Thor
,
in der Architektur, s. Portal.
Thor
2 Seiten, 1'027 Wörter, 6'800 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Thor,
in der Architektur, s. Portal.
Thor
(Thunar), in der nord. Mythologie Gott des Donners, dem deutschen Donar (s. d.) entsprechend, war der erste Sohn des Odin und der Jörd (Erde) und genoß unter allen Asen das höchste Ansehen. Er wird geschildert als ein Wesen von jugendlicher Frische, mit rotem Bart und von ungeheurer Stärke, [* 2] furchtbar besonders durch drei Kleinode: den Donnerhammer Miölnir, der geschleudert sein Ziel nie verfehlte und von selbst zurückkehrte, den Machtgürtel Megingiard und die Eisenhandschuhe. Er lag in steter Fehde mit dem Riesengeschlecht der Joten und Thursen, auch mit der Jormungandr (Midgardschlange). Später erlegte er diese bei der Götterdämmerung, doch wurde er hierbei selbst durch ihren Gifthauch getötet. Seine Gattin, die Erdgöttin Sif (s. d.), brachte ihm aus früherer Ehe den schnellen Bogenschützen Uller zu und gebar ihm eine Tochter, Thrud (»Kraft«), [* 3]
während er von der Jotin Jarnsaxa zwei Söhne, Magin (»Stärke«) ¶
und Modi (»Mut«),
besaß. Sein gewöhnlicher Wohnsitz war Thrudheim (»Land der Stärke«); doch hatte er auch eine Wohnung in Asgard,
Namens Thrudwangr. Von ihm hat der Donnerstag (Thorstag
) den Namen.
Vgl. Uhland, Der Mythus vom Thor
(Stuttg. 1836, und im 6. Bd.
der »Schriften«).
Thor,
Le, [* 5] Flecken im franz. Departement Vaucluse, Arrondissement Avignon, an einem Arm der Sorgues und an der Eisenbahn Avignon-Cavaillon, hat eine gut erhaltene Kirche (im Übergangsstil), Seidenspinnerei, Papierfabrikation, [* 6] Gipserzeugung und (1881) 1462 Einw.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Thor
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen, Gem. Tobel).
589 m. Gruppe von 5 Häusern;
1,9 km onö. Tobel und 8 km nö. der Station Münchwilen der Strassenbahn Frauenfeld-Wil. 36 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Tobel.
Thor
(Kt. Uri). Etwa 2470 m. Auf der Siegfriedkarte unbenannter einziger Uebergang über die Mauer der Gitschenstöcke in der Urirotstockgruppe, zwischen den Punkten 2521 und 2577 m. Ziemlich schwieriger Uebergang aus dem Gitschenthal ins Kleinthal.
Vergl. den Führer durch die Urner Alpen des A. A. C. Zürich (Bd II, 1905).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Thor
(frz. portail), der Haupteingang, der je nach dem Zweck verschieden ausgebildet
wird. Man unterscheidet: Hausthor
(Thorweg
), Stadtthor
, Festungsthor, Tempelthor (s. auch Pylonen),
Kirchenthor
, Schloßthor, Parkthor u. s. w. Abgesehen von den Kirchenthoren
(s.
Portal, Tympanum), die einen wichtigen Teil der Façadenarchitektur ausmachen, bieten vor allem die Stadtthore
ein baukünstlerisches Interesse. (Hierzu die Tafeln: Thore I und II.) Sicher hat schon im frühen Altertum jede mit Wall oder
Mauern umgebene Stadt Thor gehabt, die den Verkehr nach außen und innen ermöglichten; doch läßt sich das System der (befestigten)
Stadtthore erst bei den Römern genauer verfolgen.
Bekannt ist die Befestigung Roms (s. d., antik) im 3. Jahrh. n. Chr. durch die Aureliansmauer, die von 14 Thor durchbrochen war. Die römischen Thor bestanden aus einem äußern, durch ein Fallgatter, und einem innern, durch eine eisenbeschlagene Thür abzuschließenden Thorweg; seitlich wurden diese Thor von zwei im Halbkreis vorragenden Türmen flankiert. Von den aus dem röm. Altertum erhaltenen Thor ist berühmt die Porta Nigra in Trier [* 7] (s. d. und Taf. I, [* 8] Fig. 1). Antike Stadtthore finden sich ferner zu Autun und Nimes. [* 9] Das Mittelalter bildete dies System weiter, indem es vor das so befestigte Thor noch eine Zugbrücke über den Wallgraben (s. Tafel: Burgen [* 10] I, [* 8] Fig. 5) anlegte, den Thorweg zum Zwinger ausbildete und ihn rings mit Wehrzungen umgab, um von diesen aus den eindringenden Feind beschießen zu können. Am Rhein und an der Donau (z. B. in Köln, [* 11] Basel [* 12] [s. Tafel: Thore I, [* 8] Fig. 2] und Regensburg) [* 13] wirkten die röm. Vorbilder am entschiedensten.
