Tentyris
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alte ägypt. Stadt, s. Dendrah.
Tentyris
12 Wörter, 92 Zeichen
Tentyris,
alte ägypt. Stadt, s. Dendrah.
(Dendera), Ort in Oberägypten, eine Tagereise nördlich von Theben am linken Nilufer, Kene gegenüber, hat seinen Namen von der alten ägyptischen Stadt Tantarer (griech. Tentyris), deren merkwürdige Ruinen in der Nähe des Dorfs auf einer Bergebene am Rande der Wüste liegen. Berühmt ist unter denselben besonders ein der Hathor, [* 3] der Göttin der Unterwelt, gewidmeter Tempel, [* 4] der, zur Zeit der 6. Dynastie entstanden, später umgebaut, seine gegenwärtige Gestalt, eine Kopie des uralten Heiligtums, unter den letzten Ptolemäern und ersten römischen Kaisern erhielt.
Das Gebäude, an dessen Vollendung 200 Jahre gearbeitet wurde, ist vortrefflich erhalten und ausgezeichnet durch Großartigkeit und Reinheit der Architektur wie durch Reichtum und saubere Ausführung der Bildwerke und Hieroglyphen. Wände und Säulen [* 5] sind mit feiner Skulptur ganz bedeckt. Die Wandskulpturen im Innern stellen die im Opfern begriffenen Kaiser Augustus, Tiberius, Claudius und Nero in durchaus altägyptischer Weise vor; durch das Portal gelangt man in eine unter Augustus begonnene, unter Nero vollendete imposante Halle, [* 6] die von 24 Säulen in vier Reihen getragen wird und im Innern 27,5 m hoch und 43 m lang ist.
Darauf folgen drei Säle von verschiedener Größe und ein von elf Zellen umgebenes Adyton. Der ganze Tempel hat 81 m Länge und 34 m Breite. [* 7] Neben der westlichen Ecke des großen Baues liegt ein kleines, unter Nero vollendetes Heiligtum der Isis, [* 8] zu dessen Pylonen ein Dromos von 170 Schritt Länge führte, und 90 Schritt nördlicher heute halb verschüttet das Mamisi (Geburtshaus), der Hathor gewidmet, früher fälschlich Typhonium genannt. Eine Beschreibung des Tempels, mit Abbildungen, lieferte Mariette Bei (Par. 1871, Supplement 1874). An der Decke [* 9] der Halle des Haupttempels fand man neben der riesenhaften Gestalt der Himmelsgöttin Nut (daher auch Himmelssaal genannt) den berühmten Tierkreis, der sich seit 1822 im ägyptischen Museum zu Paris [* 10] befindet.
Auf demselben erscheint der Löwe als Anfangszeichen nach dem Durchschnittspunkt der Ekliptik und des Weltäquators. Von der Lage dieser Durchschnittspunkte hängt aber der Ort des Solstitiums ab, der immer in der Mitte von beiden liegen muß. Auf dem Tierkreis von Dendrah ist er im Krebs [* 11] verzeichnet. Aus dieser Abweichung vom gegenwärtigen Stande der Sonne [* 12] glaubte man auf das Alter dieses Tierkreises zurückschließen zu können, und nur das machte eine Differenz, ob man jenes Solstitium als Winter- oder als Sommersolstitium betrachtete. Der gelehrte, noch nicht entschiedene Streit darüber hat die verschiedensten Behauptungen hervorgerufen, wie denn z. B. Fourier die Entstehung desselben zwischen 2500 und 2100, Lalande um 1300 oder 1200, Biot nicht vor 716, Visconti nicht vor 328 setzt.
Vgl. Mariette, Dendrah, description du grand temple (Par. 1873-75, 4 Bde.);
Dümichen, Baugeschichte des Denderatempels (Straßb. 1877);