Titel
Thomson
,
Edidit - Edinburg

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Edinburg.1) James, engl. didaktischer Dichter, geb. zu Ednam in Schottland, studierte zu Edinburg [* 2] Theologie, widmete sich aber bald ganz der Poesie und dichtete als Hofmeister zu London [* 3] die beschreibenden, im Blankvers abgefaßten Gedichte: »Winter« (1726),
»Summer« (1728),
»Spring« (1729) und »Autumn« (1730),
die dann vereinigt unter dem
Namen: »Seasons« (deutsch von
Soltau, Braunschw. 1823; von Bruckbräu,
Münch. 1836) erschienen.
In diesen Gedichten gibt Thomson
eine originelle
Beschreibung der Naturerscheinungen, die er mit aufmerksamem und liebevollem
Auge
[* 4] begleitet;
besonders glücklich ist er in Beobachtung des Tierlebens.
Die Eintönigkeit aber, die ein bloß beschreibendes
Gedicht kaum würde vermeiden können, weiß Thomson
zu umgehen, indem er in lieblichen und ergreifenden
Episoden den
Menschen in
seinem
Verhältnis zu den Mächten der
Natur und im
Kampf mit denselben vorführt.
Haydn hat das Gedicht im
Auszug komponiert. 1731 begleitete
Thomson
einen Sohn des nachmaligen
Lord-Kanzlers
Sir
Charles
Talbot auf seinen
Reisen durch den
Kontinent. Nachdem
er bis
Talbots
Tod im
Genuß einer einträglichen
Sinekure gestanden, erhielt er vom
Prinzen von
Wales einen Jahrgehalt von 100 Pfd. Sterl.
und
die
Stelle eines Oberaufsehers über die
Antillen. Er starb
Fast noch höher als die
»Seasons« steht »The castle
of indolence«, ein allegorisches Gedicht in der Spenserstrophe und eine der besten
Nachahmungen des Spenserschen
Stils.
Andre
Produktionen von Thomson
sind die trefflichen patriotischen Gedichte: »Liberty«
und »Britannia«. Am schwächsten
ist er in seinen fünf
Tragödien (darunter
»Sophonisbe« und »Tancred and Sigismunda«).
Noch
ein kleines von ihm mit einem Schulfreund,
Mallet, gemeinschaftlich geschriebenes
Stück:
»Alfred«, verdient
Erwähnung, weil in ihm zuerst das berühmte englische
Volkslied
»Rule Britannia« vorkommt. Eine Gesamtausgabe von Thomsons
Werken erschien zu
Edinburg 1768, 4 Bde. (in neuer
Ausgabe 1874). Des Dichters
Leben beschrieb Murdoch (Lond. 1803, 3 Bde.).
Gläser, retikulierte -

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Glasgow.2) Thomas, Chemiker, geb. zu Crieff in Schottland, studierte zu Glasgow [* 5] und Edinburg und lieferte seit 1796 für die Supplemente zur »Encyclopaedia britannica« gediegene Artikel über Physik, Chemie, Mineralogie und Metallurgie. 1801 bis 1811 las er in Edinburg über Chemie, lebte dann in London, war 1817-41 Professor der Chemie in Glasgow und starb zu Kilmun in Argyllshire. Seine Arbeiten bewegen sich auf dem Gebiet der allgemeinen und organischen Chemie, der Mineralogie und Geologie. [* 6] Er entdeckte mehrere Verbindungen, erfand ein Saccharometer, verbesserte das Lötrohr [* 7] und führte 1798 den Gebrauch der Symbole in der Chemie ein.
Von seinen selbständigen Werken sind hervorzuheben: »System of chemistry« (7. Aufl., Edinb. 1831, 4 Bde.);
»Elements of chemistry« (das. 1810);
»Attempt to establish the first principles of chemistry by experiments« (Lond. 1825, 2 Bde.);
»History of chemistry« (das. 1830-1831, 2 Bde.);
»Outlines of mineralogy and geology« (das. 1836);
»Chemistry of organic bodies« (das. 1838, 2 Bde.) und »Outlines of heat and electricity« (das. 1839).
Seit 1813 gab er zu London die »Annals of Philosophy« heraus, welche 1822 mit dem »Philosophical Magazine« vereinigt wurden.
Dienstbarkeit - Dienst

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Dienste.3) Thomas, engl. Reisender, geb. zu Glasgow, studierte dort Medizin, trieb daneben aber auch Chemie, Mineralogie, Konchologie und Botanik, trat 1840 als Arzt in die Dienste [* 8] der Ostindischen Kompanie und machte den afghanischen Feldzug mit. 1847 wurde er zu einem der drei Kommissare ernannt, welche die Grenze zwischen Kaschmir [* 9] und Tibet festlegen sollten. 1848 erforschte er den Schajokfluß bis zu seiner Quelle [* 10] am Karakorumpaß in 5550 m Höhe. Über diese Reisen schrieb er: »Western Himalayas and Tibet« (Lond. 1852), welches ihm die goldene Medaille der Londoner Geographischen Gesellschaft eintrug. 1850 und 1851 bereiste er Sikkim, die Khassiaberge, Katschar, Tschittagong und die Sunderbands. 1851 kehrte er mit kolossalen botanischen und geologischen Sammlungen und Beobachtungen, aber mit gebrochener Gesundheit nach Europa [* 11] zurück. Alle Bemühungen, von der Ostindischen Kompanie eine Unterstützung zur Herausgabe und Verwertung seiner Schätze zu erlangen, waren vergeblich, und so mußte er die auf eigne Kosten begonnene Herausgabe seiner »Flora of British India« einstellen. Von 1854 bis 1861 lebte er wieder in Indien als Direktor des botanischen Gartens und Professor der Botanik in Kalkutta; [* 12] er starb in London.
Thomson - Thon

