(Theestrauch, Thea L.), Gattung aus der Familie der Ternströmiaceen, immergrüne Sträucher oder kleine Bäume mit
abwechselnden, lederigen oder krautigen, glänzenden, meist gesägten, einfachen Blättern, achselständigen, einzeln oder
in Büscheln stehenden, weißen oder rosenroten Blüten und holzigen, dreifächerigen, dreisamigen Kapseln. Die wenigen Arten
dieser Gattung sind im obern Indien, in China und Japan heimisch. Die wichtigste Art der auf Ostasien beschränkten
Gattung (mit welcher oft die Gattung Camellia vereinigt wird), Thee chinensis Sims., ein 1-3, selbst 10 m hoher Strauch mit kahlen
oder seidighaarigen Zweigen und Blattstielen, lanzettlichen, verkehrt eilanzettlichen oder länglich-eiförmigen, spitzen,
selten stumpfen, gesägten, kahlen und glänzenden Blättern, ziemlich großen, weißen, rosa angehauchten,
wohlriechenden Blüten, braunen, dreikantigen Kapseln und kirschkerngroßen, glänzend braunen Samen mit gelbem Nabel, variiert
ungemein und hat im Lauf einer mehr als tausendjährigen Kultur zahlreiche Spielarten ergeben, welche ziemlich konstant sind
(man unterscheidet Thee viridis L. [s. Tafel »Genußmittelpflanzen«], mit
langen, breit lanzettlichen, Thee BoheaL., mit kürzern, mehr verkehrt eirunden, und Theestricta
Hayne, mit schmälern Blättern als die vorige und straff aufrechten Ästen), und von denen die breitblätterige Thee assamica
Lindl., welche in Assam einen hohen Baum bildet, vielleicht die Stammpflanze ist.
Genau kennt man das Vaterland des Thees nicht, doch ist dasselbe wahrscheinlich in Oberassam zu suchen.
Durch die Kultur ist der Theestrauch bis 40° nördl. Br. verbreitet, namentlich in China und Japan, auch in Kotschinchina, Korea,
Indien, Java, Sumatra und in Amerika. Der Theestrauch wird in China vorwiegend zwischen dem 25. und 31.° nördl. Br., besonders
in den Provinzen Kuangtung, Fukian, Kiangsi, Tschikiang und Nganhui, gewöhnlich auf den südlichen Abhängen
der Hügel kultiviert, wohl niemals aber in eignen, ihm allein gewidmeten Anlagen, sondern entweder in zerstreuten Büschen
oder in Reihen zwischen den Feldern, nicht selten zwischen den Reisfeldern auf den mehr oder weniger hohen Dämmen.
Man pflanzt den Thee durch Samen fort, versetzt die etwa einjährigen Sämlinge in Reihen, 1,25 m voneinander
entfernt, stutzt die Pflanze im dritten Jahr auf etwa 60 cm und sammelt die neuentwickelten Blätter vom April bis September.
Die kaum aus den Knospen sich entwickelnden, seidenartig glänzenden, weißlichen Blättchen heißen nach der Zubereitung
Theeblüten. Im siebenten Jahr schneidet man den Strauch nahe am Boden ab, damit die Stümpfe neue Schößlinge
und zarte Blätter treiben.
Die geernteten Blätter läßt man an der Luft auf Matten welken, knetet sie dann mit nackten Füßen in Kübeln zu einer Kugel
und erhitzt sie unter beständigem Mischen auf einem seichten Bambusgeflecht über Kohlenfeuer, rollt
sie, indem man die flach aufgelegten Hände im Kreis herumführt, und trocknet sie an der Luft. Dann folgt das Sieben, Sichten,
Mischen und Auslesen, worauf man die Blätter noch einmal erhitzt, um alle während der Bearbeitung aufgenommene Feuchtigkeit
zu beseitigen.
Das
Verfahren weicht übrigens in verschiedenen Gegenden sehr voneinander ab, und die auf eine oder die
andre Weise provisorisch zubereiteten Blätter werden von den Agenten der Theehändler angekauft und in den größern Handelsplätzen
weiter bearbeitet. Man erhitzt sie unter beständigem Mischen auf eisernen Pfannen über Aschenglut viermal abwechselnd mit
Auslegen des erhitzten Thees an die Sonne oder in einen luftigen Raum, rollt dabei die Blätter noch besser
ein, röstet sie und parfümiert sie für den europäischen Geschmack mit den Blüten von Camellia sasaqua, Aglaia odorata, Gardenia
florida, Olea fragrans, Jasminium Sambac und paniculatum, Orangenblüten etc. Abgesehen von dem Einfluß
der Beschaffenheit der ältern oder jüngern Blätter auf die Qualität des Thees verdanken die verschiedenen
Handelssorten ihren Ursprung ausschließlich einer verschiedenen Zubereitungsweise, und der schwarze und grüne Thee können
von derselben Pflanze gewonnen werden, wenn man die Blätter so schnell trocknet, daß sie ihre Farbe behalten, oder so langsam,
daß der Blattsaft einer Gärung unterliegt.
Den grünen Thee bereitet man in der Provinz Hupei aus den im Anfang der Saison gewonnenen feinhaarigen Kuppen
der jüngsten Zweige. Der beste schwarze Thee, welcher vier Fünftel der Gesamtausfuhr nach England ausmacht, kommt aus dem Distrikt
Kienningfu in der Provinz Fukian, von den berühmten Boheahügeln, und führt im Handel unzählige Namen, welche
hauptsächlich auf die Lokalitäten, wo derselbe wächst, oder auf die Eigentümer des Grundstücks sich beziehen.
Der beste grüne Thee kommt aus Huangho und Santotschu und soll um so mehr an Güte abnehmen, aus je weiter nördlich von Kanton
gelegenen Distrikten er auf den Markt gebracht wird. In Japan baut man den Thee von 33-36° nördl. Br., und
die bedeutendsten Theedistrikte befinden sich nordöstlich und östlich von Oasaka in den Provinzen Yamasiro und Ise sowie
südlich vom Fusijama. Man pflanzt die Sträucher um die Felder meist zwischen Maulbeerbäumen; doch soll es auch eigne, vom
Theestrauch allein eingenommene Pflanzungen geben.
Die Kultur ist ähnlich der chinesischen. Die Blätter werden sofort in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer
unter fortwährendem Mischen mit den Händen etwa 40 Minuten gewärmt, dann auf Matten ausgebreitet, mit den Händen gerollt
und getrocknet. Alle diese Operationen werden mehrmals wiederholt. Man behandelt die Blätter aber auch auf Sieben zunächst
mit Wasserdampf und trocknet sie, nachdem sie braun geworden, auf einer Matte. Die getrockneten Blätter
werden auf einem Rahmen mit Papierboden oder in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer erhitzt und schließlich gerollt.
Das Produkt ist ein grüner, starker, im ganzen aber geringerer Thee als der chinesische. Man unterscheidet die Sorten hauptsächlich
nach ihrer Qualität und nicht, wie in China, nach der Provenienz. Der japanische Thee geht meist nach Nordamerika.
