Das rohe
Öl ist dünnflüssig, farblos oder gelblich, klar, löst sich in 8-10 Teilen
Alkohol, verharzt leicht an der
Luft
unter
Bildung von
Ameisensäure und
Essigsäure und wird dickflüssig. Zur
Reinigung wird es am besten mit
Dampf
[* 4] unter Zusatz
von etwas
Ätzkalk rektifiziert
(Terpentinspiritus). Es ist dann farblos, dünnflüssig, riecht stark,
schmeckt brennend, spez. Gew. 0,86-0,89,
löst sich in 10-12 Teilen 90proz.
Alkohol, mischt sich mit
Äther, siedet bei 152-160°; es löst
Schwefel,
Phosphor,
Harz,
Kautschuk
und manche andre
Körper, absorbiert
Sauerstoff, verwandelt ihn teilweise in
Ozon und verharzt allmählich (unter
Bildung von
Ameisensäure). Terpentinöl besteht aus einem
Kohlenwasserstoff C10H16 . Bei längerm Stehen
mit
Wasser bildet es den Terpentinkampfer
(Terpinhydrat,
Terpentinhydrat) C10H16.2H2O + H2O ^[C10H16.2H2O+H2O],
welcher sich in farb- und geruchlosen, leicht löslichen
Kristallen ausscheidet.
(Terpentingeist, lat. oleum terebinthinae, frz.
essence de térébinthine; engl. turpentine-oil), ein bedeutender Handels- und Verbrauchsartikel,
wird aus Terpentin abdestilliert und bildet im gereinigten Zustande eine wasserhelle, leichte und leichtflüchtige, stark
riechende
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mehr
und brennend schmeckende, mit großer rußender Flamme brennende Flüssigkeit, unlöslich im Wasser. Es ist ein sauerstofffreies
ätherisches Öl (Kohlenwasserstoff) von 0,86-0,89 spezif. Gew., das, wenn es frei von harzigen Stoffen
ist, beim Erwärmen an der Luft ohne Rückstand verdunstet. Bei gewöhnlicher Temperatur in flachen Gefäßen der Luft ausgesetzt,
verdunstet nur ein Teil davon, indes der Rest durch Sauerstoffaufnahme sich verändert, zähe wird (Dicköl
der Porzellanmaler) und endlich zu einem harten, durchsichtigen Firnis eintrocknet. Dieses Verhalten macht das Öl hauptsächlich
so wertvoll als Bindemittel für Farben.
Gewonnen wird das Öl, indem man Terpentin und Wasser in eiserne Blasen bringt und diese beheizt. Es gehen
Wasser- und Öldämpfe über, die sich in der Vorlage zu Flüssigkeit verdichten; bei ruhigem Stehen trennt sich diese in
zwei Schichten, sodaß das Öl die Oberschicht bildet. Die früher übliche Destillation des bloßen Terpentins ohne Wasser
scheint wenig mehr vorzukommen. Man erhält dabei ein Destillat, das flüchtiger und stechender als das
gewöhnliche und mehr gefärbt ist, und auch der Rückstand ist dunkler.
Der Rückstand von der gewöhnlichen Bereitung heißt gekochter Terpentin (terebinthina cocta), und nachdem dieser für sich
nochmals in gelinder Wärme so lange geschmolzen worden, bis aller Wassergehalt ausgetrieben ist, bildet er das Kolophonium.
Das Öl von der ersten Destillation ist immer noch mit harzartigen Stoffen und etwas freier Säure (Ameisensäure)
verunreinigt, sieht gelb aus und ist nicht für alle Zwecke brauchbar. Um es rein und farblos zu erhalten, rektifiziert man
es durch nochmalige gelinde Destillation mit Wasser unter Zusatz von etwas Kalk, der die Säure bindet.
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Das Öl löst die meisten Harze, auch Kautschuk, Schwefel und Phosphor, läßt sich mit Alkohol, Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff,
fetten und ätherischen Ölen und Firnis mischen und wird daher in großer Ausdehnung verwendet zur Bereitung von Lacken, zum
Verdünnen von Ölfarben, als Mittel zum Ausmachen von Flecken, die von fettigen Substanzen herrühren.
