(spr. thäckere), 1)
WilliamMakepeace, berühmter engl. Romandichter, geb. zu
Kalkutta
[* 3] als Sohn eines Beamten der
OstindischenKompanie, ward im
CharterHouse zu
London
[* 4] erzogen, studierte in
Cambridge, bereiste
den
Kontinent, wo er sich unter anderm in
Weimar
[* 5] aufhielt (1830-31), und widmete sich nach pekuniären
Verlusten der Schriftstellerei. Unter dem
NamenMichaelAngelo Titmarsh und
George Fitzboodle,
Esq., lieferte er zunächst Beiträge
zu
»Fraser'sMagazine«, unter denen besonders die
Erzählungen: »Barry Lyndon« und »The adventures of an
Irish fortune-hunter«
Beachtung verdienen. Als Titmarsh veröffentlichte er ferner die von ihm selbst illustrierten Werke:
»The
Paris
[* 6] sketch-book« (1840),
seine originellste
Schöpfung, machte
ihn berühmt: hier zeigt er sich als vollendeten Satiriker und bedeutenden
Novellisten. Es folgten: »Our
street« (1848);
im
Plan »Vanity
Fair« nicht ebenbürtig, doch
gleich ausgezeichnet durch
Humor und Charakterzeichnung, und »The Kickleburys on the
Rhine« (1851).
Um diese Zeit begann er,
erst in
England, dann in
Schottland und
Amerika,
[* 7] öffentliche Vorlesungen zu halten, zunächst über »The
English humourists of the eighteenth century«, sodann über »The four
Georges«. Seinem
Studium der Humoristen entsproß der
Roman »Esmond« (1852),
eine der besten Schilderungen der Zeit der
KöniginAnna; besonders wertvoll sind: »The Newcomes« (1855),
worin der
Ernst und die Herzlichkeit Thackerays ganz besonders hervortreten,
und »TheVirginians« (1857),
ein Seitenstück zu »Esmond«. 1860 übernahm er die Herausgabe des »Cornhill
Magazine«, zu
dem er die
Erzählungen: »The adventures of
Philip«, »Lovell the widower« und eine kleine monatliche
Skizze, die
»Round-about papers«, lieferte. Thackeray starb Gesammelt
erschienen seine Werke zuletzt 1887 in 24
Bänden, in illustrierter Prachtausgabe
London 1879 ff., sein
Briefwechsel 1887.
(spr. thäckĕrĕ), William Makepeace, engl.
Schriftsteller, geb. zu Kalkutta, wurde nach England geschickt und lernte so in der
Charterhausschule das Schulwesen kennen, das er später in der Weihnachtserzählung «Doctor
Birch and his young friends» und in verschiedenen seiner größern Werke anschaulich und ergötzlich schilderte.
Hierauf brachte er von 1829 an einige Zeit in Cambridge zu und ging dann nach London. Später bereiste
er Frankreich, Italien
[* 8] und Deutschland,
[* 9] teilweise um sein Malertalent auszubilden und sich für die Laufbahn eines Künstlers
vorzubereiten.
Nach einem längern Aufenthalt in Rom und
[* 10] einem Besuch in Weimar, wo er Goethe vorgestellt wurde, ließ er sich 1834 zum regelmäßigen
Betrieb künstlerischer Studien in Paris nieder. Seine schriftstellerische Laufbahn begann Thackeray als Pariser Korrespondent für
die von seinem Stiefvater begründete Zeitung «The Constitutional», ein Blatt
[* 11] von vorgeschrittener liberaler Haltung, das jedoch
schon nach einem Jahre wieder einging und in seinem Falle den Rest von T.s nicht unbeträchtlichem Vermögen begrub.
Darauf kehrte Thackeray nach London zurück und widmete sich nun ganz der litterar. Thätigkeit. Er starb in London. Seine
ersten größern Arbeiten, darunter «Yellowplush papers», «The
great Hoggarty diamond», «A shabby genteel story», erschienen in
«Frazer's Magazine» und machten das Publikum aus ein humoristisches Talent aufmerksam, dessen Schärfe an
Swift und dessen Gemütlichkeit an Fielding erinnerte. Noch größere Beachtung fanden die im «Punch» veröffentlichten, durch
glänzenden Witz und Humor und beißende Satire ausgezeichneten «Snob papers» (deutsch in
Reclams «Universalbibliothek»).
Seine Berichte aus Paris gab er 1840 als «Paris sketchbook» (2 Bde.) gesammelt heraus. Diesem
folgte 1842 das «Irish sketch-book» (2 Bde.),
1846 die «Notes of a journey from Cornhill to Grand-Cairo»
und 1851 «The Kickleburys on the Rhine». Die meisten dieser Schriften sowie andere Novellen und Skizzen, die in Zeitschriften
veröffentlicht und später einzeln herausgegeben wurden, erschienen unter dem PseudonymMichaelAngelo Titmarsh. Unter seinem
eigenen Namen trat Thackeray zuerst mit dem Roman«Vanity fair» (1846-48; deutsch u. d. T.: «Jahrmarkt
des Lebens» in Reclams «Universalbibliothek») hervor, der ihn mit einem Schlage auf eine Stufe mit Dickens erhob und
¶
mehr
auch dem Auslande als einen der ersten Sittenmaler unserer Zeit bekannt machte. Als realistisch herbe Schilderung engl. Sitten
und Eigentümlichkeiten, als vernichtende Satire gegen das selbstsüchtige Treiben der modernen Gesellschaft, als psychol.
und stilistische Meisterbildung gehört das Werk zu den bedeutendsten Erzeugnissen der engl.
Romanlitteratur. Ihm folgte 1850 «Arthur Pendennis», eine geniale Behandlung desselben Themas, in die viele
Thatsachen aus T.s eigener Lebensgeschichte verwoben sind. Eine neue Richtung schlug er in dem histor. Roman «Henry Esmond»
(1852) ein, der mit Scottscher Kunst die Epoche der Königin Anna darstellte. Im Herbst 1852 folgte er einer Einladung nach
den Vereinigten Staaten,
[* 13] um dort seine in England berühmt gewordenen Vorträge über die engl.
Humoristen des 18. Jahrh. zu halten, die als «Lectures
on the English humorists of the eighteenth century» (Lond. 1853) gesammelt erschienen.
Bald nach seiner Rückkehr erschien der Roman «The Newcomes» und 1858-59 «The
Virginians», ein Gegenstück zu «Esmond». Bei einer
zweiten Reise nach Amerika (1855) hielt Thackeray die meisterhaften, ebenfalls später veröffentlichten Vorträge «The
four Georges». 1859 begründete er die Monatsschrift «Cornhill Magazine», in der er den Roman «History of Philip», die Novelle
«Lovel the widower» und die «Roundabout
papers» veröffentlichte. Sein letzter Roman, «DenisDuval», blieb unvollendet. Form und Inhalt seiner Werke
sichern Thackeray eine hohe, wenn nicht die höchste Stellung unter den engl. Humoristen. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke
ist vor allem die seit 1880 erschienene «Edition de luxe» (24 Bde.)
zu erwähnen. -
Vgl. Hannay, Memoir of Thackeray (Edinb. 1864);
Taylor, Thackeray the humorist and the man of letters:
the story of his life (Lond. 1864; 2. Aufl. 1868);
Thackerayana.Notes and anecdotes (ebd. 1874 u. ö.);
A. Trollope, Thackeray
(ebd. 1879; deutsch von Katscher, Lpz. 1880);
Conrad, Thackeray, ein Pessimist als Dichter (Berl. 1887).