Thermopylä
oder die Thermopylen (grch., d.i. die warmen Thore, nach einigen daselbst entspringenden warmen Schwefelquellen) oder schlechtweg Pylä (d. i. die Thore) nannten die Griechen den langen, an den schmalsten Stellen nur für ein Fuhrwerk Raum bietenden Engpaß, der zwischen dem steil aufsteigenden Kallidromon (einem Teil des Ötagebirges) und dem Malischen Meerbusen (jetzt Golf von Lamia) hinführte, und der in seinem östl. Teile durch eine im Altertum mehrfach erneuerte Verschanzung mit Thoren abgeschlossen war.
Der Paß [* 2] war als die einzige wirkliche Heerstraße aus Thessalien nach dem mittlern Hellas von großer strategischer Bedeutung und ist daher im Altertum öfters der Schauplatz denkwürdiger Kämpfe gewesen. Hier leistete Leonidas I. (s. d.) im Aug. 480 v. Chr. dem Heere des Xerxes seinen heldenmütigen Widerstand, bis die Perser, durch den Verräter Ephialtes auf einem Seitenpfad (Anopäa) über das Gebirge geführt, den Verteidigern in den Rücken fielen. Auch versuchten hier die vereinigten Griechen wieder vergeblich 278 v. Chr. das Vordringen der von Brennus geführten Kelten aufzuhalten.
In den Thermopylen erlitt Antiochus d. Gr. von Syrien 191 v. Chr. durch ein röm. Heer unter Führung des Manius Acilius Glabrio und des Marcus Porcius Cato eine schwere Niederlage. Heutzutage ist die Gestalt und der Charakter der jetzt zur Nomarchie Phthiotis gehörigen Gegend infolge der durch die Anschwemmungen des Flusses Spercheios (jetzt Hellada) und einiger Gebirgsbäche bewirkten Verbreiterung der Küste wesentlich verändert. Im Sommer, wo die sumpfige Küstenstrecke fast ausgetrocknet und passierbar ist, besteht kein wirklicher Engpaß mehr, im Winter führt ein schmaler gepflasterter Weg zwischen den Felsen und Sümpfen hindurch. -
Vgl. Gordon, Account of two visits to the Anopaea or the highlands above Termopylae (Athen [* 3] 1838);
Bursian, Geographie von Griechenland, [* 4] Bd. 1 (Lpz. 1863).