Thomasphos
phatmehl,
die in Kugelmühlen fein gepulverte
Thomasschlacke, ein Nebenprodukt bei der Flußeisenfabrikation
nach dem von den Engländern
Thomas und Gilchrist 1879 verbesserten Bessemerverfahren (s. Eisenerzeugung);
es dient, seit G. Hoyermann in Hannover
[* 2] auf seine düngende Wirkung aufmerksam gemacht hat, in der
Landwirtschaft als wichtiges
Düngemittel. Der Wert des dunkelbraun bis schwarz aussehenden Thomasphos
phatmehl beruht in seinem Gehalt an
Phosphorsäure (durchschnittlich
17,5 Proz.). Außerdem sind noch vorhanden etwa 50 Proz.
Kalk (davon bis 12 Proz. im freien Zustand), 4,5 Proz.
Magnesia, 13 Proz.
Eisenoxyd und -Oxydul, 7,5 Proz.
Kieselsäure und
mehr oder weniger
Thonerde,
Manganoxydul, Schwefel, Schwefelsäure
[* 3] und Vanadinoxyd.
Das zur Verwendung kommende Thomasphos
phatmehl soll mindestens 75 Proz. Feinmehl, das durch
ein 0,2 Millimetersieb geht, enthalten. Infolge seines Gehalts an
Ätzkalk verwittert und zerfällt das
Thomasphos
phatmehl (oder die
Thomasschlacke) mehr oder weniger leicht an der Luft und man suchte bislang hierin den
Grund, daß es auf dem
Acker soviel wirksamer ist als die in der Natur vorkommenden Rohphosphate. Neuerdings erklären dies jedoch mehrere
Autoren
durch die Anwesenheit eines Tetrakalkphosphats oder eines Kalksilikatphosphats und schätzen den Wert
des Thomasphos
phatmehl nach seinem Gehalt an in saurer citronsaurer Ammoniaklösung löslicher
Phosphorsäure (P.
Wagner).
Die Düngung mit Thomasphos
phatmehl (etwa 600 kg pro
Hektar) hat sich vor allem auf Moorboden und auf sandigem
Boden bewährt, während auf
schwerem Thonboden das
Superphosphat vorzuziehen ist. Auch zur Düngung der Wiesen wird es (in Gemeinschaft
mit
Kainit) meist zu empfehlen sein. Man schätzt den Wert der
Phosphorsäure im T. einhalb bis reichlich dreiviertel so hoch,
wie
den der
Phosphorsäure im
Superphosphat und bezahlt gegenwärtig 1 kg der citratlöslichen
Phosphorsäure etwa mit 14
Pf.
Die Produktion von Thomasphos
phatmehl ist rapid gestiegen und hat ihren Hauptsitz in
Deutschland
[* 4] (seit 1894 ist das
Patent
für das Thomasverfahren erloschen). Sie betrug im J. 1896 in
Deutschland etwa 735000, in ganz Europa
[* 5] etwa 1 274000 thomasphos
phatmehl. -
Vgl. Wagner, Die Thomasschlacke (Darmst. 1887);
Barth, Die künstlichen Düngemittel (2. Aufl., Berl. 1893);
Schucht,
Die Fabrikation des
Superphosphates und Thomasphos
phatmehl (Braunschw. 1894).