Ferner wurde über einem Thor ein hoher Wart- oder Verteidigungsturm (Thorturm) errichtet, so bei Brückenthoren, z. B. an der Karlsbrücke in Prag [* 14] (s. Taf. I, [* 8] Fig. 5), der 1883 restaurierte, die innere Stadt abschließende Pulverturm ebenda (s. Taf. I, [* 8] Fig. 7), Altpörtel zu Speyer [* 15] (s. Taf. I, [* 8] Fig. 6). Von Interesse sind aus der got. Epoche besonders die in Backstein aufgeführten Stadtthore in norddeutschen Städten, wie Neubrandenburg [* 16] (vier solcher ¶
s. Taf. I, [* 17] Fig. 3), das Ünglinger Thor zu Stendal [* 18] u. a. Hierher gehört auch das durch seine spitzen Türme charakterisierte Holstenthor in Lübeck [* 19] (s. Taf. I, [* 17] Fig. 4). In der Zeit der Renaissance bildete man die Thor häufig den antiken Triumphbogen (s. d.) nach. Die Porta Capuana zu Neapel, [* 20] Porta San Pietro zu Perugia sind die ersten Versuche; die Thor, die Sanmicheli als Festungsbaumeister Venedigs dort und in Verona [* 21] errichtete, stellen den Typus fest. Die deutschen Renaissancethore behalten zunächst den got. Baustil, nehmen aber um die Mitte des 16. Jahrh. ähnliche Formen wie in Italien [* 22] an; desgleichen auch in Spanien, [* 23] wo unter anderm zu Burgos 1539 ein festungsartiges, mit Türmen und Statuen geschmücktes Thor als Triumphbogen für Fernan Gonzalez errichtet wurde. Die spätern Renaissancestile legten zum Teil großes Gewicht auf die künstlerische Ausbildung der Thor; einzelne davon sind bei Zerstörung der Festungsgürtel als besondere Prunkstücke stehen geblieben (z. B. in Stettin, [* 24] s. Taf. II, [* 17] Fig. 3; in Madrid, [* 25] s. Taf. II, [* 17] Fig. 1). Eine antik-klassische Bauart zeigen das Brandenburger in Berlin [* 26] (s. Taf. II, [* 17] Fig. 2) und die Propyläen in München [* 27] (s. Taf. II, [* 17] Fig. 4), die beide nach dem Vorbild der Propyläen (s. d.) in Athen [* 28] erbaut sind.
der alte Hauptgott der Skandinavier vor der Einwanderung des Odinkultes, der altdeutsche Donar (s. d.). Er ist der Freund der Menschen und ihr kräftiger Beschützer vor den Riesen. Als solchen behandelt ihn besonders die norweg. Volksdichtung. In der skaldischen Dichtung ist Thor der Sohn Odins und der Jörd. Als seine Frau nennen dieselben Quellen die Sif, beider Söhne sind Magni (d. i. Kraft) und Módhi (heftiger Sinn), ihre Tochter Thrúdh. In demselben Kreise [* 29] von Dichtern ist ein beliebtes Thema T.s Kampf mit der die Erde umfassenden Midgardsschlange, mit der er auch beim Göttergeschick zu kämpfen hat und von der er getötet wird. In seiner Begleitung befinden sich das blitzschnelle Geschwisterpaar Thyálsi und Röskva. Mit seinem Hammer [* 30] weihte Thor die Rechtsverträge und besonders die mit Runen [* 31] (s. d.) versehenen Steine, die Toten gesetzt wurden. Als die Odinsverehrung am königl. Hofe immer mehr zur Geltung gelangte, blieb Thor der Gott der freien Bauern; in dieser Stellung hat er sich erhalten bis zum Untergang des Heidentums. Verehrt wurde Thor besonders in Norwegen, [* 32] wo ihm überall Tempel [* 33] errichtet waren. -
Vgl. L. Uhland, Der Mythus von Thor nach nordischen Quellen (Stuttg. 1836; neu gedruckt in Uhlands «Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage» und im 2. Bande der Uhland-Ausgabe von Friedr. Brandes, Lpz. 1893).