Thee
,
getrocknete Blätter von mancherlei Pflanzen, besonders aber die des Thee
strauchs, Thea Kaempf, Familie Terestremiaceen,
immergrüne Sträucher oder kleine Bäume in
China und Japan und von dort aus auch nach Java, Indien und Amerika verpflanzt;
engl. Tea, frz. thé, holl. theeboom
und thee
, der Thee, ital. te. Die Blätter des chinesischen T. sind glänzend,
kahl, lederartig, die Blüten weiß oder rosenrot, die Kapseln dreifächrig und dreisamig, die Samen braun, glänzend, kirschkerngroß.
Der Strauch wird bis 10 m hoch, aber meist nur bis 3 m hoch gehalten. Man baut viele Varietäten, T. viridis L., mit langen,
breitlanzettligen Blättern, T. Bohea L., mit kurzen, verkehrt eiförmigen, T. stricta Hayne mit schmalen,
T. assamica Lindl, in Assam, mit breiten, seidenartig glänzenden Blättern, weißlich als „Thee
blüten“, am höchsten
werdend und als Stammpflanze betrachtet.
Der Anbau geht jetzt bis zum 40° n. Br., in China aber hauptsächlich nur zwischen 25° und 31° n. Br. und zwar in Berg- und Hügelland, an sonnigen Stellen; man baut in vollkommenen Hainen oder in Reihenkultur zwischen Feldern und selbst auf den Dämmen der Reisfelder, auch in einer Art Baumfelderwirtschaft, d. h. im Wechsel mit andern Pflanzen, meist in Gärten und im kleinen, auf leicht sandigem, aber fruchtbarem Boden und zwar durch Pflänzlinge, welche aus Samen gezogen, in Abständen von 1,25 m gepflanzt und im dritten Jahre auf etwa 60 cm gestutzt werden. Man hält die Sträucher beständig unter dem Schnitt in gewünschter Höhe, 1-3 m, lockert die Erde ringsum häufig, beseitigt stets alles Unkraut und düngt mit Ölkuchen u. dergl. Dungmitteln, aber nur mäßig. Im siebenten Jahre werden alle Schößlinge zu neuem Stockausschlag abgeschnitten, durch welchen dann sehr zarte Blätter getrieben werden.
Die Ernte innerhalb der Hauptbenutzungszeit ist eine mehrmalige, vier- bis fünfmal;
im Februar und März, aber nur in wärmeren
Lagen, erntet man die sog. Thee
blüten, d. h.
die glänzenden Blättchen kurz nach der Entwicklung aus den Knospen;
die dann immer wieder sich entwickelnden Blätter werden, vom April an, in Perioden von 1½ Monat bis zum September und selbst Oktober gepflückt;
die ersten Ernten sind die besten;
nach jeder Ernte wird gehackt, gejätet und zum Teil auch gedüngt.
Erntezeit, Anbauverfahren, Lage und Boden bedingen die Verschiedenheit der zahlreichen Sorten.
Bereitung: Nach dem Verfahren zum Trocknen gibt es zwei Hauptgruppen: grünen und schwarzen Thee
, letzterer die Hauptausfuhrware.
Die Pflanzer selbst verkaufen die nur oberflächlich getrockneten, lufttrocknen und gerollten, Blätter an die eigentlichen
Thee
käufer, Agenten, welche die Theedistrikte bereisen und die halbfertige Ware nach den
Handelsplätzen
zur Herstellung der Marktware und diese dann, soweit für das Ausland bestimmt, nach den Ausfuhrplätzen bringen.
Das Sortieren und Mischen der Sorten, die Verpackung und Stempelung mit Ursprungs- und Qualitätsstempel geschieht meist
hier. -
Die Methoden zur Herstellung fertiger Marktwaren sind sehr verschieden; die Hauptsache ist ein mehr oder minder rasches Röstverfahren auf eisernen Pfannen oder in eisernen Kesseln, mit oder ohne vorheriges Erweichen in Wasserdämpfen, unter fortwährendem Mischen und Umrühren mit Stäbchen oder auch mit den Händen in drei- bis viermaligem Wechsel mit Auslegen an der Luft auf Tafeln unter jedesmaligem Bearbeiten, Kneten, Auseinandernehmen, bis der vollkommene Trockenzustand erreicht ist. Je nach Liebhaberei und Geschmacksrichtung der Konsumenten wird dabei der T. auch noch parfümiert mit aromatisch riechenden Blüten, z. B. von Orangen, Jasmin, u. dgl.