Die Theegärten Indiens befinden sich in den Distrikten Assam, Dakka (Kachar, Silhet) und Dardschiling der Provinz Bengalen und
in dem Kangradistrikt des Pandschab. Die Pflanzungen auf den Nilgiri (Präsidentschaft Madras) sowie jene in den
Nordwestprovinzen und in Britisch-Birma sind von geringerer Bedeutung. Die Kultur ist im wesentlichen dieselbe wie in China,
und man produziert auch hier zum weitaus größten Teil schwarze Thees, indem man die Blätter eine Woche welken läßt, zu
faustgroßen Kugeln zusammenknetet und rollt und dann zwei Stunden unter feuchten Tüchern einer
mehr
Gärung überläßt, wobei sich die Blätter braun färben. Nun erhitzt man die wieder isolierten Blätter unter fleißigem Umrühren
etwa drei Minuten in eisernen Pfannen, rollt sie von neuem, setzt sie in dünner Schicht einige Stunden der Luft aus und erhitzt
sie dann, mit Matten bedeckt, etwa 24 Stunden, wobei sich das herrliche Aroma entwickelt. Zuletzt folgt
das Auslesen und Sortieren. Nach der Qualität unterscheidet man Orange-Flowery-Pekoe, Flowery-Pekoe, Pekoe, Broken-Pekoe, Pekoe-Dust,
Pekoe-Souchong, Souchong, Broken-Tea, Kongoe, Dust.
Der indische Thee zeichnet sich durch Stärke und durchdringendes Aroma aus und eignet sich deshalb vortrefflich zur Mischung
mit schwächeren chinesischen Thee. Die Sorten führen dieselben Bezeichnungen wie die chinesischen. Der
größte Teil geht nach England. Der anfangs sehr schlechte Javathee hat sich durch Verbesserungen in Kultur und Zubereitung
sehr gehoben; er ist herber und stärker als Chinathee, ohne den Assamthee an Wohlgeschmack zu erreichen. Die in Amerika unternommenen
Versuche der Theekultur in Brasilien und den Südstaaten der Union haben bis jetzt wenig Bedeutung.
[Physiologisches. Bereitung.]
Die Theeblätter enthalten Kaffein (Thein), Gerbsäure, Boheasäure, Gallussäure, Oxalsäure, Quercitrin,
ätherisches Öl, Eiweißstoff (wahrscheinlich Legumin) etc. Der Kaffeingehalt schwankt zwischen 0,8 und 5 oder
6,2 Proz., beträgt im Durchschnitt 2 Proz., kann aber durchaus nicht als Wertmesser des Thees
gelten, da bei den grünen Sorten die wohlfeilern an Kaffein reicher sind als die im Handel höher geschätzten, während beim
schwarzen Thee das Umgekehrte stattfindet.
Der grüne Thee ist reicher an Gerbsäure als der schwarze, bei dessen Bereitung ein Teil derselben, wie es scheint durch den
Gärungsprozeß, zerstört wird. Schwarzer Thee enthält durchschnittlich 10 Proz. Gerbsäure, und die Abweichungen
nach oben und unten überschreiten nicht 1,5 Proz. In den Aufguß gehen etwa 29-45 Proz. löslicher Stoffe über. Unter den mineralischen
Bestandteilen des Thees ist Kali vorherrschend, welches auch größtenteils in den Auszug übergeht, während Kalk, Magnesia,
Phosphorsäure in den extrahierten Blättern bleiben.
Auffallend ist, daß der Auszug trotz der Gerbsäure Eisen enthält. Die wirksamen Bestandteile des Thees sind das Kaffein und
das ätherische Öl, während die Gerbsäure, wenigstens bei nicht übermäßigem Genuß, kaum in Frage kommt; einen Nahrungswert
besitzt der Thee nicht. Er äußert seinen erregenden Einfluß auf das Nervensystem, zumal auf das Gehirn,
indem er wach erhält. Die Kraft, erhaltene Eindrücke zu verarbeiten, wird durch den Genuß von Thee gesteigert; man wird zu
sinnigem Nachdenken gestimmt, und trotz einer größern Lebhaftigkeit der Denkbewegungen läßt sich die Aufmerksamkeit von
einem bestimmten Gegenstand fesseln. Es findet sich ein Gefühl von Wohlbehagen und Munterkeit ein, und
die produktive Thätigkeit des Gehirns gewinnt einen Schwung, der bei der größern Sammlung und der bestimmter begrenzten
Aufmerksamkeit nicht leicht in Gedankenjagd ausartet.
Wird der im Übermaß getrunken, so stellt sich erhöhte Reizung des Nervensystems ein, die sich durch Schlaflosigkeit, allgemeines
Gefühl der Unruhe und Zittern der Glieder auszeichnet. Es können selbst krampfhafte Zufälle, erschwertes
Atmen, ein Gefühl von Angst in der Präkordialgegend entstehen. Da das ätherische Öl des Thees, in größerer Menge genossen,
narkotisch wirkt, so erklärt sich daraus die Eingenommenheit des Kopfes, die sich nach übermäßigem Theetrinken
anfangs
als Schwindel, dann als Betäubung zu erkennen gibt.
Diese nachteiligen Wirkungen hat der grüne Thee in viel stärkerm Maß als der schwarze. Der Chinese und Japaner trinkt den Aufguß
des Theeblattes ohne jede Beimengung; in Europa setzt man dem Thee wohl allgemein Zucker zu, häufig genießt man ihn auch mit
Milch und verdeckt das Aroma oft vollständig durch Vanille, Rum etc. Asiatische Völker bereiten den Thee auch
mit Salz, Milch, Butter, Mehl sowie mit Betel, Soda, Gewürzen, und hier und da werden auch die erschöpften Blätter gegessen.
Zur Bereitung des Thees (einen Theelöffel voll Thee auf die Person und einen auf die Kanne) spült man die
(metallene) Kanne mit heißem Wasser aus, schüttet den Thee hinein, gießt wenig kochendes Wasser hinzu, füllt nach 3 Minuten
die Kanne mit siedendem Wasser und läßt noch 5 Minuten ziehen. Nach einer andern beliebten Methode übergießt man den Thee nur
mit ⅕-¼ des erforderlichen siedenden Wassers, läßt 5 Minuten ziehen, gießt dann ab und füllt nun
die Tasse, indem man etwa ¼ Extrakt und ¾ heißes Wasser hineingießt. Die Hauptsache bleibt immer, daß man gutes reines
Wasser in einem Gefäß erhitzt, welches niemals zu andern Zwecken benutzt wird.
[Handelssorten.]
Die bei uns gebräuchlichsten Handelssorten des chinesischen schwarzen Thees sind: Pekoe
(»Milchhaar«),
die feinste Sorte, besteht aus zarten, jungen, schwarzbraunen Blättern, die besonders gegen die Spitze zu mit
weißem, seidenartigem Filz (Blüte) bedeckt sind. Der Aufguß ist hell, goldgelb. Kongoe (d. h. Thee, auf welchen Arbeit verwendet
wurde), auch Kamp-hu genannt, kurze, dünne, schwärzlichgraue Blätter, liefert einen hellen Aufguß von angenehmem
Geruch; diese Sorte bildet zwei Drittel der gesamten englischen Einfuhr. Souchong (kleine Sorte), bräunliche, etwas ins Violette
spielende, große Blätter von Melonengeruch, gibt einen klaren, duftenden Aufguß von süßlichem Geschmack.
Diese Sorte bildet namentlich den Karawanenthee, welcher auf dem Landweg nach Rußland importiert ward und bei diesem Transport
viel weniger leidet als der Thee, welcher den Seeweg nimmt. Gegenwärtig hat die Absendung von
Theekarawanen fast ganz aufgehört, und was von Nishnij Nowgorod unter dem Namen Karawanenthee versandt wird, hat meist vorher
den Weg über London und Königsberg dorthin genommen. Pouchong, breite, lange, stark gedrehte Blätter mit vielen Blattstielen,
gibt einen grüngelblichen Aufguß von ambraartigem Geruch.
Kaperthee, Kaper-Kongoe, die geringste schwarze Theesorte, wegen ihrer Ähnlichkeit mit Kapern so genannt, bildet einen sehr
bedeutenden Teil der europäischen Einfuhr. Von grünem Thee unterscheidet man: Imperial- oder Kaiserthee (Kugelthee), kugelförmig
zusammengerollte Blätter, großkörnig, bläulichgrün;
Gunpowder (Schießpulver, Perlthee), kleinkugelig, dunkler;
Haysan,
seitlich zusammengerollte Blätter, grün, ins Bläuliche fallend;
Younghaysan, Tonkay und Haysanchin.
