Thon
,
die durch Verwitterung Aluminiumsilikat enthaltender
Mineralien
[* 2] (z. B. der Feldspate) entstandenen steinigen
bis erdigen
Stoffe. Diese lagern entweder an der
Stelle, an welcher sich ihr Muttergestein befand, und heißen dann Thon
primärer
Lagerstätte, welche auch als Porzellanerde oder
Kaolin (s. d.) bezeichnet werden, oder sie sind durch
einen natürlichen Schlämmprozeß vom Ursprungsorte fortgeführt und haben sich aus dem Wasser, meist in regelmäßigen
Lagern abgesetzt: Thon
sekundärer Lagerstätte.
Thonwaren (Porzellanfa

* 3
Thonwaren.
Der Hauptbestandteil beider
Arten von Thon
ist ein wasserhaltiges Aluminiumsilikat, doch tritt dieses fast nie in annähernd
reinem Zustande auf, sondern die Thon
enthalten infolge der mechan. Wirkung der
Verwitterung mehr
oder weniger große Mengen innig fein zerteilter Trümmer von Quarz, Feldspat oder andern Silikaten beigemengt.
Ihre Menge ist wesentlich bestimmend für die Anwendung der Thon
verschiedener Fundstätten zur Herstellung von
Thonwaren
[* 3] (s. d.). Danach unterscheidet man unter dem Thon
sekundärer
Lagerstätte z. B. feuerfeste Thon
, Pfeifenthone, von denen die erstern
geringere, die letztern schon größere Mengen von Nebenbestandteilen enthalten.
Sehr unrein sind die
Töpfer- und Ziegelthone
, die
Lehm- und Mergelsorten, von denen die drei erstern viel
Eisenoxyd und Sand
neben kohlensaurem Kalk, die letztern besonders viel kohlensauren Kalk enthalten. Die Thon
haben die Eigenschaft,
mit Wasser angerührt, bildsame plastische
Massen zu geben. Auch können sie fremde, nichtplastische
Stoffe
umhüllen und festhalten, ohne ihre Plasticität zu verlieren (Bindevermögen). Je nachdem die reine Thon
substanz oder nichtplastische
Körper in den Vordergrund treten, spricht man von fetten und magern Thon
und von
Magerungsmitteln.
Beim
Trocknen der geformten
Thonwaren rücken die kleinsten Teilchen einander näher, indem das zwischen
ihnen befindliche Wasser verdunstet, die Ware zieht sich zusammen, erleidet Luftschwindung; bei höherer
Temperatur entweicht
das letzte Wasser, aber auch bei weiter gesteigerter Hitze zieht sich die Thon
masse noch weiter zusammen und wird dichter
und fester (Feuerschwindung). Das
Brennen der Thon
verleiht den ihnen in feuchtem Zustande erteilten Formen
die nötige Beständigkeit.
Bei noch höhern, für die einzelnen Thon je nach ihrer Reinheit sehr verschiedenen Temperaturen schmelzen diese. Die Thon, besonders die reinen, dienen nicht nur zur Herstellung der Thonwaren, sondern auch der Ultramarine, zum Versetzen der Papiermasse (unter dem Namen Lenzin), zur Bereitung der schwefelsauren Thonerde und der Alaune u. s. w. Große landwirtschaftliche Bedeutung hat der Thon als Komponent einer jeden Ackererde; er ist der wesentliche Bestandteil der Feinerde (s. d.), und deren Eigenschaft, wertvolle Pflanzennährstoffe aus der Bodenflüssigkeit zu absorbieren und also vor dem Versinken in den Untergrund zu bewahren, wird in der Hauptsache durch die Anwesenheit des Thon und durch dessen Gehalt an Zeolithen sowie an Thonerde- und Eisenhydroxyd bewirkt.
Mikroskop

* 4
Mikroskop.Unter dem Mikroskop [* 4] zeigen die kleinsten Teilchen des Thon Kugelgestalt und bilden Anhäufungen von fischrogenartigem Charakter, wodurch anscheinend seine Plasticität und seine große, wasserhaltende Kraft [* 5] bedingt wird, und diese ist von maßgebendem Einfluß auf die Feuchtigkeitsverhältnisse und Erwärmungsfähigkeit des Bodens. Überwiegt der Thongehalt zu sehr (Thonboden enthält über 50 Prozent Thon), so wird der Boden steif, naß und infolge der hohen specifischen Wärme [* 6] des Wassers kalt. Stärkere Thonschichten sind für Wasser völlig undurchlässig; sehr häufig bilden sie die tragenden Schichten für das Grundwasser [* 7] und sind daher wichtig für hydrologische Untersuchungen. -
Vgl. Seyst, Die Thonsubstanzen (Berl. 1879).