Titel
Thomasius
,
1)
(Thomas)
Christian, deutscher Rechtslehrer, geb. zu
Leipzig,
[* 2] studierte daselbst
die
Rechte und
Philosophie, trat dann als akademischer
Lehrer auf und hielt (1688) die ersten Vorlesungen in deutscher
Sprache.
[* 3] Seine Freimütigkeit zog ihm viele Feinde unter den Theologen zu, und schon
war in
Dresden
[* 4] ein Verhaftsbefehl gegen ihn ausgewirkt,
als er über
Berlin
[* 5] 1690 nach
Halle
[* 6] entfloh, wo
er an der
Ritterakademie Vorlesungen begann.
Später (1694)
wurde
er an der zum Teil durch seine Mitwirkung neugegründeten
Universität zu
Halle
Professor der
Rechte, Geheimrat und
Rektor.
Er starb daselbst Thomasius
hat viel zur Einführung einer bessern
Methode in der Behandlung aller
Wissenschaften und
namentlich der
Philosophie durch
Verwerfung der hergebrachten philosophischen
Terminologie beigetragen.
Auch hat er zuerst die Hexenprozesse und die Tortur mit den Waffen [* 7] des Geistes bekämpft. Seine Denkart charakterisieren besonders seine »Vernünftigen und christlichen, aber nicht scheinheiligen Gedanken und Erinnerungen über allerhand gemischte philosophische und juristische Händel« (Halle 1723-25, 3 Bde.; Anhang 1726) sowie seine »Historie der Weisheit und Thorheit« (das. 1693, 3 Tle.). Seine systematischen Schriften betreffen meist das Naturrecht und die Sittenlehre.
Vgl. H.
Luden, Thomasius
nach seinen
Schicksalen und
Schriften (Berl. 1805);
Dernburg, Thomasius
und die
Stiftung der
Universität
Halle
(Halle 1865);
B. A.
Wagner,
Christ. Thomasius
(Berl. 1872);
Nicoladini,
Christ. Thomasius
(das. 1887).
2) Gottfried, luther. Theolog, geb. zu Egenhausen in Franken, studierte in Erlangen, [* 8] Halle und Berlin, wurde 1829 Pfarrer zu Nürnberg, [* 9] 1842 ordentlicher Professor der Dogmatik und Universitätsprediger in Erlangen und starb daselbst Seine bedeutendsten Schriften sind außer mehreren Predigtsammlungen, Religionslehrbüchern und kirchlichen Zwecken dienenden Arbeiten: »Origenes« (Nürnb. 1837);
»Beiträge zur kirchlichen Christologie« (das. 1845);
»Das Bekenntnis der lutherischen Kirche in der Konsequenz seines Prinzips« (das. 1848);
»Christi Person und Werk« (2. Aufl., Erlang. 1856-64, 3 Bde.);
»Das Bekenntnis der lutherischen Kirche von der Versöhnung« (das. 1857);
»Das Wiedererwachen des evangelischen Lebens in der lutherischen Kirche Bayerns« (das. 1867);
»Die christliche Dogmengeschichte« (das. 1874-76, 2 Bde.; 2. Aufl. 1886-89).