Eine eigentümliche Ware ist der Ziegelthee (Backsteinthee), welcher aus Theeblättern und -Stengeln, Abfällen aller Art von der
Bereitung des Thees dargestellt wird, indem man dieselben dämpft, zusammenpreßt, dabei in Form von Ziegeln bringt und trocknet.
Dieser nur in China bereitete Thee dient den Nomadenvölkern Rußlands, den Kalmücken, Kirgisen, Baschkiren
etc., als gewöhnliches und sehr beliebtes Nahrungsmittel, welches mit Milch und Hammelfett gekocht wird. In Nordasien gelten
diese Ziegel auch als Handelsmünze.
mehr
Der Thee unterliegt manchen Verfälschungen, besonders in Kanton (daher die Handelsbezeichnung Canton made im Gegensatz zu Country),
aber auch in Europa. Sehr gebräuchlich ist die Färbung des grünen Thees mit Berliner Blau, Indigo, Kurkuma und das Bestäuben
(Glasieren) mit Gips; in England verfälscht man den Thee mit Blättern von Schlehdorn, Ulme, Esche, Weidenröschen
etc.; auch wird sehr häufig schon einmal benutzter Thee mit Katechu etc. wieder aufgefrischt.
Bis zu Beginn der 70er Jahre lieferte China fast ausschließlich Thee für den Weltmarkt, dann begann Japan sich zu beteiligen,
und bald nachher trat Ostindien mit so bedeutenden Quantitäten auf, daß die monopolistische Stellung Chinas
wesentlich geschwächt ist. China exportierte 1885: 1,618,404 Pikuls schwarzen, 214,693 grünen Thee, 280,112 Ziegelthee und 15,505
Staubthee, im ganzen 2,128,714 Pikuls = 128,7 Mill. kg im Wert von 173 Mill. Mk. Dazu kommt die
chinesische Theeausfuhr nach Sibirien und nach der Mongolei, so daß sich die Gesamtausfuhr für 1885 auf
138,7 Mill. kg berechnet. Man nimmt an, daß die Ausfuhr etwa ein Drittel der Produktion beträgt. Außerdem lieferten für
den Weltmarkt: Britisch-Ostindien 31,2, Japan 16 (?), Java und Madura 2,4 (?), Ceylon und andre Gebiete 1,8 Mill. kg. Der Gesamtexport
beträgt 190,1 Mill. kg gegen 120 im J. 1872. Der Theeverbrauch beträgt
in einem Jahr pro Kopf der Bevölkerung in:
Austral. Kolonien
3,47
kg
Portugal
0,05
kg
Großbritannien
2,16
-
Schweiz
0,05
-
Kanada
1,67
-
Norwegen
0,04
-
Vereinigte Staate.
0,59
-
Deutschland
0,03
-
Niederlande
0,48
-
Schweden
0,01
-
Dänemark
0,17
-
Österreich
0,01
-
Europ. Rußland
0,17
-
Belgien
0,01
-
[Kulturgeschichtliches.]
Der Gebrauch des Thees ist in China sehr alt. Ein buddhistischer Heiliger soll im frommen Eifer das
Gelübde gethan haben, sich des Schlafs zu enthalten. Da ihn derselbe endlich doch überwältigte, so schnitt er zur Sühne
seine Augenlider ab und warf sie auf die Erde; aus ihnen erwuchs die schlafverscheuchende Theestaude.
Dieser Heilige lebte angeblich im 6. Jahrh. Doch ist bekannt, daß der Thee schon früher
medizinisch benutzt wurde. Am Ende des 8. Jahrh. war derselbe in China schon besteuert, und um diese Zeit haben chinesische
Bonzen den Strauch nach Japan verpflanzt, wo er bald ebenso wie in China verbreitet wurde.
Hier trinkt man ihn allgemein, wenn auch der Ärmere sich mit Surrogaten behilft, die auf dem Feld wild wachsen. Wie es scheint,
hat der Mangel an gutem Trinkwasser die Sitte des Theetrinkens sehr befördert; doch hat der Thee jedenfalls auch
in seiner Eigenschaft als narkotisches Genußmittel sich zahlreiche Freunde erworben. In Asien verbreitete sich die Sitte des
Theetrinkens im 15. Jahrh.; die Araber, welche seit dem 9. Jahrh.
mit China Handel trieben, beschrieben den Thee unter dem Namen Scha, entsprechend dem chinesischen Namen Tscha, welcher in Fukian
Tiä (daher Thee) lautet.
Europa erhielt die erste Nachricht vom Thee 1559 durch die Portugiesen und Holländer, Maffei erwähnt ihn 1588 in seiner »Historia
indica«, und 1610 brachten die Holländer in Bantam von chinesischen Kaufleuten erstandenen Thee auf den Markt. 1635 soll Thee zuerst
nach Paris gekommen sein; drei Jahre später erhielt ihn Rußland auf dem Landweg, indem russische Gesandte
ihn als Geschenk für den Zaren mitbrachten. 1650
wurde der Thee in England bekannt, und zehn Jahre später trank man ihn als
kostbares Getränk in Londoner Kaffeehäusern. 1665 brachte Lord Arlington den ersten Thee direkt aus Ostindien, während die frühern
Sendungen durch Holländer und andre Vermittler geschehen waren.
Die Sitte des Theetrinkens machte indes zunächst langsame Fortschritte, zumal bald viele Feinde derselben auftraten, welche
den Genuß des Thees wie den des Kaffee bekämpften. Dagegen rühmten wieder andre (Molinari 1672, Albinus 1684, Pechlin 1684,
Blankaart 1686, Blegna 1697) den Thee auf das lebhafteste, und besonders Bontekoe, welcher Leibarzt
des Kurfürsten von Brandenburg war, veröffentlichte 1667 eine Lobrede auf den Thee voll arger Übertreibungen. Er machte den
Thee zuerst in Deutschland bekannt.
Solange der Thee Monopol einzelner Kompanien war und hoch besteuert wurde, blieb der Verbrauch beschränkt. Noch 1820 erhielten
Europa und Nordamerika nur 32 Mill. Pfd., wovon drei Viertel auf England entfielen. Seitdem hat sich durch
Verminderung der Zölle und Aufhebung des Monopols der Ostindischen Kompanie der Verbrauch ungemein vergrößert. Wirklich zur
Volkssitte ist das Theetrinken aber nur bei Holländern und Engländern geworden, durch welche es auch nach den Kolonien verpflanzt
wurde.
Sonst ist der Theekonsum nur noch in Rußland, Skandinavien und den Küstengegenden des mittlern Europa
von Bedeutung, in den übrigen Ländern hat die Sitte nur in den Städten und den höhern Schichten der Bevölkerung Eingang gefunden. 1825 entdeckte
Bruce die Theepflanze in Assam, und zehn Jahre später wurden die ersten Regierungspflanzungen gegründet
und diese 1839 an die Assam Tea Company abgetreten. 1851 betrug der indische Export nur 262,839 Pfd., seit 1861 aber nahm derselbe
einen rapiden Aufschwung.
Auf Java datiert die Theekultur seit 1825, und elf Jahre später kam der erste Javathee nach Amsterdam. In Brasilien begann
man 1812 mit dem Theebau, ohne indes besonders gute Resultate zu erzielen; die Versuche in Nordamerika begannen
etwa 1848 in Südcarolina und Tennessee. In Europa wurde die erste Theestaude 1658 von Jonquet in Paris gepflanzt, in Südeuropa
hält sie im Freien aus, und in Hohenheim bei Stuttgart überstand sie sogar den harten Winter von 1784. In
Frankreich, Portugal, Kleinasien, auf St. Helena, Bourton und am Kap ist der Theebau ohne wesentlichen Erfolg versucht worden.
