(Fischthran, Fischöl), fettes Öl aus Seesäugetieren und Fischen. Die Waltiere und Robben, welche hauptsächlich
des Thrans halber gejagt werden, besitzen unter der Haut eine sehr starke Specklage, aus welcher man durch Auskochen den Thran gewinnt.
Früher geschah dies meist auf den Schiffen selbst, während man jetzt den in Fässern verpackten Speck
nach den Seestädten bringt und mit Dampf ausschmelzt. Frischer Speck liefert einen hellen Thran von mildem Geschmack und Geruch;
aus dem auf der Reise angefaulten Speck erhält man dagegen bei größerer Ausbeute einen dunkelbraunen Thran von widerlich scharfem
Geruch und Geschmack, nachdem eine etwas bessere Sorte vorher freiwillig abgeflossen ist.
Der braune Thran wird durch Schütteln mit Ätzkali oder Metallsalzlösungen, Lohbrühe oder Chlorkalk gereinigt und zum Teil
auch gebleicht. Heller Thran harzt stärker auf dem Leder als dunkler, bei höherer Temperatur durch Ausbraten gewonnener und erhält
die guten Eigenschaften des letztern, wenn man ihn auf 290° erhitzt. Der gewöhnliche Walfischthran,
zunächst vom Grönlandswal (Balaena Mysticetus) gewonnen, ist meist als weißer im Handel, obwohl davon auch eine gelbe und
braune Sorte existiert.
Der Thran vom Pottfisch oder Kachelot (Catodon macrocephalus) ist hell orangegelb, in dünnen Schichten lichtgelb, durchsichtig
klar, vom spez. Gew. 0,884, setzt
bei 8° nadelförmige Fettkristalle ab. Er dringt leicht in das Leder ein, schlägt aber gern durch. Delphinthran, hauptsächlich
aus dem Speck des Grindwals (Globiceps macrocephalus), im Norden Europas in großen Mengen erzeugt, ist leichtflüssig, zitronengelb,
von sehr starkem Geruch, scheidet bei 3° Fettkristalle ab und erstarrt erst bei niedriger Temperatur.
Er eignet sich bestens für die Sämischgerberei.
Der Döglingthran, aus dem Zwergwal (Balaenoptera rostrata) gewonnen, ist farblos bis braun, riecht sehr intensiv, gehört
zu den schlechten Thransorten und wird meist mit andern Thranen gemischt. Die Robbenthrane, zu denen der beliebte Dreikronenthran
gehört, werden aus dem Speck der Ohrenrobben (Otaria), Seehunde (Phoca) und Walrosse (Trichechus) auf verschiedenen
Meeren gewonnen. Diese Thrane sind viel geschätzter als die Walfischthrane. Da sie spezifisch schwerer sind, liefern
sie im Leder bessere Gewichtsergebnisse, wegen ihrer Dickflüssigkeit schlagen sie nicht leicht durch und mischen sich auch
gleichmäßiger mit dem Talg zu einer gleichförmigen Schmiere.
Dazu kommt, daß die Walthrane mit der Zeit an der Luft zu einer starren Masse eintrocknen, wobei das Leder steif, hart und brüchig
wird. Durch den Sämischprozeß wird der Walfischthran in ein braunes, dickes Öl (Moellon, Dégras) umgewandelt, welches nicht
mehr an der Luft trocknet und als vorzügliches Lederschmiermittel bekannt ist. Die Umwandlung, welche
der Walfischthran hier erfahren hat, muß auch auf andre Weise herbeigeführt werden können, wenigstens kommt als Baläneïn
ein im Handel vor, welcher viele wertvolle Eigenschaften des Dégras besitzt und dem Leder helle Farbe und große Milde verleiht.
Für die Sämischgerberei sind die Walfischthrane vorzuziehen, weil sie vermöge ihrer Dünnflüssigkeit
leichter als die Seehundsthrane in die Blöße eindringen. Von den Fischthranen ist der Thran vom Stockfisch oder Dorsch (Gadus
Morrhua) am wichtigsten. Er wird aus der Leber dieser beiden Fische, aber auch aus der Leber andrer Schellfische gewonnen, der
helle und braunblanke durch
Behandeln der Leber mit Dampf, der dickflüssigere, dunklere durch Ausbraten
der gedämpften Lebern über freiem Feuer.