Der nur, oder hauptsächlich, durch Feuer, also rasch getrocknete T., welcher jedoch ebenfalls mehrmals aus den Kesseln genommen wird, um auszudünsten, gibt den grünen T. des Handels, von welchem man früher glaubte, daß er von Kupferplatten die Farbe habe; der schwarze T. entsteht dadurch, daß die schwach erhitzten Blätter 2-3 Tage einem Verrottungsprozeß, ähnlich dem Gras bei der Braunheubereitung oder dem Flachs an der Luft, unterliegen und sich dabei schwärzen unter bedeutender Erhitzung, welche beim geeigneten Zeitpunkt unterbrochen wird, worauf die Blätter wieder in die heißen Kessel kommen.
Bei dieser natürlichen Verrottung gehen von den wirksamen Bestandteilen einige Prozentteile verloren und wird deshalb der
schwarze T. minder wirksam, aber auch milder und angenehmer, der Aufguß davon dunkler als der von grünem
T. Nach vollendetem Rösten werden die Blätter durch
Maschinen gesiebt und sortiert und dann wieder mit den Händen marktfähig
gemacht; für Innerasien fertigt man den Backstein- oder Ziegelthee
, aus Blättern, Stengeln und Abfall, in Ziegelform mit
Schaf- und Ochsenblut geknetet und mit
Milch und Hammelfett zum Genuß gekocht, eine Ware, welche auch
als Scheidemünze dortselbst Verwendung findet. -
Bestandteile. Die wirksamen Teile im T. sind
a) das Kaffeïn oder Theïn, von 0,8-6,2%, in den meisten Handelssorten für Europa durchschnittlich 2%, der Bestandteil, welcher die Feinheitsgrade des Wertes nicht bedingt; am reichsten daran sind die besseren schwarzen und die geringeren grünen Sorten.
b) Gerbsäure, am meisten im grünen T., bis 18%, im schwarzen nur 10 bis 11½%;
c) ätherisches Öl, gelb, abscheidbar, das Arom bedingend und narkotisch wirkend (betäubend), je nach Behandlung verschieden, von ½-1%.
d) Pflanzensäuren: Bohea-, Gallus-, Oxalsäure etc.
e) Eiweißstoffe, wahrscheinlich Legumin.
f) Aschenbestandteile, besonders
Kali,
Phosphorsäure,
Kalk,
Magnesia, etc., teils löslich
(Kali) im Wasser,
teils nicht. Der Thee
aufguß enthält bis zu 45% der löslichen Stoffe überhaupt.
Wirkung. ¶
mehr
Der T. ist nicht direktes Nahrungsmittel, wirkt aber außerordentlich belebend und erregend auf Nerven und Gehirn, erwärmend,
ohne zu erhitzen, Wohlbehagen erweckend, das Denkvermögen steigernd, im Übermaß aber aufregend und Schlaflosigkeit bedingend,
abspannend nach vorhergehendem Zittern, selbst Krämpfe veranlassend, besonders wenn T. gekocht und nicht überbrüht wird.
Das rätliche Maß zum Genuß ist ein Kaffeelöffel von gutem T. für eine Person zu mehreren Tassen.
In China und Japan wird T. ohne jede Zuthat, aber auch mit Salz, Milch, Butter, Mehl, Betel, Soda und Gewürzen genossen; echte
Feinschmecker verschmähen die Zuthat, gewöhnlich aber nimmt man Zucker dazu, in Deutschland meistens auch
Milch oder Sahne, vielfach Vanille oder Zimt, bei kaltem Wetter Rum etc. In Holland kocht man schon gebrauchte Thee
blätter mit
Milch zum Getränk für Kinder; nach dem Gebrauch bilden die feuchten Blätter das beste Mittel zum Reinigen der Teppiche.