Sehr häufig wird es auch benutzt zum Verfälschen andrer, teurer ätherischer Öle. In neuerer Zeit benutzt man das Öl auch
als ein gutes Bleichmittel für solche Stoffe, die nicht mit Chlorkalk gebleicht werden dürfen, wie z. B. Elfenbein. Die Bleichkraft
beruht auf dem Vermögen des Öls, eine große Menge Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen, diesen zu ozonisieren
und an die zu bleichenden Stoffe abzugeben, welche, damit benetzt, dem Lichte ausgesetzt werden. -
Medizinisch wird das T. verwendet zu reizenden und zerteilenden Einreibungen, auch zuweilen tropfenweise innerlich verordnet.
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Das T. ist ein viel bedeutenderer Handelsartikel, als der Terpentin. Im Handel kommen vor: deutsches,
französisches und amerikanisches. Eigentlich wird in Deutschland nur noch wenig von dieser Ware erzeugt, am meisten noch
in Österreich. Die deutsche Firma deckt aber auch alles, was aus Südrußland, Polen, Galizien kommt, und das ist nicht
wenig. Die stärkste Zufuhr kommt aber aus Nordamerika teils direkt, teils über England. Die Einfuhr
nach Deutschland hat
sich seit Aufhören des Bürgerkrieges bis auf etwa 1½ Mill. Gallons im Jahre gesteigert. Die Preise
wurden dadurch so gedrückt, daß die Eigentümer der französischen Fichtenwälder nicht mehr auf die Kosten kommen konnten
und die Fabrikation meist einstellen mußten, wodurch jedoch ihr Geschäft mit Terpentin, der als gute
Ware immer gesucht und dem übrigen vorgezogen wird, nur wenig berührt wurde.
Besondere, weniger häufig vorkommende Sorten von T. sind das Kienöl oder Templinöl, welches in der Schweiz durch Destillation
der Zweige, Zapfen und des Holzes verschiedner Nadelbäume gewonnen wird, das Latschenöl oder Krummholzöl
aus den Zapfen und jungen Spitzen von Pinus Pumilio, und endlich das Tannenzapfenöl und Fichtennadelöl. Künstliches T. hat
man dasjenige Destillationsprodukt aus Petroleum genannt, welches bei 120-150° C. übergeht. Es ist nicht geeignet das eigentliche
Öl zu ersetzen, da es Harze wie Kopal, Dammar u. a. nicht löst, und kann daher nur etwa als Verdünnungsmittel
für Ölfarben dienen. Außerdem gebraucht man es zum Waschen der Buchdruckformen. Als Brennstoff ist es zu leicht entzündlich,
um als Fleckwasser gebraucht werden zu können, zu wenig flüchtig. - T. und Kolophoniumzollfrei. Künstliches T., siehe
Petroleum.
das durch Destillation des Terpentins (s. d.) gewonnene ätherische Öl. Es ist eine farblose Flüssigkeit
von eigentümlichem Geruch, einem spec. Gewicht von 0,860 bis 0,880, brennbar, siedet bei 152-160° C. und läßt sich mit
Äther und Alkohol mischen, ist aber in Wasser fast unlöslich. Den polarisierten Lichtstrahl lenkt es nach
links (französisches Terpentinöl) oder nach rechts (deutsches und amerikanisch esTerpentinöl), Schwefel, Phosphor, die meisten Harze, Kautschuk
und Guttapercha lösen sich im T. An der Luft in Berührung mit Feuchtigkeit bildet es Wasserstoffsuperoxyd, nicht, wie man
früher allgemein annahm, Ozon. Terpentinöl dient in der Technik zu Lacken und Anstrichfarben, zum Verdünnen von
Ölfarben, Vertilgen von Fettflecken, zum Bleichen von Geweben und Elfenbein; medizinisch wendet man es äußerlich als reizendes,
kräftigendes Mittel, innerlich gegen Gonorrhöe und Blasenkatarrh an. Im Handel unterscheidet man deutsches Terpentinöl (meist aus Polen,
Galizien und Südrußland stammend), französisches (das beste) und amerikanisches und bringt es in Fässern
von 150 kg Inhalt an den Markt. 100 kg kosten im Großhandel (1897) 39-68 M.
(Oleum Terebinthinae sulfuratum, Balsamum Sulfuris terebinthinatum), früher offizinell, eine Lösung von 1 Teil geschwefeltem Leinöl in 3 Teilen Terpentinöl, gilt als Universalheilmittel und wird als Geheimmittel viel vertrieben.