die dann vereinigt unter dem
Namen: »Seasons« (deutsch von
Soltau, Braunschw. 1823; von Bruckbräu,
Münch. 1836) erschienen.
In diesen Gedichten gibt Thomson eine originelle
Beschreibung der Naturerscheinungen, die er mit aufmerksamem und liebevollem
Auge
[* 4] begleitet;
Die Eintönigkeit aber, die ein bloß beschreibendes
Gedicht kaum würde vermeiden können, weiß Thomson zu umgehen, indem er in lieblichen und ergreifenden
Episoden den
Menschen in
seinem
Verhältnis zu den Mächten der
Natur und im
Kampf mit denselben vorführt.
Haydn hat das Gedicht im
Auszug komponiert. 1731 begleitete
Thomson einen Sohn des nachmaligen
Lord-KanzlersSirCharlesTalbot auf seinen
Reisen durch den
Kontinent. Nachdem
er bis
TalbotsTod im
Genuß einer einträglichen
Sinekure gestanden, erhielt er vom
Prinzen von
Wales einen Jahrgehalt von 100 Pfd. Sterl.
und
die
Stelle eines Oberaufsehers über die
Antillen. Er starb Fast noch höher als die
»Seasons« steht »The castle
of indolence«, ein allegorisches Gedicht in der Spenserstrophe und eine der besten
Nachahmungen des Spenserschen
Stils.
AndreProduktionen von Thomson sind die trefflichen patriotischen Gedichte: »Liberty«
und »Britannia«. Am schwächsten
ist er in seinen fünf
Tragödien (darunter
»Sophonisbe« und »Tancred and Sigismunda«).
Noch
ein kleines von ihm mit einem Schulfreund,
Mallet, gemeinschaftlich geschriebenes
Stück:
»Alfred«, verdient
Erwähnung, weil in ihm zuerst das berühmte englische
Volkslied
»Rule Britannia« vorkommt. Eine Gesamtausgabe von Thomsons
Werken erschien zu
Edinburg 1768, 4 Bde. (in neuer
Ausgabe 1874). Des Dichters
Leben beschrieb Murdoch (Lond. 1803, 3 Bde.).
Glasgow. Seine erste Arbeit (1841) behandelte die Wärmeleitung
[* 15] in homogenen festen Körpern und deren Beziehung zur mathematischen
Theorie der Elektrizität.
[* 16] Sie erschien mit vielen andern Arbeiten aus dem Gebiet der Elektrizität und des Magnetismus
[* 17] in dem
Werk »Reprint of papers on electricity and magnetism« (Lond.
1872, 2. Aufl. 1884). Thomson lieferte auch verschiedene Elektrometer,
[* 18] von denen das Quadrantelektrometer für
die feinsten elektrischen Messungen große Verbreitung, namentlich zu Untersuchungen über die atmosphärische Elektrizität,
gefunden hat, während sein Spiegelgalvanometer in der Geschichte der unterseeischen Telegraphie Epoche machte.
Auf dem Gebiet der mechanischen Wärmetheorie haben seine Arbeiten neben denen von Clausius am meisten zur
Entwickelung der Theorie beigetragen. In England hat man versucht, Thomson überhaupt als den Begründer der neuen Wärmetheorie hinzustellen;
indes hat Clausius zuerst 1850 die aus dem von Mayer 1842 ausgesprochenen Prinzip von der Erhaltung derKraft
[* 19] sich ergebenden
Folgerungen in der mathematischen Behandlung der Wärmeerscheinungen verwertet. Dann aber gehen die Arbeiten
von Thomson und Clausius einander so nahe parallel, daß es manchmal schwer fällt, zu unterscheiden, welcher von beiden Forschern
gewisse Sätze zuerst entwickelt hat.
Ebenso wie Clausius hat auch Thomson die Prinzipien der mechanischen Wärmetheorie auf andern Gebieten der Physik verwertet; so entwickelte
er sofort eine mechanische Theorie der chemischen Zersetzung durch den elektrischen Strom und eine Theorie
der Thermoströme. Letztere führte ihn zu der Entdeckung der positiven oder negativen Fortführung der Wärme
[* 20] durch den galvanischen
Strom, wie er die Erscheinung bezeichnete. Hervorragendes leistete Thomson auf dem Gebiet der unterseeischen Telegraphie.
