Titel
Thonwaren
,
[* 3] nächst den Geweben die ältesten und am mannigfachsten angewendeten Erzeugnisse des Gewerbfleißes. Die
gegenwärtig hergestellten Thonwaren
teilt man nach der innern Beschaffenheit der gebrannten
Masse (des Scherbens)
in dichte und poröse.
Jene sind während des
Brennens so stark erhitzt worden, daß ihre
Masse zusammengesintert (aufgelöst,
zerflossen) erscheint; sie sind im
Bruch mehr oder weniger glasartig, undurchdringlich für Wasser, hellklingend und geben
am
Stahl Funken.
Dagegen sind die porösen Thonwaren
nicht verglast, daher mehr oder weniger locker; der
Bruch ist erdig, die
Masse zerreiblich, läßt in unglasiertem Zustand Wasser durch und klebt an der
Zunge. Die gebrannte Ware, mag sie porös oder
dicht sein, bleibt entweder rauh, oder sie wird mit einer glasartigen
Masse, der
Glasur (s. d.), überzogen. (Manche unglasierte
Steinzeug- oder
Töpferwaren werden auch lackiert und dann im
Handel als
Siderolith oder
Terralith bezeichnet.)
Bei den dichten
Thonwaren
unterscheidet man nach
Brongniart und
Knapp:
A. Durchscheinende a. Strengflüssige (Hartporzellan):
1) Echtes Porzellan, dessen Masse aus einem innigen Gemenge von reinem farblosen Kaolin, Feldspat und Quarz besteht; sie wird zunächst schwach gebrannt, dann glasiert und nun bei sehr hoher Temperatur gar gebrannt. Die Glasur wird aus Kaolin, Quarz und kohlensaurem Kalk mit oder ohne Feldspatzusatz bereitet. Zu den Hartporzellanen gehören diejenigen der königl. Manufakturen in Charlottenburg, [* 4] Meißen, [* 5] Nymphenburg, sowie dasjenige von Sèvres. Den ¶
mehr
übergang zu den Weichporzellanen bilden die chines. und japan. Porzellane und das Seger-Porzellan, ein in mäßigem Umfange zu Charlottenburg hergestelltes Porzellan. b. Leichtflüssige (Weichporzellan).
2) Englisches Porzellan wird aus kalkhaltiger Porzellanerde (Cornish clay), einem feldspatartigen Material (Cornish stone), plastischem Thon mit Feuerstein und Knochenasche hergestellt und wegen des Zusatzes der letztern auch Knochenporzellan genannt. Erst wird bei höherer Temperatur die Masse, dann in einer zweiten, gelindern Hitze die bleihaltige Glasur gebrannt.
3) Französisches Frittenporzellan ist ein unvollständig geschmolzenes Alkali-Erdsilikat ohne Thonzusatz mit bleihaltiger
Glasur, gehört also eigentlich nicht zu den Thonwaren;
demselben steht das Heißgußporzellan oder Kryolithglas sehr nahe. Aus
einer Masse, ähnlich der des engl. Porzellans, nur daß sie strengflüssiger ist, besteht das
unglasierte parische Porzellan oder Parian; eine in der Mitte zwischen Steinzeug und Parian stehende Masse wird Carrara genannt.
B. Nicht durchscheinende a. Weißes
[* 7] unglasiertes Steingut (Wedgwood, englisches Steingut), b. Gemeines Steinzeug mit Salzglasur.
Die Masse besteht aus plastischem Thon (Pfeifenthon), dem zur Verminderung des Schwindens zuweilen Sand
zugesetzt wird. Zwischen die Thonwaren
mit geflossenem und diejenigen mit porösem Scherben ist das Steingut einzuordnen, dessen
Scherben nur noch wenig porös aber noch nicht geflossen ist. Die Masse besteht aus weniger feuerfestem, sich weiß brennendem
Thon mit Zusatz von Kaolin und Feuerstein.
Die Glasur ist borsäure- oder bleioxydhaltig, durchsichtig. Zu den Thonwaren
mit porösem Scherben rechnet man:
1) die feine Fayence, [* 8] besteht aus sich weiß oder gelblich brennendem, wenig feuerfestem Thon mit durchsichtiger, bleihaltiger Glasur;
2) die gewöhnliche Fayence, aus sich gelblich brennendem Thon oder Thonmergel, mit undurchsichtiger weißer oder gefärbter Zinnglasur. Hierzu gehören die mit Ornamenten und [* 6] Figurenmalereien geschmückten Majolikagefäße, die holländ. Fayence (Delfter Ware), Ofenkacheln u. s. w.;
3) die gemeine Töpferware, irdene Ware oder Töpferzeug, wird aus Töpferthon und Thonmergel mit Blei- oder Erdglasur hergestellt, durch Metalloxyde gefärbt und nur einmal (mit der Glasur) gebrannt;
4) poröse unglasierte Thonwaren
,. Terracotta, die zu Drainröhren, Blumentöpfen, Thonpfeifen und Kühlkrügen,
neuerdings auch vielfach zu großen
[* 6]
Figuren, architektonischen Ornamenten, den sog.
Bauterrakotten (s. Terracotta) Verwendung findet. Hieran schließen sich die feuerfesten Thonwaren
und die Ziegel. Feuerfeste
[* 9] Schmelztiegel
werden aus feuerfestem Thon, mit grobem Sand, auch mit Graphit vermischt, verfertigt. Über die aus Thonmasse
bestehenden feuerfesten Steine s. Chamotte. Die Ziegel (Mauersteine,
[* 10] Backsteine und Dachsteine) werden aus Lehm, magerm Töpferthon
oder Kalkmergel mit Zusatz von Sand hergestellt, durch Eisen
[* 11] gelb bis rot und braun gefärbt und zuweilen glasiert. Über die
technische Herstellung der s. Thonwarenfabrikation;
[* 12] über die künstlerische Behandlung derselben s. Fayence,
Fliesen,
[* 13] Majolika, Porzellan, Terracotta u. s. w.