Thian-schan,
Tien-schan (d. i. Himmelsgebirge), Tengri Tägh (d. h. Geisterberg) der Osttürken, Gebirge in Centralasien, begrenzt dies im N. zwischen 40 und 44° nördl. Br. und 65 bis 95° östl. L. (S. Karte: Innerasien, beim Artikel Asien, [* 2] sowie Russisch-Centralasien und Turkestan.) Es beginnt östlich von Buchara und endet östlich von Chami und Barkul, vielleicht erst unter 105° östl. L. Die Richtung ist vorwiegend ostnordöstlich, im NW. nordwestlich; zahlreiche Glieder [* 3] verlaufen von der Hauptkette aus nordwestlich coulissenartlg gegen die westasiat.
Steppe. Das Gebirge entstand durch zweimalige Faltung zur Trias- und Tertiärzeit und besteht an den Nordseiten der einzelnen Ketten meist aus ältern Schiefern und Eruptivgesteinen, auf den Südseiten aus jüngern Sedimentbildungen. Der Abfall nach N. ist steil, der nach S. sanfter. Die höchste Erhebung ist der Chan-tengri oder Tengri Chan («Geisterkönig»),
mit etwa 7320 m, an dessen Osten der Musartpaß vom Tarimbecken zum Tekesthal führt. Die einzelnen Hauptzüge sind von O. aus, abgesehen von dem Vermittler zwischen Thian-schan und Altai, dem Tarbagatai, der Dsungarische Alatau, der Bogdo-ola, der Transilische Alatau, der Kungei-Alatau, das Alexandergebirge, ferner der Terskei-Alatau und die Alaiketten, meist 5-6000 m hohe Gebirge, zwischen denen Längsthäler eingeschaltet sind und die nur in sehr hohen Paßübergängen überschritten werden können; im W. erreicht der Kaufmann-Berg 7000 m. Nur im Meridian des Issyk-kul (s. d.) überquert eine Erniedrigung sämtliche Thian-schan-Ketten.
Die größten Flüsse [* 4] sind der Ili im N., der Naryn, Oberlauf des Syr-darja, in der Mitte, der Serafschan im S. Die Baum- und Schneegrenze steigen nach O. an, letztere von 3600 bis 5000 m, erstere von 2500 bis 2800 m; den untern Teil des Gebirges überzieht Steppe; von 1500 bis 2800 m bildet die Pinus obovata Ant. dichte Wälder, darüber erstrecken sich die Bergriesen der Kirgisen und Tanguten sowie die hochalpine Flora bis zur Schneeregion. Gewaltige Gletscher krönen die Firste des Thian-schan und hängen in die Thäler herab.
Der Semenowgletscher ist 26 km lang, der Muschketowgletscher endet in 3400 m Höhe; in den Alaiketten wird der Serafschangletscher 25 km lang. Zwei Handelsstraßen durchziehen den Thian-schan. Die eine, der Terekpaß, führt von Ferghana nach Kaschgar, war schon im Altertum der Handelsweg zwischen Westasien und China [* 5] und diente den Mongolen zum Ausgangsthor nach Westasien. Die zweite führt im Ilithal aufwärts über Kuldscha nach dem östl. Tarimbecken. Im Südwesten dient der Thian-schan als Grenze zwischen Russisch- und Chinesisch-Asien, im Norden [* 6] läuft die Grenze quer über seine Kämme.