Seine theoretischen und experimentellen Arbeiten, ganz besonders seit 1858, als das erste gelegte Kabel
zwischen England und Amerika
[* 21] seine Dienste so bald versagte, haben zu den später erreichten Erfolgen auf das erheblichste beigetragen.
In Anerkennung dieser Leistungen wurde er bei der Rückkehr von der Legung des Kabels 1866, an der er sich selbst beteiligt
hatte, zum Ritter ernannt. Ein Beweis von der Vielseitigkeit des Mannes sind seine Untersuchungen über
Ebbe und Flut, über die Gestalt der Erde, über die Frage, ob das Innere der Erde fest oder flüssig ist, und über manche Frage
der theoretischen Mechanik. Thomson schrieb: »On the electrodynamic properties of metals« (1855);
Die Entdeckung einer sehr alten Form von Liliensternen in den Tiefen des Atlantischen Ozeans brachte
Thomson zu der Überzeugung,
daß in diesen Regionen die größten Schätze für die weitere Erforschung dieser Tiere zu finden seien, und auf seine Anregung
veranlaßte Carpenter die Regierung, wissenschaftliche maritime Expeditionen auszurüsten. So kamen seit 1868 die
Lightning-, Porcupine- und Challenger-Expedition zu stande, welche namentlich für die Zoologie und die physikalische Geographie
die bedeutendsten Resultate geliefert haben. 1870 wurde Thomson Professor der Naturwissenschaft in Edinburg. Von hier aus unternahm
er die Challenger-Expedition, auf welcher er 3½ Jahre von England abwesend war. Erst 1876 kehrte er nach
England zurück. Die Resultate dieser Expeditionen legte er nieder in den Werken: »The depths of
the sea« (2. Aufl., Lond. 1873) und »The
voyage of the Challenger, the Atlantic« (das. 1877, 2 Bde.).
Er starb in Edinburg.
(spr. tomms'n),Sir Charles Wyville, Begründer der Tiefseeforschung, geb. zu Bonsyde, dem Stammgut
seiner Familie in
¶
mehr
Schottland, studierte in Edinburgh Naturwissenschaften, wirkte 1850-53 als Docent der Botanik an dem King's College in Aberdeen,
1853-54 als Professor der Naturgeschichte an dem Queen's College in Cork, dann als Professor der Mineralogie und der Geologie
an dem Queen's College in Belfast. Später widmete er sich vorzugsweise biologischen Untersuchungen über
die niedrigsten Tier- und Pflanzenformen. Mit Carpenter machte Thomson auf dem Kanonenboot Lightning 1868 und auf dem Wachtschiff
Porcupine 1869 die ersten Seefahrten zur Erforschung der Tiefseefauna in der Nordsee und dem Mittelländischen Meer. 1872 wurde
er Professor der Naturgeschichte an der Universität Edinburgh. 1872-76 leitete er die Challenger-Expedition (s. d.).
Dafür erhielt Thomson die Ritterwürde und die große goldene Medaille der Königlichen Gesellschaft. Er starb in Edinburgh.
Thomson schrieb: «Depths of the sea» (Lond.
1872) und «The voyage of the Challenger. The Atlantic» (2 Bde., ebd. 1877).
(spr. tomms'n), James, engl. Dichter, geb. zu
Ednam (Grafschaft Norburgh, Schottland), Sohn eines presbyterianischen Predigers, zeigte schon früh große Neigung zur Dichtkunst
und bildete sein Talent namentlich auf der Universität Edinburgh aus. Nach seines VatersTode ging er nach London, wo er eine
Hofmeisterstelle erhielt und 1726 ein beschreibendes Gedicht «The Winter»
herausgab, das sofort mehrere Auflagen erlebte und den Dichter bewog, 1727 «The Summer», 1728 «The
Spring» und 1730 die erste vollständige Ausgabe von «The Seasons» («Die
Jahreszeiten»)
[* 26] folgen zu lassen. 1731 begleitete Thomson den ältesten Sohn des nachmaligen Lordkanzlers Sir Charles Talbot auf
einer Reise durch Frankreich, die Schweiz
[* 27] und Italien,
[* 28] gab nach seiner Rückkehr das Gedicht «Liberty»
heraus und erhielt durch Talbots Verwendung eine einträgliche Sinekure, die er jedoch nach dessen Tode verlor. Indessen verlieh
ihm der Prinz von Wales ein Jahrgehalt von 100 Pfd. St., und später erhielt er auch als Oberaufseher
über die Kleinen Antillen eine andere Sinekure. Er starb Von seinen fünf Trauerspielen sind
«Sophonisba» und «Tacred and
Sigismonda» die besten; aus allen leuchtet jedoch der Lehrdichter hervor. Das Stück«Alfred», das er gemeinschaftlich mit
seinem Jugendfreunde David Mallet (gest. 1765) schrieb (1740),
enthielt zuerst das berühmte engl. Volkslied «Rule Britannia»;
ob Thomson oder Mallet der Verfasser desselben war, ist unentschieden. Außerdem schrieb er «The
castle of indolence», ein allegorisches, aber sehr unbedeutendes Gedicht in SpensersWeise. Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
zu Edinburgh 1768 (4 Bde.),
1788 (3 Bde.),
1833 (4 Bde.),
1870 (2 Bde.). Sein Leben von Patrick Murdoch (Lond.