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Seite 15.660.4) Sir William, Physiker, geboren im Juni 1824 zu Belfast, studierte in Glasgow, Cambridge und Paris [* 13] und wurde 1846 Professor der Physik in ¶
mehr
Glasgow. Seine erste Arbeit (1841) behandelte die Wärmeleitung
[* 15] in homogenen festen Körpern und deren Beziehung zur mathematischen
Theorie der Elektrizität.
[* 16] Sie erschien mit vielen andern Arbeiten aus dem Gebiet der Elektrizität und des Magnetismus
[* 17] in dem
Werk »Reprint of papers on electricity and magnetism« (Lond.
1872, 2. Aufl. 1884). Thomson
lieferte auch verschiedene Elektrometer,
[* 18] von denen das Quadrantelektrometer für
die feinsten elektrischen Messungen große Verbreitung, namentlich zu Untersuchungen über die atmosphärische Elektrizität,
gefunden hat, während sein Spiegelgalvanometer in der Geschichte der unterseeischen Telegraphie Epoche machte.
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
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Kraft.
Auf dem Gebiet der mechanischen Wärmetheorie haben seine Arbeiten neben denen von Clausius am meisten zur
Entwickelung der Theorie beigetragen. In England hat man versucht, Thomson
überhaupt als den Begründer der neuen Wärmetheorie hinzustellen;
indes hat Clausius zuerst 1850 die aus dem von Mayer 1842 ausgesprochenen Prinzip von der Erhaltung der Kraft
[* 19] sich ergebenden
Folgerungen in der mathematischen Behandlung der Wärmeerscheinungen verwertet. Dann aber gehen die Arbeiten
von Thomson
und Clausius einander so nahe parallel, daß es manchmal schwer fällt, zu unterscheiden, welcher von beiden Forschern
gewisse Sätze zuerst entwickelt hat.
Ebenso wie Clausius hat auch Thomson
die Prinzipien der mechanischen Wärmetheorie auf andern Gebieten der Physik verwertet; so entwickelte
er sofort eine mechanische Theorie der chemischen Zersetzung durch den elektrischen Strom und eine Theorie
der Thermoströme. Letztere führte ihn zu der Entdeckung der positiven oder negativen Fortführung der Wärme
[* 20] durch den galvanischen
Strom, wie er die Erscheinung bezeichnete. Hervorragendes leistete Thomson
auf dem Gebiet der unterseeischen Telegraphie.
Seine theoretischen und experimentellen Arbeiten, ganz besonders seit 1858, als das erste gelegte Kabel
zwischen England und Amerika
[* 21] seine Dienste so bald versagte, haben zu den später erreichten Erfolgen auf das erheblichste beigetragen.
In Anerkennung dieser Leistungen wurde er bei der Rückkehr von der Legung des Kabels 1866, an der er sich selbst beteiligt
hatte, zum Ritter ernannt. Ein Beweis von der Vielseitigkeit des Mannes sind seine Untersuchungen über
Ebbe und Flut, über die Gestalt der Erde, über die Frage, ob das Innere der Erde fest oder flüssig ist, und über manche Frage
der theoretischen Mechanik. Thomson
schrieb: »On the electrodynamic properties of metals« (1855);
»Navigation, a lecture« (1876);
»Reprint of papers on electrostatics and magnetism« (2. Aufl. 1884);
»Mathematical and physical papers« (1882-84, 2 Bde.);
»Treatise on natural philosophy« (2. Aufl. 1879-83, Bd. 1 in 2 Tln.; deutsch von Wertheim: »Handbuch der theoretischen Physik«, Braunschw. 1874, unvollendet);
er redigiert seit 1846 das »Cambridge and Dublin [* 22] Mathematical Journal«.
Aberdeen - Aberdeenrin

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Aberdeen.5) Sir Charles Wyville, Naturforscher, geb. zu Bonsyde in Linlithgowshire, studierte seit 1845 zu Edinburg Naturwissenschaft und begann 1850 Vorlesungen über Botanik in Aberdeen. [* 23] Gleichzeitig beschäftigte er sich eifrig mit der Erforschung der niedern Tiere. 1853 ward er Professor für Naturwissenschaft in Cork, ging aber schon 1854 in gleicher Eigenschaft nach Belfast und las hier über Mineralogie und Geologie, wobei er indes seine geologischen Arbeiten fortsetzte und auch den Bau des Museums des Queen's College leitete. Er begann um diese Zeit die Studien über die fossilen und die lebenden Liliensterne, welche erst 1862 zum Abschluß kamen.
Die Entdeckung einer sehr alten Form von Liliensternen in den Tiefen des Atlantischen Ozeans brachte Thomson zu der Überzeugung, daß in diesen Regionen die größten Schätze für die weitere Erforschung dieser Tiere zu finden seien, und auf seine Anregung veranlaßte Carpenter die Regierung, wissenschaftliche maritime Expeditionen auszurüsten. So kamen seit 1868 die Lightning-, Porcupine- und Challenger-Expedition zu stande, welche namentlich für die Zoologie und die physikalische Geographie die bedeutendsten Resultate geliefert haben. 1870 wurde Thomson Professor der Naturwissenschaft in Edinburg. Von hier aus unternahm er die Challenger-Expedition, auf welcher er 3½ Jahre von England abwesend war. Erst 1876 kehrte er nach England zurück. Die Resultate dieser Expeditionen legte er nieder in den Werken: »The depths of the sea« (2. Aufl., Lond. 1873) und »The voyage of the Challenger, the Atlantic« (das. 1877, 2 Bde.). Er starb in Edinburg.