Thibaudin
(spr. tibodäng), Jean, franz. General, geb. zu Moulins-Engilbert (Nièvre), trat 1841 in die Schule von St.-Cyr, ward 1843 Infanterieleutnant, diente anfangs in Algier, kämpfte 1859 als Hauptmann in Italien, [* 2] befehligte 1870 als Oberst das 67. Linienregiment in der Rheinarmee, fiel nach der Kapitulation von Metz [* 3] in deutsche Gefangenschaft und wurde in Mainz [* 4] interniert. Von hier entwich er im Dezember unter Bruch seines Ehrenworts nach Frankreich und stellte sich hier dem Kriegsminister wieder zur Verfügung. Nachdem er den Namen seiner Mutter, Comagny, angenommen, wurde ihm das Kommando der 2. Division des 24. Armeekorps bei der Armee Bourbakis und nach der ¶
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Absetzung des Generals Bressolles das des Korps selbst übertragen, mit welchem Thibaudin
nach der Schweiz
[* 6] übertrat. Nach
dem Krieg wurde er zwar von der Untersuchungskommission nicht verurteilt, aber mit Rücksicht auf eine Reklamation der deutschen
Regierung in Inaktivität versetzt. Jedoch schon 1872 wurde er rehabilitiert, zum Obersten des 32. Linienregiments
ernannt und, da er sich als eifriger Republikaner zeigte, bald zum Brigadegeneral und, nachdem er unter Farre Direktor des Infanteriewesens
im Kriegsministerium gewesen war, 1882 zum Divisionsgeneral befördert.
Da er bei der Ministerkrisis Ende Januar 1883 sich bereit erklärte, die Ausführung des Prätendentengesetzes gegen die in der Armee dienenden Prinzen von Orléans [* 7] zu übernehmen, ward er zum Kriegsminister ernannt, nahm aber schon im Oktober d. J. auf Verlangen der übrigen Minister seine Entlassung, da er sich weigerte, dem König von Spanien [* 8] einen Besuch zu machen. 1885 wurde er zum Kommandanten von Paris [* 9] ernannt, aber wegen seiner Beziehungen zu der durch den Ordensschacher belasteten Frau Limouzin im November 1887 abgesetzt.