1803) ist vielen Ausgaben vorgedruckt. Die «Seasons» wurden oft
ins Deutsche
[* 29] übersetzt (von Tobler, Zür. 1766-69; neue Aufl. 1781;L.Schubart, Berl. 1789; Soltau, Braunschw. 1823; Bruckbräu,
Münch. 1828 u. a.), die Trauerspiele von J. H. Schlegel in reimlosen Iamben.
(spr. tomms'n),Joseph, engl. Afrikareisender, geb. ging 1878 mit
der von Keith Johnston geführten Expedition als Geolog nach Ostafrika, übernahm als Johnston
einem Fieberanfall erlegen war, die Führung, erreichte durch Uhehe das Nordende des Njassasees und von hier den Tanganika bei
Pambete, erforschte das Westufer bis zur Insel Kasenge und
verfolgte den Lauf des Lukuga weiter als Stanley und Cameron
bis zu 29° 27' östl. L. von Greenwich und 5° 41' südl. Br. Den Rückweg schlug er von Pambete in nördl. und nordöstl.
Richtung durch Fipa und Ukonongo nach Unjamwesi ein. Am traf er wieder an der Küste ein. Im Auftrag des Sultans machte
er 1882 einen vergeblichen Versuch, Kohlenlager am Rovuma aufzufinden. Ausgerüstet von der Geographischen
Gesellschaft in London, ging er von Mombas aus über Taveta, am Ost- und Nordrand des Kilima-Ndscharo vorbei, auf
das Plateauland von Kapoteï, zum Naiwaschasee und über.eine 4300 m hohe Gebirgskette, welche von ihm den NamenAberdare Ranges
erhielt, an den Fuß (1740 m ü. d. M.) des Kenia.
Von hier wandte er sich nach Nordwesten zum Baringosee und über den Elgejo-Gebirgskamm, den Nsoia entlang nach Kavirondo,
wo er in Masala den Victoria-Njansa erblickte. Nach einem Abstecher zum 4270 m hohen Elgon ging er über den
Baringo und Naiwaschasee und südlich davon über die Uluberge und durch die Landschaft Kikumbuliu nach Teita und Mombas zurück;
hier traf er ein. Die National African Company entsandte Thomson 1885 nach dem HaussastaatSokoto in Westafrika, um den
dortigen Machthaber zu bestimmen, Uferstrecken am Niger und Binue an die Gesellschaft abzutreten und das
Handelsmonopol ihr zu bewilligen, was ihm auch gelang. 1888 entsandte ihn die Geographische Gesellschaft in London in den
südl. TeilMarokkos. Thomson kam bis zum WadSus, mußte sich aber dann zur Umkehr entschließen. Im Auftrag der Englisch-Südafrikanischen Gesellschaft
unternahm er 1890 eine neue Expedition nach Englisch-Centralafrika; er ging 23. Aug. vom Westufer des Njassasees
den Loangwafluß hinab nach dem Bangweolosee, welchen er wie den Tschambesi genauer erforschte, und kehrte über die Victoriafälle
des Sambesi nach der Küste zurück. Thomson starb in London. Er schrieb: «Expedition nach den
Seen» (deutsch, Jena
[* 30] 1882) und «Durch Massailand» (deutsch, Lpz.