Vgl. Jacobson, Handbuch der Theekultur (in holländ. Sprache, Batav. 1844);
Bruce, Report on the manufacture of teas (Lond. 1849);
Ball, Cultivation and manufacture of tea in China (das. 1848);
Fries, Darstellung der Theekultur und des
Theehandels in China (Wien 1878);
Money, Cultivation and manufacture of tea (4. Aufl., Lond. 1888);
Schwarzkopf, Der Thee, Bestandteile
etc. (Halle 1881);
Feistmantel, Die Theekultur in Britisch-Ostindien (Prag 1888).
getrocknete Blätter von mancherlei Pflanzen, besonders aber die des Theestrauchs, Thea Kaempf, Familie Terestremiaceen,
immergrüne Sträucher oder kleine Bäume in China und Japan und von dort aus auch nach Java, Indien und Amerika verpflanzt;
engl. Tea, frz. thé, holl. theeboom
und thee, der Thee, ital. te. Die Blätter des chinesischen T. sind glänzend,
kahl, lederartig, die Blüten weiß oder rosenrot, die Kapseln dreifächrig und dreisamig, die Samen braun, glänzend, kirschkerngroß.
Der Strauch wird bis 10 m hoch, aber meist nur bis 3 m hoch gehalten. Man baut viele Varietäten, T. viridisL., mit langen,
breitlanzettligen Blättern, T. BoheaL., mit kurzen, verkehrt eiförmigen, T. stricta Hayne mit schmalen,
T. assamica Lindl, in Assam, mit breiten, seidenartig glänzenden Blättern, weißlich als „Theeblüten“, am höchsten
werdend und als Stammpflanze betrachtet.
Der Anbau geht jetzt bis zum 40° n. Br., in China aber hauptsächlich nur zwischen 25° und 31° n. Br.
und zwar in Berg- und Hügelland, an sonnigen Stellen; man baut in vollkommenen Hainen oder in Reihenkultur zwischen Feldern
und selbst auf den Dämmen der Reisfelder, auch in einer Art Baumfelderwirtschaft, d. h. im
Wechsel mit andern Pflanzen, meist in Gärten und im kleinen, auf leicht sandigem, aber fruchtbarem Boden und
zwar durch Pflänzlinge, welche aus Samen gezogen, in Abständen von 1,25 m gepflanzt und im dritten Jahre auf etwa 60 cm
gestutzt werden. Man hält die Sträucher beständig unter dem Schnitt in gewünschter Höhe, 1-3 m, lockert die Erde ringsum
häufig, beseitigt stets alles Unkraut und düngt mit Ölkuchen u. dergl. Dungmitteln, aber nur mäßig.
Im siebenten Jahre werden alle Schößlinge zu neuem Stockausschlag abgeschnitten, durch welchen dann sehr zarte Blätter
getrieben werden.
Die Ernte innerhalb der Hauptbenutzungszeit ist eine mehrmalige, vier- bis fünfmal;
im Februar und März, aber nur in wärmeren
Lagen, erntet man die sog. Theeblüten, d. h.
die glänzenden Blättchen kurz nach der Entwicklung aus den Knospen;
die dann immer wieder sich entwickelnden Blätter werden,
vom April an, in Perioden von 1½ Monat bis zum September und selbst Oktober gepflückt;
die ersten Ernten sind die besten;
nach jeder Ernte wird gehackt, gejätet und zum Teil auch gedüngt.
Erntezeit, Anbauverfahren, Lage und
Boden bedingen die Verschiedenheit der zahlreichen Sorten.
Bereitung: Nach dem Verfahren zum Trocknen gibt es zwei Hauptgruppen: grünen und schwarzen Thee, letzterer die Hauptausfuhrware.
Die Pflanzer selbst verkaufen die nur oberflächlich getrockneten, lufttrocknen und gerollten, Blätter an die eigentlichen
Theekäufer, Agenten, welche die Theedistrikte bereisen und die halbfertige Ware nach den
Handelsplätzen
zur Herstellung der Marktware und diese dann, soweit für das Ausland bestimmt, nach den Ausfuhrplätzen bringen.
Das Sortieren und Mischen der Sorten, die Verpackung und Stempelung mit Ursprungs- und Qualitätsstempel geschieht meist
hier. -
Die Methoden zur Herstellung fertiger Marktwaren sind sehr verschieden; die Hauptsache ist ein mehr oder
minder rasches Röstverfahren auf eisernen Pfannen oder in eisernen Kesseln, mit oder ohne vorheriges Erweichen in Wasserdämpfen,
unter fortwährendem Mischen und Umrühren mit Stäbchen oder auch mit den Händen in drei- bis viermaligem Wechsel mit Auslegen
an der Luft auf Tafeln unter jedesmaligem Bearbeiten, Kneten, Auseinandernehmen, bis der vollkommene
Trockenzustand erreicht ist. Je nach Liebhaberei und Geschmacksrichtung der Konsumenten wird dabei der T. auch noch parfümiert
mit aromatisch riechenden Blüten, z. B. von Orangen, Jasmin, u. dgl.
Der nur, oder hauptsächlich, durch Feuer, also rasch getrocknete T., welcher jedoch ebenfalls mehrmals aus den Kesseln genommen
wird, um auszudünsten, gibt den grünen T. des Handels, von welchem man früher glaubte, daß er von
Kupferplatten die Farbe habe; der schwarze T. entsteht dadurch, daß die schwach erhitzten Blätter 2-3 Tage einem Verrottungsprozeß,
ähnlich dem Gras bei der Braunheubereitung oder dem Flachs an der Luft, unterliegen und sich dabei schwärzen
unter bedeutender Erhitzung, welche beim geeigneten Zeitpunkt unterbrochen wird, worauf die Blätter wieder in die heißen
Kessel kommen.
Bei dieser natürlichen Verrottung gehen von den wirksamen Bestandteilen einige Prozentteile verloren und wird deshalb der
schwarze T. minder wirksam, aber auch milder und angenehmer, der Aufguß davon dunkler als der von grünem
T. Nach vollendetem Rösten werden die Blätter durch Maschinen gesiebt und sortiert und dann wieder mit den Händen marktfähig
gemacht; für Innerasien fertigt man den Backstein- oder Ziegelthee, aus Blättern, Stengeln und Abfall, in Ziegelform mit
Schaf- und Ochsenblut geknetet und mit Milch und Hammelfett zum Genuß gekocht, eine Ware, welche auch
als Scheidemünze dortselbst Verwendung findet. -
Bestandteile. Die wirksamen Teile im T. sind
a) das Kaffeïn oder Theïn, von 0,8-6,2%, in den meisten Handelssorten für Europa durchschnittlich 2%, der Bestandteil,
welcher die Feinheitsgrade des Wertes nicht bedingt; am reichsten daran sind die besseren schwarzen und die
geringeren grünen Sorten.
b) Gerbsäure, am meisten im grünen T., bis 18%, im schwarzen nur 10 bis 11½%;
c) ätherisches Öl, gelb, abscheidbar, das Arom bedingend und narkotisch wirkend (betäubend), je nach Behandlung verschieden,
von ½-1%.
d) Pflanzensäuren: Bohea-, Gallus-, Oxalsäure etc.
e) Eiweißstoffe, wahrscheinlich Legumin.
f) Aschenbestandteile, besonders Kali, Phosphorsäure, Kalk, Magnesia, etc., teils löslich (Kali) im Wasser,
teils nicht. Der Theeaufguß enthält bis zu 45% der löslichen Stoffe überhaupt.
