Thier.
Findet sich als Bestimmungswort in einer Reihe zusammengesetzter Ortsnamen. Am häufigsten sind Thierberg in den Kantonen Glarus, Obwalden, Uri, Bern (hier 8 mal) und Thiergarten in den Kantonen Aargau, Schaffhausen, Appenzell, St. Gallen, Thurgau, Luzern (3 mal), Bern (7 mal), Zürich (5 mal), Solothurn (6 mal). Daneben finden sich vereinzelt die Namen Thieralpli, Thierhörnli, Thiergraben, Thiergrub, Thierwang, Thierfehd, Thierstein, Thierergerden, Thieracker, Thierachern, Thierrüti. Zu Grunde liegt althochdeutsch tior = das Tier, in seiner ursprünglichen Bedeutung als «wildes Tier», besonders Reh, Hirsch und (im Gebirge) Gemse, im Gegensatz zu «Vieh» = das gezähmte Tier. Der Name Thiergarten bedeutet nun einen umgrenzten Komplex Land und Wald, einen Tierpark, der dem Landesherrn zum Zwecke der Jagd vorbehalten war. Thierfehd und Thierhag sind das selbe, da gart, fed (vom althochdeutschen fada = die Grenze) und hag eine Umzäunung bezeichnen. Der Name Thierberg bedeutet im Allgemeinen eine Berggegend, in der sich Rehe, Hirsche oder Gemsen aufhalten. Da der Name Thiergarten vorzugsweise den Voralpen und der Ebene, der Name Thierberg dem Gebirge angehört, so waren auch letztere Orte wahrscheinlich dem Landesherren für die Jagd reserviert. Die
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übrigen Zusammensetzungen mit «Thier» haben ähnliche Bedeutung.
[Jos. L. Brandstetter.]