1885). -
Vgl. J. B. Thomson, Joseph Thomson African explorer (Lond. 1896).
Thomas, schott. Chemiker, geb. zu Crieff in Schottland, studierte in Glasgow und in
Edinburgh unter Black und war seit 1796 bei der Herausgabe des Supplements zur «Encyclopædia Britannica»
thätig. 1813 zog Thomson nach London, wo er die «Annals of Philosophy» herausgab, die mit dem «Philosophical
Magazine» vereinigt wurden; 1817 ging er als Professor der Chemie nach Glasgow und gründete hier das erste chem. Unterrichtslaboratorium
in Großbritannien.
[* 31] Er starb zu Kilmun in Argyll. Thomson hatte hervorragenden Anteil an der Befestigung
der Daltonschen Atomtheorie, trug zur Verbesserung des Lötrohrs bei und entdeckte mehrere Mineralien
[* 32] u. s. w. Seine Hauptwerke
sind: «System of chemistry» (4 Bde., Edinb.
1802; 7. Aufl., 2 Bde., 1831),
«Outline of the sciences of heat and electricity» (neue
Aufl. 1840; deutsch von Wolff, 5 Bde.,
Berl. 1805-11),
«Elements of chemistry» (Edinb. 1810),
«Attempt to establish the first principles of chemistry by experiment»
(2 Bde., Lond. 1825),
«Chemistry of organic bodies» (2 Bde.,
ebd. 1838),
(spr. tomms'n), William, Lord Kelvin, engl. Physiker, geb. im Juni 1824 zu Belfast, studierte zu Glasgow, Cambridge
und Paris und wurde schon 1846 zum Professor der Physik an der UniversitätGlasgow ernannt. In demselben Jahre übernahm
er die Redaktion des «Cambridge and Dublin Mathematical Journal», worin er unter anderm seine berühmte Abhandlung «On the
distribution of electrticity on spherical conductors» (1848) veröffentlichte. Elektricität und Wärme bildeten seitdem
die Hauptgegenstände seiner Untersuchungen.
Die Resultate derselben veröffentlichte er besonders in dem «Philosophical Magazine» und in den Schriften der
königl. Gesellschaften von London und Edinburgh. Auf dem Gebiet der Elektricität verdienen Erwähnung T.s Vorlesung «On
the electrodynamic properties of metals» (1856), ferner die Erfindung seiner Elektrometer, die mit der größten Genauigkeit
den elektrischen Zustand der Atmosphäre anzeigen, und seines Spiegelgalvanometers, der in der Geschichte der unterseeischen
Telegraphie Epoche machte. Thomson erwarb sich hervorragende Verdienste um die erfolgreiche
Legung und Benutzung des ersten atlantischen Kabels (1866). Eine von ihm konstruierte Form des Schiffskompasses mit geringer
Deviation hat große Verbreitung gefunden. Er erfand auch eine Tiefseesonde und beschäftigte sich in neuester Zeit mit der
Durchbildung elektrotechnischer Meßinstrumente. 1890 wurde er Präsident der Königlichen Gesellschaft, 1892 zum
Lord Kelvin ernannt.
Außer den erwähnten Schriften erschien von ihm: «Mathematical theory of elesticity» (1878),
«Rigidity of the earth», «Reprints
of papers on electrostatics and magnetism» (1862; 2. Aufl. 1884; deutsch von Levy und Weinstein, Berl. 1890),
«Navigation;
a lecture» (1875),
das gemeinschaftlich mit P. G. Tait herausgegebene größere Werk «Treatise
on natural philosophy» (Bd. 1, Teil 1 u. 2, 1887 u. 1883; Bd. 1, deutsch von Helmholtz und Wertheim, Braunschw. 1871-74),
und
eine Sammlung seiner verstreuten «Mathematical and physical papers» (Cambr.
1882, 1884 u. 1890).
In deutscher Übersetzung erschienen noch seine «Populären Vorträge und Reden», Bd. 1 (Berl.
1891). - James Thomson, ein älterer BruderSir William T.s und Professor der Ingenieurwissenschaften in Glasgow, hat sich besonders
durch die Entdeckung, daß der Gefrierpunkt des Wassers durch Druck sinkt, und durch seine hierauf gegründete Gletschertheorie
einen Namen gemacht.