Wirkung.
mehr
Der T. ist nicht direktes Nahrungsmittel, wirkt aber außerordentlich belebend und erregend auf Nerven und Gehirn, erwärmend,
ohne zu erhitzen, Wohlbehagen erweckend, das Denkvermögen steigernd, im Übermaß aber aufregend und Schlaflosigkeit bedingend,
abspannend nach vorhergehendem Zittern, selbst Krämpfe veranlassend, besonders wenn T. gekocht und nicht überbrüht wird.
Das rätliche Maß zum Genuß ist ein Kaffeelöffel von gutem T. für eine Person zu mehreren Tassen.
In China und Japan wird T. ohne jede Zuthat, aber auch mit Salz, Milch, Butter, Mehl, Betel, Soda und Gewürzen genossen; echte
Feinschmecker verschmähen die Zuthat, gewöhnlich aber nimmt man Zucker dazu, in Deutschland meistens auch
Milch oder Sahne, vielfach Vanille oder Zimt, bei kaltem Wetter Rum etc. In Holland kocht man schon gebrauchte Theeblätter mit
Milch zum Getränk für Kinder; nach dem Gebrauch bilden die feuchten Blätter das beste Mittel zum Reinigen der Teppiche.
Statistisches. Der T., dessen Gebrauch in China uralt ist, wird in Japan seit dem neunten Jahrhundert,
in Ostindien und Java seit 1825, in Brasilien seit 1812, in Südamerika seit 1848, in Kalifornien seit 1878 gebaut; er verbreitete
sich als Getränk in Europa von 1680 an, allgemeiner aber erst in unserm Jahrhundert. Rußland erhielt ihn auf dem Landweg
für den Zaren schon 1638 und bezieht heute noch zum Teil mit die besten Sorten als sog.
Karawanenthee auf diesem Wege, die Hauptmenge aber auch zur See;
1820 war die gesamte asiatische Ausfuhr nur 16 Mill. kg, 1872 schon 108 (78 Mill. nach Europa) aus China allein, bis 8 Mill.
aus Japan, 9 Mill. aus Ostindien, und etwa 125 Mill. kg im ganzen aus den theebauenden Ländern. Den
Verbrauch in diesen kennt man nicht, in England schätzte man ihn für China allein zu 1000 Mill. kg. Für 1878 rechnet man
auf China 114,8, auf Japan 9,7, auf Ostindien 13,2 Mill. kg Ausfuhr und auf den Verbrauch außerhalb
Asiens 145 Mill. kg.
Im Verbrauch stehen obenan England, pro Kopf 2,34 kg, 695568 m. Ztr.
oder 68,82% des Verbrauchs, dann die Ver.-Staaten von Nordamerika, 0,654 kg, 198628 m. Ztr.,
19,88%, die Niederlande, 0,548 kg, 16538 m. Ztr., 1,63%, Dänemark 0,245
kg, 2617 m. Ztr., 0,25%, Rußland 0,222 kg, 84520 m.
Ztr., 8,34%. Die übrigen Staaten verbrauchen alle unter 0,2 kg pro Kopf; auf Deutschland kamen
nur etwa 8607 m. Ztr. oder 0,03 kg pro Kopf, auf Italien nur 172 m.
Ztr. (0,0001 kg pro Kopf); den Suezkanal passierten 1878 für 365,5 Mill. Mk.
oder 73,1 Mill. kg T. Hamburgs Einfuhr war 1877 zus. 1,25 Mill. kg.,
wovon 1,471 Mill. kg. in das Reichsgebiet kamen.
Handelsplätze. In China wird für die Ausfuhr der grüne T. besonders in den Provinzen Kiangnan, Kiangsi und Chekiang, der
schwarze in Fokien und Kanton gebaut. Der Ausfuhrplatz ist besonders Kanton und der Handel größtenteils
in Händen der Engländer, welche den T. auf den besten Schnellseglern verfrachten. Holland führt für eigne Rechnung, Frankreich
nur wenig aus, Rußland über Kiachta und Nishnij Nowgorod, bzw. Königsberg. Japan liefert den T. über
Yokohama, Nangasaki,
Hiogo und Osaka, hauptsächlich nach Amerika und Holland, neuerdings auch direkt nach Deutschland, welches
die Hauptmenge von England bezieht, dann von Holland und Rußland, aber neuerdings mehr direkt einführt. Java und Madura
versenden zumeist nach Holland.
Ostindien - Assamthee, baut den T. in den Distrikten von Dakka und Dandschiling in Bengalen, auf den Neilgherrybergen, in
Birma und in den Nordwestprovinzen; er wird als „zu heiß“ mit schwächern Sorten gemischt, ist aber
wohlschmeckender als Javathee. Amerikanischer T. kommt nicht nach Europa. Im Jahre 1877 gehörten von 62 Schiffen, welche
nur T. führten und den Suezkanal passierten, 54 England, 5 Deutschland, 2 Rußland, 1 Holland. Theeauktionen gibt es in
England und Holland, auch in Hamburg. -
Sorten. Der T. wird in sehr großer Zahl von Sorten zu Markt gebracht und zwischen diesen gibt es sehr bedeutende Preisunterschiede.
China soll 7-8 Klassen und bis 57 Sorten haben. Die feinste Frühjahrsware - grün als Pekko, schwarz als Perlthee („Milchhaar“)
- kommt kaum zur Ausfuhr; Pekko und Pekon kommen aber auch in den spätern Ernten als schwarzer
T. und besonders als solcher vor und in bester Qualität als Blütenpekko - Flowery P., in geringerer als Orangepekko. Der
P. ist schwarzbraun, zart, an der Spitze (Blüte) weißfilzig und gibt hellgoldgelben Aufguß; feinste Blüten kosten bis 18 Mk.
pro kg in deutschen Handlungen, minder feine bis 12 Mk.
Concho oder Kongon (T., auf welchen Arbeit verwendet wurde), mit kurzen, dünnen, schwärzlichgrünen Blättern, Aufguß
hell, angenehm riechend, der Hauptteil der englischen Einfuhr, kommt auf 6 Mk., in Mischung
mit andern Sorten auch bis 12 Mk. und höher, gewöhnlicher mit Grus 5 Mk.
Kapern C, Kapernthee, ist die geringste Sorte des schwarzen T., Pouchong, breit, lang, stark gedreht mit viel Blattstielen,
gibt grünlichgelben Aufguß mit ambraartigem Geruch.
Souchong, bräunlich, ins Violette spielend, mit Melonengeruch, gibt sehr klaren, duftigen Aufguß von etwas süßlichen
Geschmack. Dahin gehört der sog. Karawanenthee (jetzt nur noch selten,
da der Seetransport vorgezogen wird), in russischer Originalverpackung zu 10 Mk., feinere Sorten
zu 15 Mk., kräftig und aromatisch; Souchong sonst zu 5, 6, 8 und 10 Mk.,
Souchong Pekko zu 10 Mk., Congo Souchong bis zu 12 Mk.
Der feinste schwarze T., Moning, kostet bis 16 Mk., extra feine Londoner Mischung
bis 13 und 14 Mk., fein feinster, Cay sow, 11-12 Mk. Schwarzer Grus-, Staubthee,
Congo, Souchong und Pekkoblüten, kostet bis 5 Mk., die Theesorten der Anglo Continental T. Assoziation
in London gehen in drei Nummern zu 8, 12-9 und 7 Mk.
Vom grünen T. ist die feinste Sorte Hyson, Hayson oder Haysan, 9 Mk. und höher,
das feinste daraus, die zartesten Blättchen, Junghaysan, die geringsten Haysanskin, durch Schwingen ausgesondert, gehen
hauptsächtlich ^[richtig: hauptsächlich] nach Amerika. Auslese ist der Kaiserthee, Imperial, engl.
