Terpentīn
(Terebinthina), balsamartige
Masse, welche durch
Einschnitte aus den
Stämmen von
Nadelhölzern
gewonnen wird (s.
Fichtenharz). Der gemeine Terpentin
wird aus
Pinus maritima
Lamb., P. laricio
Poir., P. silvestris L.,
Abies excelsa
Lam. und A. pectinata
Dec. sowie aus mehreren amerikanischen
Arten gewonnen. Die
Ausbeute ist sehr verschieden. Man rechnet z. B.
in
Österreich
[* 3] auf den
Stamm jährlich 2 kg Terpentin
, während
man in Westfrankreich etwa 3,6 kg erhält und starken
Fichten, besonders alleinstehenden, auf deren
Erhaltung es nicht weiter abgesehen ist, in einem Jahr bis 40 kg Terpentin
abgewinnen
kann.
Der gemeine Terpentin
bildet eine mehr oder weniger klare, gelblichweiße, honigdicke, stark klebende
Masse, reagiert sauer,
riecht nach
Terpentinöl, ist löslich in
Alkohol,
Äther, ätherischen
Ölen und in nicht überschüssiger
Kalilauge, enthält
15-30 Proz.
Terpentinöl,
Harz,
Harzsäuren (Pinarsäure, Pininsäure, Sylvinsäure, Abietinsäure), wenig
Ameisensäure und
Bernsteinsäure. Im frischen Terpentin
findet sich Abietinsäureanhydrid;
dies nimmt aber
Wasser auf, und es scheiden sich wetzsteinähnliche
Kristalle
[* 4] von Abietinsäure aus, durch welche der Terpentin
trübe und krümelig wird. Im
Handel unterscheidet man: deutschen Terpentin
von kaum bitterm
Geschmack;
ihm ähnlichen französischen Terpentin
, welcher weniger
Terpentinöl
enthält;
Straßburger Terpentin
von der
Weißtanne, welcher bald hell und klar wird, zitronenartig riecht, sehr bitter schmeckt und 35 Proz.
Terpentinöl enthält;
Terpentinbaum - Terrai

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Seite 15.597. amerikanischen Terpentin
, weißlichgelb, zäh, von kräftigem
Geruch, sehr scharf bitterm
Geschmack und geringem
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Terpentin
ölgehalt. Der venezianische Terpentin von der Lärche (Larix europaea Dec.) wird in Südtirol aus dem Kernholz durch Bohrlöcher
gewonnen, welche man zu Ende des Winters anlegt, verstopft und erst im Herbst wieder öffnet, um den angesammelten Terpentin
abzuzapfen.
Dieser Terpentin
ist gelblich bis bräunlich, fast klar, zähflüssig und scheidet nicht Kristalle aus. Kanadabalsam
von Abies balsamaea Marsh, A. Fraseri Pursh und A. canadensis Mich., in Nordamerika
[* 6] aus Blasen in der Rinde dieser Bäume gewonnen,
ist vollkommen klar, hellgelb, riecht angenehm aromatisch, schmeckt bitter, mischt sich mit absolutem Alkohol, enthält 24 Proz.
ätherisches Öl, scheidet keine Kristalle aus und wird hauptsächlich zur Darstellung mikroskopischer Präparate
benutzt.
Unter Terpentin
verstand man im Altertum den Harzsaft der Pistacia Terebinthus, und erst später wurde der Name auf den Saft der Koniferen
[* 7] übertragen, den man auch schon im Altertum benutzte. Terpentin gibt beim Kochen mit Wasser Terpentinöl und hinterläßt ein Harz (gekochten
Terpentin, Glaspech), bei Destillation
[* 8] ohne Wasser Kolophonium. Man benutzt ihn zur Darstellung von Terpentinöl,
Salben, Pflastern, Firnissen, Lacken, Siegellack, Kitt.
Vgl. Winkelmann, Die Terpentin- und Fichtenharzindustrie (Berl. 1880).