiner Bahn braucht.