Gunpowder, Schießpulver, fein, zart, zu Körnchen geformt,
mehr
12 Mk. und für feinsten Gunp. Perl bis 14 Mk., feinsten 10 Mk., geringere auch nur 7 Mk.
und gewöhnlicher Imperial mit Grus 5,2 Mk. Tonkay oder Twankay ist Mittelsorte, Perl- oder Pulverthee, kugelig, ordinär,
sind die geringern Sorten.
Verfälschungen. Der hohe Preis, welchen der T. hat, veranlaßt vielfache Verfälschungen, welche sowohl
an den Erzeugungsorten, als auswärts damit vorgenommen werden, besonders in England und Kanton („Canton made“). Man
verwendet schon gebrauchte und wieder getrocknete Blätter, Abfall, Houasian, Blätter vom Tounchonbaum, von Weidenröschen,
Kurilenthee, etc., Parfüms, Chromgelb, Chromgrün und Berlinerblau, Indigo und Kurkuma zum Grünfärben, Gips, Talk, Porzellanerde
zur Herstellung des samtartigen Aussehens etc. Die meisten Fälschungen
sind nachweisbar durch Aufweichen im Wasser oder durch Extraktion im Weingeist oder durch mikroskopische Untersuchung. -
Aufbewahrt muß der T. in gut verschlossenen Glas- oder Blei- oder Blechbüchsen, oder in Kästen mit Staniol, oder in Porzellan
werden unter Abschluß von Licht und nur im trocknen, geruchfreien Raume. Er nimmt leicht fremde Gerüche
an und wird bei Feuchtigkeit modrig. - Zoll: gem. Tarif im Anhang Nr. 25 w.
T. zur Theinfabrikation unter Kontrolle, zollfrei. (Kräuterthee ist zollfrei, Paraguaythee gem. Tarif Nr. 25 p 2.)
(Thea L.), Pflanzengattung aus der Familie der Ternströmiaceen (s. d.). Es giebt zwar verschiedene Theearten,
doch ist es ziemlich sicher, daß alle in den Handel kommenden Theesorten nur von einer Art abstammen, die allerdings überaus
variiert, und von der im Laufe einer mehr als tausendjährigen Kultur eine Menge Kulturvarietäten (z. B.
Thea viridisL., Thea bohea L, Thea stricta Hayne) entstanden sind, die sich durch verschiedene Blattformen, Krümmung der
Äste und Blattstiele u. s. w.
unterscheiden.
Diese einzige Art ist Thea chinensisL. (Camellia Thea Lk., s. Textfigur 1 beim Artikel Cistifloren), ein schöner immergrüner
Strauch mit abwechselnden, lanzettförmigen, länglichen oder verkehrt-eiförmigen, grob gesägten,
beiderseits kahlen, nur in der Jugend von einem seidigen Flaum bedeckten Blättern; die Blüten stehen einzeln oder zu zwei
bis vier in den Blattachseln; sie haben ziemlich große wohlriechende weiße, meist rosa angehauchte Blumenblätter.
Die Theepflanze ist im wilden Zustande ein 8-15 m hoher Baum, als Kulturstrauch wird er infolge des Beschneidens
höchstens 3 m hoch. Wild findet sich der in den ndrdl. Teilen Hinterindiens, z. B. in Manipur, doch spricht manches dafür,
daß er auch in den Gebirgsgegenden des südwestl. Chinas noch wild vorkommt. Ebenso ist in Ober-Assam eine kaum als besondere
Art zu bezeichnende Theesorte (Thea assamica Mast.) wild aufgefunden worden die heute noch dort kultiviert
wird.
Kultur und Erntebereitung. Die Theepflanze wächst und gedeiht in freier Luft zwischen dem Äquator und dem 45.° nördl.
Br., am besten in den kühlern Gegenden der Tropen. Doch bedarf sie zu ihrer gesunden Entwicklung eines mindestens mäßig warmen,
von starken Temperaturschwankungen und größern Dürreperioden freien und feuchten Klimas. Deshalb findet
sich die Theekultur in Japan zwischen 30 und 40° nördl. Br., auf Ceylon und Java zwar näher am Äquator, aber in Höhe von 1000 bis 2000 m,
in China und Assam, also auf dem Festlande, liegen sie zwischen 24 und 36° und 26 und 32° nördl.
Br. Am verbreitetsten ist der kleinblätterige sog. chinesische Thee, der großblätterige
und reichere Erträge gebende sog. Assamthee wird nur in Indien, Ceylon und Java kultiviert, und auch hier zusammen mit dem
chinesischen, häufig auch Kreuzungen beider.
Die Vermehrung geschieht am besten durch Aussaat in etwas beschatteten und feucht gehaltenen Saatbeeten,
wobei ältere Samen vorher in lauwarmem Wasser zum Keimen gebracht werden. Die nach 6-8 Wochen zu Tage tretenden Keimlinge müssen
vor Sonne und Frost geschützt werden. Wenn sie ungefähr 0,5 m hoch sind, werden sie mit dem Erdballen in Zwischenräumen
von 1 bis 2 m auf die nach Art von Blumengärten tief und fein gelockerten Felder gepflanzt und bei trockner
Witterung sofort begossen. An Schädlingen sind zu erwähnen Maulwurfsgrillen, Heuschrecken, verschiedene Blatt- und Schildläuse,
eine fast mikroskopische rote Milbe (Teranychus bioculatus), sowie verschiedene Raupen, Engerlinge und Bohrkäferlarven,
vor allem aber schadet die Hemiptere Helopeltis theivora (H. Antonii), die nebst den ungeflügelten Larven
die jungen Blätter anbohrt, und fortwährend abgesammelt werden muß. Im übrigen beschränken sich die Arbeiten bis zur ersten
Ernte auf Lockern des Bodens, gründliches Jäten und Einspitzen der Triebe, alles öfter wiederholt. Das Einspitzen richtet
sich nach der gewünschten Höhe des Strauches. Niedriger Wuchs liefert frühere Ernten und zartere, aber
weniger Blätter, schützt auch mehr vor den Wirkungen der Stürme. Nach der zweiten Ernte werden die alten holzigen Triebe
regelmäßig ausgeschnitten; wenn aber (im 8. bis 10. Jahre) die ganze Krone so holzig und knollig ist, daß sie keine jungen
Triebe mehr ausstoßen kann, wird sie bis zum Ansatz abgeschnitten, worauf dann
mehr
ein neuer Auswuchs an ihre Stelle tritt, den man in gleicher Weise behandelt wie die erste Krone. Wenn auch diese zweite Krone
versagt (15. bis 20. Jahr), wird der Strauch ausgeschieden.
Die erste Ernte erfolgt gewöhnlich erst nach dem 3. Jahre, bei niederer Züchtung sowie beim Assamthee schon nach 1½
- 2½ Jahren. Wie auf den Anbau, so wird auch auf die nur bei trockner Witterung zu bewirkende Ernte der Blätter die höchste
Sorgfalt verwendet. Die Blattaugen sowie mindestens der vierte Teil der Blätter sind zu schonen. Die Arbeiter sollen reinlich
gehalten, am besten mit Handschuhen versehen sein. Ein flinker Pflücker erntet im Tag bis zu 25 kg Blätter.
Das Einsammeln erfolgt in China drei- bis viermal im Jahre; Ende April, Mitte Juni, August und Oktober. Hierbei bringt die erste
Ernte immer die besten, die letzte die schlechtesten Blätter. Ein Strauch liefert jährlich etwa 1 kg Blätter.
