Tempĕra
(ital.), die vor Erfindung der
Ölmalerei (bis gegen Ende des 15. Jahrh.) für Staffeleibilder und auch
noch jetzt besonders in der Dekorationsmalerei angewandte Maltechnik.
Baron
Alfons von Pereira hat erkannt, daß die alten
Meister, wenn sie
Ölfarben gebrauchten, beinahe ohne Ausnahme mit Tempera
untermalt und zu diesem Zwecke ihre
Farben nur mit dünnem
Leim und
Honig angesetzt und erst beim
Malen das für die jeweiligen Zwecke passende Malmittel (Leim,
Gummi,
Eigelb oder Feigenmilch) frisch beigemischt haben.
Zum Vollenden des
Bildes nahmen sie zuweilen noch Harz- oder
Ölfarben. Nachdem es ihm gelungen, die
Farben, Malmittel und Leinwanden
in der richtigen, den Vorschriften der ältern
Meister entsprechenden
Weise herzustellen, hat er die Tempera
technik in ein
neues
System gebracht. Das Farbenmaterial für die Tempera
malerei besteht nach ihm aus Tempera
farben (feinste,
geschlämmte Erd- und Mineralfarben) und Majolikafarben (so benannt, weil sie mit einem
Teil Majolikaerde gemischt sind).
Diese beiden
Farben werden mit klarem
Honig oder Leimwasser angerieben und mit klaren Malmitteln, wie Hausenblasenlösung oder
Schnitzelleim oder wässeriger Lösung von
Gummiharzen, verwendet; sie dienen sowohl zur
Untermalung als
zur Fertigstellung des
Bildes, während die Harzfarben zur Übermalung und Vollendung von Tempera
bildern benutzt werden. Ein
derart a tempera
gemaltes
Bild besitzt ungefirnißt den feinen Zauber des Pastells und erhält gefirnißt, da die Tempera
farbe
den Firnis vollständig aufsaugt und bis auf den
Grund eindringen läßt, die größte
Leuchtkraft und
Transparenz. Die
Farben, Malmittel,
Leinwanden u. s. w. werden hergestellt von J. G.
Müller in
Stuttgart.
[* 2] 1894 wurde von Schlichtegroll
in
Berlin
[* 3] eine Malschule für das Pereirasche Malverfahren eingerichtet. –
Vgl.
A. von Pereira, Leitfaden für die Tempera
malerei
(2. Aufl., Stuttg. 1893).