Titel
Theodosius
,
1) Theodosius
I., der
Große, röm.
Kaiser, geb. 346
n. Chr., war der Sohn des aus
Spanien
[* 2] stammenden
Flavius Theodosius
, der unter Valentinian I. in
Britannien und
Afrika
[* 3] dem
Reich als
Feldherr bedeutende
Dienste
[* 4] geleistet hatte, aber 376 in
Ungnade fiel und hingerichtet wurde. Der Sohn hatte sich schon bei Lebzeiten seines
Vaters ebenfalls als
Feldherr ausgezeichnet,
zog sich aber nach dessen
Hinrichtung auf sein
Landgut in
Spanien zurück, wo er in völliger Verborgenheit
sich ganz den
Geschäften der
Landwirtschaft widmete.
Als aber die Goten die Donau überschritten und 378 in der Schlacht bei Adrianopel den Kaiser des Ostens, Valens, geschlagen und getötet und fast das ganze Heer desselben vernichtet hatten, wurde er 379 von Gratianus (s. d.), dem Kaiser des Westens, berufen, um als Kaiser des Ostens das Reich gegen die eindringenden Feinde zu verteidigen. Er brachte die Goten teils durch glückliche Unternehmungen, teils durch Unterhandlungen dahin, daß sie sich 382 unterwarfen, worauf er ihnen feste Wohnsitze in Thrakien und Dacien anwies und einen Teil derselben in sein Heer aufnahm.
Außer gegen auswärtige Feinde hatte er aber auch gegen innere Krieg zu führen. Als Maximus (s. d. 3), welcher bereits Gratian gestürzt hatte, auch Valentinian H. bedrohte, zog er 388 gegen Maximus und brachte ihm bei Siscia eine völlige Niederlage bei, und 394 unternahm er den Krieg gegen Arbogastes (s. d.), welcher, nachdem wahrscheinlich auf sein Anstiften Valentinian II. ermordet worden, Eugenius als Kaiser des Westens eingesetzt hatte; auch dieser wurde bei Aquileja völlig geschlagen und fand bald darauf den Tod.
Auf diese Art wurde das ganze
Reich zum letztenmal unter der Herrschaft
Eines
Kaisers vereinigt. Im Innern
war Theodosius
besonders bemüht, die Arianer zu unterdrücken und dem
Heidentum ein Ende zu machen, weshalb er 381 auf dem
Konzil
zu
Konstantinopel
[* 5] das
Nicäische Glaubensbekenntnis für allein gültig erklären ließ und 392 durch ein
Edikt den heidnischen
Kultus völlig verbot.
Als er 390 die Stadt Thessalonich wegen eines
Aufstandes durch ein grauenhaftes Blutbad
züchtigte, mußte er sich vor
Bischof
Ambrosius von
Mailand
[* 6] einer
Kirchenbuße unterwerfen. Er starb 17. Jan. 395 in
Mailand. Nach
seinem
Tod wurde das
Reich unter seine beiden
Söhne
Arcadius und
Honorius geteilt, die er schon bei seinen Lebzeiten zu Mitkaisern
ernannt hatte.
Vgl. Güldenpenning und Ifland,
Kaiser Theodosius
d. Gr.
(Halle
[* 7] 1878).
2) Theodosius
II., der jüngere, Sohn des
Arcadius und der
Eudoxia,
Kaiser des oströmischen
Reichs, geb. 401, folgte seinem
Vater 408 und
stand bis 414 unter
Vormundschaft des
Präfekten
Anthemius, worauf seine
Schwester
Pulcheria für ihn bis an seinen
Tod die Herrschaft
führte; er selbst verbrachte seine Zeit mit
Jagen und andern nutzlosen Beschäftigungen. Während seiner
Herrschaft wurde ein
Krieg mit
Persien
[* 8] geführt, welcher 422 durch einen nicht unrühmlichen
Frieden beendigt ward; dagegen
wurde das
Reich seit 441 durch die Einfälle der
Hunnen unter
Attila schwer heimgesucht, denen 447 ein großer
Strich
Landes
südlich der
Donau abgetreten und, außer einer
Summe von 6000 Pfd.
Goldes, ein jährlicher
Tribut bewilligt werden mußte.
An den theologischen Streitigkeiten nahm Theodosius
eifrig teil.
In dem Streit über die natürliche
Geburt
Christi erklärte er sich
unter
Pulcherias Einfluß für die
Lehre
[* 9]
Cyrillus' und schickte den
Patriarchen
Nestorius in die
Verbannung;
später wurde er für die
Lehre des
Eutyches gewonnen und geriet darüber in ein Zerwürfnis mit
Pulcheria, welche 449 auf kurze
Zeit vom
Hof
[* 10] entfernt wurde.
Noch ist zu bemerken, daß unter ihm 438 der
Codex
Theodosianus (s. d.), eine Sammlung der kaiserlichen
Edikte von
Konstantin d. Gr. bis auf die Gegenwart, veröffentlicht wurde.
Theodosius
verheiratete sich 421 mit
Athenais (s. d.), die nach der
Taufe den
Namen
Eudokia erhielt, sich aber 441 von ihm trennte. Er
starb 450.
Vgl. Güldenpenning, Geschichte des oströmischen
Reichs unter den
Kaisern
Arcadius und Theodosius
(Halle 1885).