Die Zurichtung des Thee für den Handel geschieht auf zahlreiche verschiedene Arten. Das umständliche Verfahren
der Chinesen und Japanesen ist von den ind. und javan. Züchtern bereits stark vereinfacht worden
und kann es noch mehr werden. Man unterscheidet schwarzen und grünen Thee. Für Bereitung des schwarzen Thee ist
die primitive, in China noch fast durchweg gebräuchliche Methode dem Wesen nach folgende: Die frisch
gepflückten Blätter werden, um sie hinreichend weich zu machen, auf großen Bambusmatten oder Gestellen 12-24 Stunden ausgebreitet,
dann längere Zeit in der Luft geworfen und geschüttelt und sodann in einzelne Haufen aufgestapelt und mehrere Stunden liegen
gelassen.
Durch diese sog. Fermentierung bekommen sie leichte Flecken oder erhalten
eine rötliche Färbung und verbreiten einen aromatischen Duft. Hierauf nehmen die Arbeiter mit beiden Händen so viel Blätter,
als sie erfassen können, und rollen sie auf einem mit Rohrgeflecht bedeckten Tisch in Kugelform zusammen. Dadurch wird ein
Teil des Saftes entfernt und gleichzeitig die notwendige Drehung der Blätter erzielt. In flachen eisernen,
durch ein lebhaftes Holzfeuer stark erhitzten Pfannen läßt man sie hierauf fünf Minuten unter fortwährendem Umrühren,
damit sie nicht anbrennen oder einen rauchigen Geschmack annehmen, dörren, nimmt sie heraus, rollt sie von neuem und trocknet
sie, auf Gestellen ausgebreitet, an der Luft.
Der Prozeß des Röstens und Rollens wird ein- bis zweimal wiederholt. Bei den Chinesen folgt dann noch ein Poeg genannter
Trockenprozeß: In röhrenförmigen Körben aus Bambus, an beiden Seiten offen und ähnlich einem Korsett in der Mitte enger,
werden die Siebe mit dem Thee auf dem im Mittelteil des Korbes befestigten Bambusgestell über die Feuerherde
gestellt und mit Unterbrechungen einem zweimaligen Trockenprozeß unterworfen. Sind die Blätter genügend trocken, so werden
sie vom Feuer abgehoben und auf einem großen runden Bambusgestell durch Siebe von verschiedener Maschenweite durchgesiebt;
dadurch werden sie in verschiedene Qualitäten gesondert.
Die Bereitung des grünen Thee unterscheidet sich in der Hauptsache nur dadurch, daß man die
Blätter nach dem Einbringen nicht trocknet, sondern unmittelbar dämpft, um die Farbe zu fixieren, und auch beim Rösten größere
Hitze anwendet. Wichtig ist, daß die Blätter möglichst wenig der Luft ausgesetzt sind. Nicht selten giebt man dem grünen
Thee durch künstliches Färben eine schöne hellere grüne Farbe oder aromatisiert die geringen schwarzen
Theesorten mit den Blüten der Olea fragrans Thunbg., der Orange, des Jasmins, der Gardenie u. a. In den Verschiffungshäfen
wird der in den Godowns der Exporteure nochmals sortiert und stark geröstet.
Dies Verfahren verteuert und verschlechtert zwar die Ware, gilt aber für unerläßlich, um den letzten
Rest der Feuchtigkeit auszutreiben. Daraus und weil die Seeluft jedem Aroma schädlich ist, erklärt sich der Umstand, daß
ein Thee von so feinem Aroma, wie er in den Produktionsgebieten getrunken wird, in den überseeischen Konsumtionsländern nicht
zu erhalten ist. In Kisten, die inwendig mit Bleifolie ausgeschlagen sind und ungefähr 40-50 kg fassen,
gelangt der Thee schließlich zum Versand. Das alles gilt eigentlich nur für China, event. auch für Japan; in Indien, Ceylon und
Java verwendet man allgemein Rollmaschinen, Sortiermaschinen, Trockenöfen, Fermentierkästen u. s. w.; auch wird der Thee daselbst
an Ort und Stelle vollständig zum Versand hergerichtet und verpackt.
Sorten. Im europ. Handel scheidet man den Thee nach den Erzeugungsländern. China produziert schwarzen und grünen Thee, Ceylon
und Java fast nur schwarzen, Indien meist schwarzen, grünen nur für den centralasiat. Markt. Vom grünen chinesischen Thee unterscheidet
man fünf Hauptsorten: Moyune, Tienke, Faitschou (Fychow), Taiping und Pingsuey. Von ersterer, der besten
Theesorte, die niemals gefärbt wird, ist Nanking-Moyune wertvoller als Packeong-Moyune. Pingsueythee, der wahrscheinlich
gar nicht vom Theestrauch stammt und meist verfälscht ist, ist die schlechteste Sorte, ausgenommen noch den Kanton, der
aber sicher nichts mit der Gattung Thea zu thun hat.
Von jeder dieser Hauptsorten giebt es wieder mehrere Qualitäten. Am bekanntesten sind: Gunpowder («Schießpulver»,
chines. Tschu-tscha, d. i. Perlthee), der kleinen runden festgerollten Form wegen so genannt, die jungen oft noch
in der Knospe eingeschlossenen Blättchen erster Ernte;
Imperial, die gleichzeitig mit den vorigen geernteten größern und
gröbern Blätter;
Young Haysan und Haysan (Hyson), nicht gerollte, sondern gekräuselte kleine, schmale,
zarte Blätter oder nur lose gerollte größere;
endlich Singlo- oder Twankaythee, der grüne Ausschußthee.
Der Imperial oder
Kaiserthee wird vom kaiserl. Hofhalt, von den Mandarinen und reichen Chinesen konsumiert, nicht vom Kaiser selbst, der den niemals
zur Ausfuhr gelangenden Blütenthee trinkt, so genannt, weil er der vollkommenste Thee ist, nicht etwa als
ob er aus den Blüten bereitet wäre. Den chines. schwarzen Thee teilt man gleichfalls gewöhnlich
in fünf Hauptsorten: Kapernthee, von den Chinesen «Schwarzer Perlthee» genannt, dem grünen Gunpowder entsprechend;
Pekoethee
(verstümmelt aus dem chines. Pak-ho, d. i. weißer Flaum, wegen der weißlichen Flaumhärchen an den
Peccoblüten genannten Blattspitzen), häufig parfümiert, z. B. der Orange-Pekoe;
Souchong (Sutschong), die kleinen Blätter
zweiter Ernte (die aromareiche Untersorte Padre Souchong ist als Karawanenthee bekannt und beliebt);
Pouchong (Putschong),
eine schlechtere, stets parfümierte Sorte;
Congou oder Congo (chines. Kung-fu, d.i. Arbeit oder Fleiß), von kräftigem Geschmack
und aromatischem Geruch, der Menge nach am meisten produziert, kommt als Blackleaf (Schwarzblatt) und
Redleaf (Rotblatt) in den Handel;
von ersterm ist der hauptsächlich nach Rußland ausgeführte Ningtschou (Ningchou)-, von
letzterm der
mehr
Kaisow-Congou am feinsten. Bohea (spr. Buhia) wird bald als Sammelname aller schwarzen Theesorten
gebraucht, bald als Bezeichnung einer inferioren, aus den holzigsten und ältesten Teilen bereiteten Sorte. - Neben den schwarzen
und grünen Sorten giebt es auch Mittelsorten, gelbbraune oder mit gelblichen oder grünlichen Blättern gemischte schwarze
Thee, Produkte unvollständiger Fermentierung. Hierzu gehört der bekannte Oolong («grüner Drache»),
von
dem Fu-tschou und Formosa die besten Sorten liefern, ferner der jetzt ziemlich verdrängte gelbe Karawanenthee. Die japanischen
Thee stehen alle hinter den bessern chinesischen zurück, sie haben einen starken eigentümlichen Geschmack, halten sich aber
nur ein Jahr lang in gleicher Güte. Man unterscheidet die in der Pfanne gerösteten Panfired Japans (wenn
gefärbt Colored Japans), die in kleinen Bambuskörbchen gerösteten Basketfired Japans und die an der Sonne getrockneten Sundried
Japans.