Statistisches. Der T., dessen Gebrauch in China uralt ist, wird in Japan seit dem neunten Jahrhundert,
in Ostindien und Java seit 1825, in Brasilien seit 1812, in Südamerika seit 1848, in Kalifornien seit 1878 gebaut; er verbreitete
sich als Getränk in Europa von 1680 an, allgemeiner aber erst in unserm Jahrhundert. Rußland erhielt ihn auf dem Landweg
für den Zaren schon 1638 und bezieht heute noch zum Teil mit die besten Sorten als sog.
Karawanenthee
auf diesem Wege, die Hauptmenge aber auch zur See;
1820 war die gesamte asiatische Ausfuhr nur 16 Mill. kg, 1872 schon 108 (78 Mill. nach Europa) aus China allein, bis 8 Mill.
aus Japan, 9 Mill. aus Ostindien, und etwa 125 Mill. kg im ganzen aus den thee
bauenden Ländern. Den
Verbrauch in diesen kennt man nicht, in England schätzte man ihn für China allein zu 1000 Mill. kg. Für 1878 rechnet man
auf China 114,8, auf Japan 9,7, auf Ostindien 13,2 Mill. kg Ausfuhr und auf den Verbrauch außerhalb
Asiens 145 Mill. kg.
Im Verbrauch stehen obenan England, pro Kopf 2,34 kg, 695568 m. Ztr. oder 68,82% des Verbrauchs, dann die Ver.-Staaten von Nordamerika, 0,654 kg, 198628 m. Ztr., 19,88%, die Niederlande, 0,548 kg, 16538 m. Ztr., 1,63%, Dänemark 0,245 kg, 2617 m. Ztr., 0,25%, Rußland 0,222 kg, 84520 m. Ztr., 8,34%. Die übrigen Staaten verbrauchen alle unter 0,2 kg pro Kopf; auf Deutschland kamen nur etwa 8607 m. Ztr. oder 0,03 kg pro Kopf, auf Italien nur 172 m. Ztr. (0,0001 kg pro Kopf); den Suezkanal passierten 1878 für 365,5 Mill. Mk. oder 73,1 Mill. kg T. Hamburgs Einfuhr war 1877 zus. 1,25 Mill. kg., wovon 1,471 Mill. kg. in das Reichsgebiet kamen.
Handelsplätze. In China wird für die Ausfuhr der grüne T. besonders in den Provinzen Kiangnan, Kiangsi und Chekiang, der schwarze in Fokien und Kanton gebaut. Der Ausfuhrplatz ist besonders Kanton und der Handel größtenteils in Händen der Engländer, welche den T. auf den besten Schnellseglern verfrachten. Holland führt für eigne Rechnung, Frankreich nur wenig aus, Rußland über Kiachta und Nishnij Nowgorod, bzw. Königsberg. Japan liefert den T. über Yokohama, Nangasaki, Hiogo und Osaka, hauptsächlich nach Amerika und Holland, neuerdings auch direkt nach Deutschland, welches die Hauptmenge von England bezieht, dann von Holland und Rußland, aber neuerdings mehr direkt einführt. Java und Madura versenden zumeist nach Holland.
Ostindien - Assamthee, baut den T. in den Distrikten von Dakka und Dandschiling in Bengalen, auf den Neilgherrybergen, in Birma und in den Nordwestprovinzen; er wird als „zu heiß“ mit schwächern Sorten gemischt, ist aber wohlschmeckender als Javathee. Amerikanischer T. kommt nicht nach Europa. Im Jahre 1877 gehörten von 62 Schiffen, welche nur T. führten und den Suezkanal passierten, 54 England, 5 Deutschland, 2 Rußland, 1 Holland. Theeauktionen gibt es in England und Holland, auch in Hamburg. -
Sorten. Der T. wird in sehr großer Zahl von Sorten zu Markt gebracht und zwischen diesen gibt es sehr bedeutende Preisunterschiede. China soll 7-8 Klassen und bis 57 Sorten haben. Die feinste Frühjahrsware - grün als Pekko, schwarz als Perlthee („Milchhaar“) - kommt kaum zur Ausfuhr; Pekko und Pekon kommen aber auch in den spätern Ernten als schwarzer T. und besonders als solcher vor und in bester Qualität als Blütenpekko - Flowery P., in geringerer als Orangepekko. Der P. ist schwarzbraun, zart, an der Spitze (Blüte) weißfilzig und gibt hellgoldgelben Aufguß; feinste Blüten kosten bis 18 Mk. pro kg in deutschen Handlungen, minder feine bis 12 Mk.
