Terpentin
(entstanden aus Terebinthina), ein mehr oder minder dickflüssiges Harz, das aus verschiedenen Nadelholzstämmen
durch Einschnitte gewonnen wird oder auch durch Aufbersten der Rinde von selbst ausfließt (wie z. B.
bei der
Edeltanne durch Zerplatzen der sog. Harzbeulen der Rinde). Im
Handel unterscheidet man gemeinen
Terpentin
(Terebinthina communis) und venetianischen Terpentin (Terebinthina veneta oder laricina). Der gemeine
Terpentin
stammt in den geringsten Sorten von der
Kiefer und
Edeltanne, die in Südrußland,
Polen,
Österreich,
[* 3]
Schweden
[* 4] und
Norwegen
noch zur Terpentin
gewinnung benutzt werden.
Die Hauptmenge und geschätzteste Sorte des gemeinen Terpentin
kommt aus
Frankreich (Depart.
Gironde und
Landes),
wo die Strandkiefer (s.
Kiefer) das Material liefert, während
Amerika
[* 5] seine große Produktion (aus
Pinus australis
Mich. und
Pinus taeda L.) an Ort und
Stelle auf Harz und
Terpentinöl verarbeitet. Der gemeine Terpentin
hat eine gelbliche
Farbe, Honigkonsistenz,
ist trübe, etwas körnig, zähe und klebend, riecht stark harzig und schmeckt bitter scharf. Wesentliche
Bestandteile sind ätherisches Öl (17 Proz. und mehr) und Harz. Hauptausfuhr in
Oxhoften, à 350 kg
Inhalt, über
Bordeaux.
[* 6] Jährliche Produktion gegen 12000 terpentin
100 kg kosten (1897) im
Großhandel 28 M.
Höhenschichten der Alp

* 7
Alpen. Der venetianische Terpentin
wird durch Anbohren des
Kernholzes der gemeinen
Lärche (s. d.) in den südl.
Alpen,
[* 7] hauptsächlich in
Meran,
[* 8]
Bozen,
[* 9]
Trient
[* 10] gewonnen. Er ist klar oder nur wenig trübe, dickfließend, von gelblicher
Farbe und besitzt
einen angenehm aromatischen
Geruch. Zum Versand gelangt er in kleinen, etwas flach gedrückten Fässern (Lägele) von 60 kg
und in Petrolbarrels von 200 kg
Inhalt. 100 kg kosten im
Großhandel (1897) 146 M.
Über den canadischen
s.
Canadabalsam.
Terpentin
dient als Zusatz zu Firnissen, Siegellack, Lack, Kitt, medizinisch zu Pflastern und Salben; er ist, soweit
der gemeine in Frage kommt, das Rohmaterial für die Gewinnung des
Terpentinöls (s. d.) und des
Kolophoniums
(s. d.).