Thorberg
(Kt. Bern,
Amtsbez. Burgdorf,
Gem.
Krauchthal). 650 m. Erst Burg, dann Kloster, hernach Sitz eines Landvogts,
jetzt Strafanstalt, auf einem 60 m hohen Sandsteinfelsen über der Vereinigung des
Krauchthales und des
Lindenthales und an
einer Seitenstrasse von Bern
nach
Burgdorf; 1 km s.
Krauchthal und 6 km sö. der Station
Hindelbank der Linie
Olten-Bern. Telegraph,
Telephon. Das ganze
Quartier zählt 15
Häuser und 280 reform. Ew., die Strafanstalt allein 11
Häuser und 261 Ew. Die ersten
Besitzer der Burg waren die Ritter von Thorberg
(de
Porta oder de Tore), Dienstmannen der Herzoge von Zähringen und hernach
der
Grafen von
Kiburg.
Der erste urkundlich erwähnte
Herr von Thorberg
ist ein Albertus de
Porta 1175. Einer seiner Enkel, der
um 1335 gestorbene Johann von Thorberg
, Domdekan von Konstanz und Chorherr vom St. Ursusstift in Solothurn,
spielte als Geistlicher
eine bedeutende
Rolle. Der letzte dieses
Hauses war Peter von Thorberg
, Landvogt in Schwaben, Aargau
und Thurgau,
Burggraf zu
Rheinfelden und Hofmeister Herzog Leopolds III. von Oesterreich, ein durch seine
Härte berüchtigter Mann. Zum Zweck der Gründung
eines
¶
mehr
Gotteshauses schenkte ihm Kaiser Karl IV. die Güter von Thorberg
, die Peter vom deutschen Reiche zu Lehen hatte, samt den
Kirchensätzen von Krauchthal, Koppigen und Alchenstorf. An Stelle seiner im Sempacherkrieg 1386 von den Bernern zerstörten
Burg gründete dann Peter im Jahr 1397 ein Karthäuserkloster, das er mit allen seinen Besitzungen nebst
den genannten Kirchensätzen beschenkte. Die Schirmvogtei über das Kloster übergab er den Städten Bern
und Solothurn,
wozu später auch
Thun kam. In der Folgezeit wuchs durch Vergabungen der Wohlstand des Stiftes in dem Masse, dass es bei Eintritt der Reformation
eines der reichsten Klöster des Kantons war; unter anderm gehörte ihm das Bächigut (die sog. Chartreuse)
bei Thun. 1528 wurde das Kloster von der bernischen Regierung aufgehoben, worauf die meisten Mönche nach der Karthause Ittingen
bei Frauenfeld zogen.
Die Besitzungen und Gerechtsame des ehemaligen Klosters wurden von da an bis 1798 durch einen Landvogt mit Sitz in Thorberg
verwaltet. Es gab deren 53 mit je sechsjähriger Amtsdauer. 1803 wurde die Vogtei unter die Aemter Bern
und Burgdorf geteilt, wobei
Thorberg
mit Krauchthal an Burgdorf kam. Das im Jahr 1755 umgebaute Schloss wurde zu einer Armenanstalt eingerichtet und 1848 in
eine Strafanstalt umgewandelt. Neben verschiedenen Gewerben werden die Sträflinge auch zum Betrieb der
ausgedehnten Landwirtschaft verwendet. 1840 diente Thorberg
als Gefängnis für die Führer der unter dem Namen der Erlacherhof-Verschwörung
bekannten reaktionären Bewegung. Fund einer Goldmünze mit dem Bildnis Philipps von Makedonien und von Münzen aus Bronze.
Vergleiche Stettlers Versuch einer urkundlichen, Geschichte der Ritter von Thorberg
(in den Abhandlungen
des historischen Vereins des Kantons Bern.
I). - Mülinen, von. Heimatkunde des Kantons Bern.
3. Heft. Bern
1883. - Nicklès, abbé. L'Ancienne Chartreuse
de Thorberg.
Fribourg 1894.