Tetraxitische
Goten
, s.
Ostgoten.
Tetraxitische Goten
4 Wörter, 34 Zeichen
Tetraxitische
Goten
, s.
Ostgoten.
goten,
ein Teil des großen german. Stammes der Goten
(s. d.), der im 4. Jahrh.
n. Chr. ein großes Reich im N. des Schwarzen Meers gegründet hatte, aber 375 dem Ansturm der Hunnen erlag und nun deren Hoheit
unterstand. Von dieser Zeit an bis auf Theodorich d. Gr. hatten die Ostgoten
bald keinen König, bald zwei oder
drei nebeneinander. 451 leisteten sie Attila Heeresfolge nach Gallien. Nach Attilas Tode vernichteten sie mit den Gepiden das
Hunnenreich und wohnten in Ungarn,
[* 4] von wo sie häufig in das röm. Gebiet einfielen, während andererseits
auch zahlreiche Haufen in röm. Dienst traten. In diesen Verhältnissen ist Theodorich (s. d.) d. Gr. erwachsen, sein
Vater Theodemir und dessen Bruder Widemir standen an der Spitze der Ostgoten
und beschlossen, bessere Sitze zu suchen. 473 zog Widemirs
Schar gegen Westen und vereinigte sich in Gallien mit den Westgoten
, Theodemir über die Donau in das
heutige Serbien.
[* 5]
Nach Theodemirs Tode wählte das Volk Theodorich zum Könige; aber große Scharen der Ostgoten
standen unter andern Führern, die
bald im Dienst Roms, bald gegen Rom
[* 6] miteinander kämpften; indes 488 gelang es Theodorich, als er gegen den über Italien
[* 7] herrschenden
Odoaker zog, den größern Teil unter seiner Führung zu vereinigen. Auch Rugier und Haufen anderer verwandter
german. Stämme schlossen sich an. Nach der Ermordung Odoakers (493) dehnte Theodorich sein Reich über ganz Italien, die Inseln,
die Alpenländer und Dalmatien, seit 510 auch über die Provence und das Westgotische Reich in Spanien
[* 8] aus.
Nach seinem Tode (526) verfiel das Reich unter Amalasuntha (s. d.) und deren Mitregenten Theodat (s. d.);
auch die Tapferkeit des Königs Vitiges (536-539) und des großen Totila (541-552) Kraft
[* 9] und Klugheit vermochten nicht in
dem seit 535 mit dem Byzantinischen Reich ausgebrochenen Krieg, der von Justinians tüchtigsten Feldherren, Belisar und Narses,
geführt wurde, trotz vieler einzelnen Erfolge die Oberhand zu gewinnen. Der Übermacht der Byzantiner,
die von zahlreichen german. Hilfstruppen unterstützt wurden, unterlagen die Ostgoten
unter
ihrem Könige Tejas schließlich in dem Heldenkampf am Vesuv
[* 10] (552), wo ein großer Teil des Volks seinen Untergang fand; fränk.
Scharen, die angeblich den Goten
zu Hilfe kamen, verheerten das Land und wurden 554 von Narses bei Capua
besiegt; darauf ergab sich auch die letzte got. Festung
[* 11] Campsa. Die Reste der Ostgoten
verschmolzen
mit der ital. Bevölkerung.
[* 12]
An dem Schwarzen Meere waren von alters her Ostgoten
sitzen geblieben, die sog. Krimgoten
oder Tetraxitischen Goten, in der Krim
[* 13] und am Kuban, wo sie zu Justinians Zeit mit den uturgurischen Hunnen verbündet erscheinen. Reste von ihnen scheinen sich
in den Gebirgen der Krim bis in das 16. Jahrh. erhalten zu haben.
Vgl. Manso, Geschichte des Ostgotischen Reichs in Italien (Bresl. 1824);
Dahn, Die Könige der ¶
Germanen (6 Abteil., Münch. und Würzb. 1861-71);
ders., Urgeschichte der german. und roman. Völker, Bd. 1 (in Onckens «Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen», Berl. 1881);
Kaufmann, Deutsche [* 15] Geschichte bis auf Karl d. Gr. (2 Bde., Lpz. 1880-81);
Wietersheim, Geschichte der Völkerwanderung, Bd. 2 (2. Aufl., besorgt von Dahn, ebd. 1881);
Th. Mommsen, Ostgot. Studien (im «Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde», Bd. 14, Hannov. 1888);
Tomaschek, Ethnolog. Forschungen. 1. Die Goten
in Taurien (Wien
[* 16] 1881);
Braun, Die letzten Schicksale der Krimgoten
(Jahresbericht
der «Reform. Kirchenschule», Petersb. 1890).