Der Dampfthran bildet beim Lagern einen bedeutenden Bodensatz und braucht lange Zeit zum Abklären. Für die Benutzung als
Lederschmiere ist das Auskochen ebenso notwendig wie beim Wal- und Robbenthran. Heringsthran kommt weiß, blond und braun vor,
ist sehr dickflüssig, vom spez. Gew. 0,927, riecht und
schmeckt intensiv nach Seefischen. Der Gerberthran dieser Sorte ist bräunlich orangegelb, bleibt bei 0° noch flüssig und
setzt nur nach einiger Zeit festes Fett ab. Beim Lagern wird er bald ranzig und ziemlich sauer, was übrigens seiner guten Verwendbarkeit
als Schmiermittel nur wenig schadet.
Rochenthran, aus den Lebern von Trygon Pastinaca, Raja Giorna und Raja clavata, dem Dorschthran ähnlich, wird in italienischen
und südfranzösischen Gerbereien benutzt. Eine ergiebige Quelle ist durch den Haifischfang erschlossen; manche Leber soll 800 kg
Thran liefern. Über die Eigenschaften desselben als Lederschmiermittel ist noch nichts bekannt. An der Ostküste
Nordamerikas liefert die Meerbricke (Petromyzon maximus) einen Thran, der weniger als Dorschthran geschätzt wird. Die Leber des
Thunfisches (Thynnus vulgaris) wird jetzt ebenfalls auf Thran versotten. Guter Thunfischthran ist gelbbraun, dickflüssig, vom
spez. Gew. 0,9275, riecht mild nach Sardinen, erstarrt erst unter 0° und stellt sich den besten bisher
im Handel vorkommenden Thranen zur Seite.
(frz. huile de balaine, huile de poisson, engl.
train-oil, fish-oil). Diesen Namen führen im Handel lediglich diejenigen flüssigen Fette des Tierreichs, welche von Fischen
und Seesäugetieren gewonnen werden. Da man letztere im Volksleben auch mit zu den Fischen rechnet, wird
der T. überhaupt auch als Fischthran oder Fischöl bezeichnet, auch wenn er nicht von Fischen abstammt. Man hat folgende Arten
von T. zu unterscheiden:
1) Walfischthran (whale-oil); derselbe wird aus den Speckseiten der Wale oder sogenannter Walfische
auf folgende Weise gewonnen. Die Speckseiten werden von den Walfischfängern aus dem erlegten Tiere herausgeschnitten, in
Fässer verpackt und nach den Seehäfen geschafft. Während dieses Transportes erleidet die Zellgewebssubstanz der Fettmasse
eine Fäulnis und wird dadurch so erweicht und zum Teil zerstört, daß das Auslassen des T. sehr erleichtert
wird. Man bringt dann die Fettmasse in Fässer mit siebartig durchlöchertem Doppelboden; der T. fließt dann größtenteils
durch eine unten angebrachte Abflußöffnung von selbst ab. Er wird dann in Kesseln über freiem Feuer schwach erwärmt,
damit sich die Unreinigkeiten besser absetzen
mehr
und ein Teil der übelriechenden Stoffe sich verflüchtigt. In neuerer Zeit, wo es infolge der Ausrüstung von Dampfschiffen
zum Walfischfang möglich geworden ist, die Jagdbeute schneller an die Hafenorte zu schaffen, werden die Speckseiten daselbst
in größern Etablissements meist mit Dampf ausgeschmolzen. Je nach der bei der Thrangewinnung angewendeten größern
oder geringern Sorgfalt ist der Walfischthran entweder hellgelb oder bräunlich bis dunkelbraun; er hat ein spezifisches
Gewicht von 0,920 und einen unangenehmen Geruch, der sich beim Ranzigwerden noch verschlechtert. Von einem einzigen ausgewachsenen
Walfisch kann man 200-300 Ztr. T. erhalten; von denen des südlichen Eismeeres, die kleiner sind,
jedoch weniger. Dieser Südseethran wird besonders geschätzt.
2) Robbenthran (Seehundsthran, Neufundlandsthran, engl. dogfish-oil); diese Thransorte
kommt hauptsächlich von Neufundland, wo alljährlich 700000-800000 Stück Robben gefangen werden. Es geschieht dies hauptsächlich
im Frühjahre, wo diese Tiere am fettesten sind. Man erhält von einer großen Robbe 8-12, von einer kleinen 4-5 Gallons T. Dieser
ist besser, als der der Walfische, und wenn er ausgelassen wird, bevor die Fettmasse faulig angegangen ist, auch schön hell
und nicht übel riechend.
3) Döglingthran;
derselbe wird von einer besondern Art der Wale, dem Dögling (Balaena oder Chenodelphinus rostrata) gewonnen
und kommt hauptsächlich von den Faröerinseln;
er ist hellgelb, riecht aber unangenehm.
