Titel
Teschen.
1) Bezirkshauptmannschaft in Österreichisch-Schlesien, hat 1152,41 qkm und (1890) 120189 (56734 männl., 63455 weibl.)
meist poln. E. in 102 Gemeinden mit 134 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Friedek,
Jablunkau und Teschen
– 2) Teschen, czech. Těšin, poln. Cieszyn,
Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines
Kreisgerichts und Bezirksgerichts (349,12 qkm, 54663 E.), ehemalige Hauptstadt
des Herzogtums Teschen
, am rechten Ufer der Olsa und am nördl. Fuß
der
Beskiden, an der Linie
Kojetein-Bielitz der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, hat (1890)
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15220 deutsche und poln. E., darunter 3376 Evangelische und 1316 Israeliten, in Garnison je ein Bataillon des 54. Infanterieregiments
«Ernst Rüdiger, Graf von Starhemberg» und des 100. Infanterieregiments «Edler von Krieghammer»,
sechs Kirchen, darunter die ehemalige Dominikanerklosterkirche, die Kirche der Barmherzigen und die evang. Gnadenkirche (s.
Gnadenkirchen), ein Rathaus, Landhaus, in dem der Teschener
Friede geschlossen wurde, einen alten Piastenturm
(12. Jahrh.), Reste des alten Schlosses, neues Schloß des Erzherzogs Friedrich, ein Gymnasium mit einem histor. und einem
naturhistor.
Museum, Staats-Realschule, Lehrerbildungsanstalt, Bürgerschulen, Lehrerinnenbildungsanstalt der Vorromäerinnen; eine Flachsbereitungsanstalt und Spinnerei, Fabrikation von Gewehren, gebogenen Möbeln, Wagen, Leder und Tuch, Hofbuchdruckerei mit lithogr. Anstalt und Buchbinderei, Sägewerk, Handel mit Spiritus, [* 3] Schmalz, Eisenwaren, Möbeln, Käse, Bier, Rosoglio und Garn, bedeutende Holzflößerei aus den Beskiden. Am wurde hier zwischen Maria Theresia und Friedrich II. der Frieden abgeschlossen, der den Bayrischen Erbfolgekrieg (s. d.) beendigte.
Das ehemalige Herzogtum Teschen
bildete bis 1849 den Hauptbestandteil des Kreises Teschen
, der
die jetzigen Bezirkshauptmannschaften Teschen
, Bielitz und Freistadt umfaßte. Die Landbevölkerung spricht polnisch und czechisch;
deutsch wird in den Städten sowie in einer Sprachinsel um Bielitz gesprochen. Teschen
gehörte ursprünglich den Herzögen von Oberschlesien,
die sich dem König von Böhmen
[* 4] unterwarfen. Als 1625 der Mannsstamm der Herzöge von Teschen
ausstarb, blieb
das Fürstentum unmittelbar bei der Krone Böhmen, bis Kaiser Karl VI. dasselbe 1722 dem Herzog von Lothringen, Leopold Joseph Karl,
übergab, dem sein Sohn Franz Stephan, nachmaliger röm. Kaiser, 1729 darin folgte.
Nach ihm besaß dasselbe seit 1766 unter dem Titel eines Herzogs von Sachsen-Teschen der mit der Tochter des Kaisers Franz I. vermählte sächs. Prinz Albrecht (s. d.), der 1822 dieses Fürstentum an den Erzherzog Karl vererbte; von ihm ging es 1847 an seinen ältesten Sohn Albrecht, von diesem (1895) an dessen Neffen Erzherzog Friedrich über.-
Vgl. Biermann,
Geschichte des Herzogtums Teschen
(2. Aufl., Teschen
1894);
Peter, Teschen
, ein histor.-topogr.
Bild (ebd. 1875); ders., Das Herzogtum Schlesien [* 5] (Wien [* 6] 1885).