Außerdem giebt es auch die Sorten Oolong, Congou, Pekoe, Gunpowder und Imperial, die aber ihrer geringen Qualität halber
im Auslande kaum Abnehmer haben. Die indischen Thee sind im allgemeinen kräftiger und gehaltvoller,
erreichen aber in Bezug auf feines Aroma nicht die chinesischen, sie werden hauptsächlich in England verwendet, auf dem Kontinent
mehr zur Vermischung mit chinesischem Thee. Die Hauptsorten haben ihre Namen von den Produktionsgebieten: Assam, Dardschiling,
Katschar, Kangra, Dehra-Dun und Tschittagong.
Die feinsten Untersorten sind Flowery und Orange Pekoe, die schlechteste, aus zerbrochenen Blättern der übrigen Sorten zusammengesetzte,
der Brokenleaf. Der Thee von Ceylon und auch die javanischen Sorten (Pekoe, Souchong und Congou) kommen dem Assamthee fast gleich.
Die ältern gröbern Theeblätter, Abfälle und Stiele der bessern Theesorten, wie auch Theegrus, zu viereckigen
dicken, Ziegelsteinen ähnlichen Kuchen geformt, bilden den Ziegelthee (s. d.).
Produktion und Handel. In der Produktion des Thee nimmt China immer noch den ersten Rang ein; doch ist ihm in den Ausfuhrmengen
neuerdings in Ostindien und Ceylon eine starke und steigende Mitbewerbung erstanden, so daß es nur noch 44 Proz.
des an den Weltverkehr gelangenden Thee liefert. Während z. B. 1867 in England 6 Proz.
aus Indien und Ceylon und 94 Proz. chinesische Thee verbraucht wurden, wurden es 1890 schon 70 Proz.
des erstern und nur 30 Proz. der letztern. Ursache ist einerseits die Ungleichmäßigkeit des chines. Ausfuhrthees, der
aus einer Unzahl kleiner Pflanzungen stammt, während der fast nur in großen Plantagen gebaute indische Thee sehr
gleichmäßig ist, andererseits die in China immer mehr über Hand nehmenden Verfälschungen.
Deswegen nahm die chines. Theeausfuhr von Jahr zu Jahr an Menge und Wert ab, erst seit 1892 steigt
der Export wieder ein wenig, bei freilich immer noch fallenden Preisen. Die gesamte Theeausfuhr Chinas,
die allerdings nur einen kleinen Teil der chines. Produktion ausmacht, betrug 1871: 113,5 Mill. kg im Werte von 252 Mill.
M., 1881: 136,9 Mill. kg im Werte von 198 Mill. M., 1893: 115 Mill. kg im Werte von 167 Mill. M., 1895: 116 Mill.
kg im Werte von 108 Mill. M., 1896: 104 Mill. kg im Werte von 104 Mill. M. Die Hauptmasse des Thee geht nach Rußland, das jetzt
ungefähr ebensoviel chinesischen Thee bezieht, wie alle andern Länder zusammen, während Großbritannien 1895 nur noch ein
Achtel bezog.
In Japan hat zwar die Menge der Ausfuhr zugenommen, aber ihr Wert nimmt aus denselben Gründen
wie bei China ab. Es wurden (fast nur nach Amerika) ausgeführt 1881: 21,06 Mill. kg im Werte von 22,84 Mill. M., 1893: 30,4
Mill. kg im Werte von 21 750000 M., 1896: 20,11 Mill. kg im Werte von 13 910 790 M. In allen andern Produktionsländern
sind dagegen sowohl Menge wie Wert im Steigen. So besonders in Ostindien, das 1876-81 durchschnittlich jährlich ungefähr 16 Mill.
kg im Werte von 29,79 Mill. Rupien, 1895-96: 52 Mill. kg im Werte von 76½ Mill. Rupien (über neun Zehntel
davon nach Großbritannien) ausführte.
Verhältnismäßig noch größer ist die Zunahme in Ceylon, das seine durch Hemileia vastatrix Berk. arg gefährdeten Kaffeeplantagen
großenteils in Theepflanzungen umgewandelt hat. Während 1880-82 jährlich durchschnittlich nur 182 500 kg zur Ausfuhr
kamen, betrug diese 1895 bereits 44 Mill. kg. In Java wird Thee gleichfalls
in wachsenden Mengen gebaut; 1884 wurden ausgeführt 2,5, 1896: 5,1 Mill. kg. Eine kleine, aber
rasch wachsende Theeproduktion findet sich noch auf den Fidschi-Inseln, die 1885: 2473, 1887: 19 480, 1895: 75000 kg Thee lieferten.
Anbauversuche auf Singapur, Brasilien, Australien und den Vereinigten Staaten von Amerika mißglückten; dagegen sind die
Aussichten in Natal günstig, wo 1895 bereits auf 30 Pflanzungen Thee gebaut wird, freilich mit einer Produktion von erst 225000
kg. Ebenso werfen sich jetzt die Russen im Kaukasusgebiet sehr eifrig auf die Theekultur, die ältesten Pflanzungen (unweit
Tschakwa bei Batum) bringen schon jetzt alljährlich reichliche Ernten. - Theeauktionen werden in London,
Rotterdam, Amsterdam und Hamburg abgehalten.
Konsumtion. Der Verbrauch von Thee berechnet sich (1885-89) auf den Kopf der Bevölkerung in den civilisierten Ländern wie folgt:
Australien 3353 g, Großbritannien und Irland 2243 (1895: 2573), Canada 1765, Nordamerika 630 (1895: 645), Niederlande 524 (1895:
610), Rußland 286 (1895 etwa 400), Dänemark 171, Uruguay 151, Argentinische Republik 134, Portugal 56, Schweiz
47, Norwegen43, Deutschland 40 (1895: 54), Schweden 20, Rumänien 19, Frankreich 14 (1895:18), Österreich-Ungarn 12 (1895: 22),
Belgien 10 (1894: 12), Bulgarien 9, Spanien 6, Italien, Griechenland und Serbien 1 g.
Physiologisches und chem.Zusammensetzung. Der Thee, mäßig genossen, befördert die Verdauung und ist auf
Reisen bei trübem, feuchtem, kaltem Wetter nach großer Anstrengung ein treffliches Stärkungsmittel. Die charakteristischen
Stoffe sind ein eigentümliches flüchtiges Öl (das den Theegeschmack im höchsten Grade besitzt), Theïn oder Caffeïn (s. d.),
und Gerbstoff. Dem Caffeïn ist vorzugsweise die kräftigende, erregende Wirkung des Thee zuzuschreiben. Es sind
im trocknen Thee enthalten zwischen 0,4 und fast 5 Proz., meist schwankt aber der Caffeïngehalt
zwischen 1 und 2,5 Proz; der beste Thee ist aber durchaus nicht immer der caffeïnreichste, die Güte richtet sich
nach Geschmack, Aroma und Aussehen. Gerbsäure (Tannin) enthält der Thee 6-19 Proz.; vom flüchtigen Öle enthalten
der grüne Thee ungefähr 1 Proz., der schwarze 0,5 Proz. Nach
Mulder werden dem schwarzen Thee durch heißes Wasser etwa 29-38 Proz., dem grünen
Thee 34-46 Proz. entzogen. Überhaupt erhält der Aufguß das flüchtige Öl, Caffeïn, Gerbsäure, dazu Gummi, Zucker, Salze und
andere extraktive Teile.