Joh., oder Tetzel, eigentlich Diez oder Diezel, Ablaßkrämer, geb. um 1455 zu Leipzig, studierte daselbst Theologie
und trat 1484 in den Dominikanerorden. 1502 zum Ablaßprediger bestellt, trieb er fünf Jahre lang den
Ablaßhandel in der anstößigsten Weise. In Innsbruck wegen ehebrecherischen Umgangs zum Tode durch Ertränken verurteilt,
auf Fürsprache Kurfürst Friedrichs von Sachsen zu ewigem Gefängnis nach Leipzig abgeführt, auf Verwendung des Erzbischofs
Albrecht von Mainz freigelassen, wurde Tezel zum apostolischen Unterkommissarius, von Albrecht von Mainz zum
Inquisitor haereticae pravitatis ernannt. Schon 1509 verkaufte er in Görlitz
[* 10] unter der Devise «So bald das Geld im Kasten klingt,
die Seele in den Himmel
[* 11] springt»
seine Ablaßbriefe; im Herbst 1517 betrieb er das Geschäft im Brandenburgischen. Dies veranlaßte
Luther, seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg
[* 12] anzuschlagen. In Frankfurta. O. 1518 zum
Doktor der Theologie promoviert, kehrte Tezel nach Leipzig in das Paulinerkloster zurück, wo er im Aug. 1519 an der Pest starb.
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