4) Walroßthran; diese Sorte ist dem Seehundsthran sehr ähnlich, aber seltner im Handel; man gewinnt diesen T. von
dem jetzt immer seltner werdenden Walroß (Trichechus Rosmarus), welches nur in den kälteren Gegenden des nördlichen Polarmeeres
noch angetroffen wird.
5) Delphinthran (Meerschweinthran, frz. huile de dauphin, huile de
marsonin, engl. delphine-oil); derselbe ist dem der andern Seesäugetiere ganz ähnlich, nur
etwas dünnflüssiger; man gewinnt ihn von dem in allen Meeren der nördlichen Halbkugel vorkommenden Delphinus delphis.
6) Haifischthran; man gewinnt ihn aus der Leber der verschiednen Arten von Haifisch (Carcharias verus, C. glaucus, C. leucas);
er ist hellgelb, von schwachem Geruche und brennt sehr gut in Lampen. Dasselbe gilt von 7) dem
Heringsthran (frz. huile de hareng, oil of herring), welcher in Schweden durch Auskochen
der Heringe, sowie der fettreichen Abfälle derselben mit Wasser bereitet wird. Der Leberthran ist in einem besondern Artikel
besprochen. Im Handel unterscheidet und benennt man den T. auch häufig nach den Bezugsarten, so hat
man: Archangeler (Walfisch- und Robbenthran), Bergener und Tromsoer (Leber- und andern T.), Grönländer (dänischer), Neufundländer
und Südseethran. Schwedischer (Dreikronenthran) ist ein aus verschiednen bessern Sorten zusammengemischter brauner T. zu
technischem Gebrauche. Der Farbe nach unterscheidet man braunen und blanken oder weißen T. - Die Verwendung
des T. ist eine ziemlich vielseitige; man benutzt ihn zum Sämischgerben, sowie zum Einfetten verschiedner
Ledersorten, ferner
als Zusatz zu Wichsen, als Schmiermittel und zur Herstellung der sogenannten schwarzen oder grünen Seife; in den nordischen
Küstenländern dient der T. auch zum Brennen in Lampen. Alle Thransorten lassen sich leicht daran erkennen,
daß sie sowohl mit Ätznatronlauge, als auch mit Schwefelsäure von 1,530 spezifischem Gewicht eine rote Farbe annehmen;
sirupdicke Phosphorsäure verhält sich ebenso. Man kann durch dieses Verhalten leicht einen Zusatz von T. zu andern fetten
Ölen nachweisen. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 26 c 3.
Fischthran, das aus dem Speck der Bartenwale oder Walfische, der Potfische, der Delphine und hauptsächlich der
Flossenfüßler (Seehunde, Seelöwen, Walrosse) gewonnene flüssige, ölige Fett. Der Thran, der am Orte des Fanges von selbst
aus dem in unten durchlöcherten Tonnen geschlagenen Speck ausfließt, ist der beste. Später wird der
auf dem Transport ranzig und faulig gewordene Speck in großen Pfannen ausgesotten, der hierdurch gewonnene geringere Thran durch
Filtrieren und Durchgehen durch Wasser gereinigt und der dabei sich bildende Bodensatz (Prutt) als Wagenschmiere, die fleischigen
und häutigen Reste aber zur Leimsiederei gebraucht.
Die Thran lassen sich ihrer Abstammung nach in Robbenthran (Walroß- und Robbenthran), Walthran (Potwal-, Dögling- und Walfischthran),
Leberthran (s. d.) und Fischthran (Herings-, Sprotten-, Sardinen-, Sardellen-, Pilchard- und Menhadenthran) einteilen, doch
sind die Unterschiede der einzelnen Sorten nicht ausgeprägt genug, um genaue Unterscheidungsmerkmale aufstellen zu können.
Das spec. Gewicht schwankt zwischen 0,915-0,930, bei 0° scheidet der Thran etwas festes Fett
ab; er besteht aus Oleïn, Palmitin und Stearin und kleinen Mengen von Glyceriden der Valeriansäure und ähnlichen flüchtigen
fetten Säuren. Alle Thransorten haben einen eigentümlichen Geruch und Fischgeschmack, brennen mit sehr leuchtender, aber
rußender Flamme und werden zur Beleuchtung, Zubereitung des Leders, zur Bereitung der Schmierseife u. s. w.
verwendet. Die Haupteinfuhr geht über England und Hamburg; die Zufuhr Hamburgs betrug (1896) gegen 100000 thran.