Concho oder Kongon (T., auf welchen Arbeit verwendet wurde), mit kurzen, dünnen, schwärzlichgrünen Blättern, Aufguß hell, angenehm riechend, der Hauptteil der englischen Einfuhr, kommt auf 6 Mk., in Mischung mit andern Sorten auch bis 12 Mk. und höher, gewöhnlicher mit Grus 5 Mk. Kapern C, Kapernthee, ist die geringste Sorte des schwarzen T., Pouchong, breit, lang, stark gedreht mit viel Blattstielen, gibt grünlichgelben Aufguß mit ambraartigem Geruch.
Souchong, bräunlich, ins Violette spielend, mit Melonengeruch, gibt sehr klaren, duftigen Aufguß von etwas süßlichen Geschmack. Dahin gehört der sog. Karawanenthee (jetzt nur noch selten, da der Seetransport vorgezogen wird), in russischer Originalverpackung zu 10 Mk., feinere Sorten zu 15 Mk., kräftig und aromatisch; Souchong sonst zu 5, 6, 8 und 10 Mk., Souchong Pekko zu 10 Mk., Congo Souchong bis zu 12 Mk.
Der feinste schwarze T., Moning, kostet bis 16 Mk., extra feine Londoner Mischung bis 13 und 14 Mk., fein feinster, Cay sow, 11-12 Mk. Schwarzer Grus-, Staubthee, Congo, Souchong und Pekkoblüten, kostet bis 5 Mk., die Theesorten der Anglo Continental T. Assoziation in London gehen in drei Nummern zu 8, 12-9 und 7 Mk.
Vom grünen T. ist die feinste Sorte Hyson, Hayson oder Haysan, 9 Mk. und höher, das feinste daraus, die zartesten Blättchen, Junghaysan, die geringsten Haysanskin, durch Schwingen ausgesondert, gehen hauptsächtlich ^[richtig: hauptsächlich] nach Amerika. Auslese ist der Kaiserthee, Imperial, engl. Gunpowder, Schießpulver, fein, zart, zu Körnchen geformt, ¶
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12 Mk. und für feinsten Gunp. Perl bis 14 Mk., feinsten 10 Mk., geringere auch nur 7 Mk. und gewöhnlicher Imperial mit Grus 5,2 Mk. Tonkay oder Twankay ist Mittelsorte, Perl- oder Pulverthee, kugelig, ordinär, sind die geringern Sorten.
Verfälschungen. Der hohe Preis, welchen der T. hat, veranlaßt vielfache Verfälschungen, welche sowohl an den Erzeugungsorten, als auswärts damit vorgenommen werden, besonders in England und Kanton („Canton made“). Man verwendet schon gebrauchte und wieder getrocknete Blätter, Abfall, Houasian, Blätter vom Tounchonbaum, von Weidenröschen, Kurilenthee, etc., Parfüms, Chromgelb, Chromgrün und Berlinerblau, Indigo und Kurkuma zum Grünfärben, Gips, Talk, Porzellanerde zur Herstellung des samtartigen Aussehens etc. Die meisten Fälschungen sind nachweisbar durch Aufweichen im Wasser oder durch Extraktion im Weingeist oder durch mikroskopische Untersuchung. -
Aufbewahrt muß der T. in gut verschlossenen Glas- oder Blei- oder Blechbüchsen, oder in Kästen mit Staniol, oder in Porzellan werden unter Abschluß von Licht und nur im trocknen, geruchfreien Raume. Er nimmt leicht fremde Gerüche an und wird bei Feuchtigkeit modrig. - Zoll: gem. Tarif im Anhang Nr. 25 w. T. zur Theinfabrikation unter Kontrolle, zollfrei. (Kräuterthee ist zollfrei, Paraguaythee gem. Tarif Nr. 25 p 2.)