[* 1] (v. lat. templum), bei den Völkern des
Altertums ein der
Gottheit geweihter
Bezirk, dann das auf demselben stehende
Gebäude, zur
Aufnahme der Götterbilder, des
Altars und der
Priester, aber nur selten des
Volkes bestimmt. Im Innern des eigentlichen
Tempelhauses oder der
Zelle
[* 2] (cella) stand die
Bildsäule oder das
Bild der
Gottheit, welcher der Tempel gewidmet
war, auf einem
Postament an der dem Eingang gegenüberliegenden
Mauer, vor ihm ein entweder runder oder viereckiger
Opfer- und
Betaltar.
Die
Decke
[* 3] bestand aus
Holz,
[* 4] selten aus
Stein und war gewöhnlich eben, später bisweilen auch gewölbt.
Der
Fußboden war anfangs aus Steinplatten, später aus
Mosaik hergestellt. Die
Säulen des
[* 5]
Portikus schmückte man oft mit erbeuteten
feindlichen
Schilden.
Stufen hatten die griechischen Tempel in der
Regel, und zwar liefen sie stets ringsherum. Der dadurch geschaffene
Stufenunterbau hieß
Krepidoma. Der Platz um den Tempel, soweit er der
Gottheit geweiht war, hieß Peribolus.
getragen wurde. Das
Innere enthielt einen 40
Ellen langen Vorderraum, das
Heilige, worin die goldenen
Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und einen durch einen Vorhang davon geschiedenen
Hinterraum von 20
EllenLänge, das Allerheiligste, mit der
Bundeslade. Beide
Räume waren an den
Wänden, das Allerheiligste
(Adyton) auch am
Boden und an der
Decke mit Holzwerk getäfelt.
Letzteres war nur dem Hohenpriester, das
Heilige nur den
Priestern
zugänglich.
Das Tempelgebäude war von einem innernVorhof der
Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken
und andern Gerätschaften umgeben und dieser durch Säulengänge mit ehernen
Thoren von dem für das
Volk bestimmten und von
einer
Mauer umschlossenen äußern
Vorhof geschieden. Nachdem er 586 durch
Nebukadnezar zerstört worden war, erhob sich an
seiner
Stelle nach der Rückkehr derJuden aus der
Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach
Serubabel
gekannte Tempel, der
wahrscheinlich wie auf der Stätte, so auch nach dem
Plan des ersten errichtet und 516 vollendet wurde, diesem
aber an
Größe und Pracht nachstand.
Durch
AntiochosEpiphanes 169 entweiht, ward er von
Judas Makkabäus wiederhergestellt und befestigt. UnterHerodes
d. Gr. begann seit 21
v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigerm
Maßstab
[* 11] im griechischen
Stil (daher
Herodianischer Tempel). Dieser Tempelbau war nach
Josephus eine Stadie lang und eine Stadie breit. Im jüdisch-römischen
Krieg, 70
n. Chr.,
war der Tempel die letzte Schutzwehr der
Juden. Seit 644 steht auf der Tempelstätte eine
Moschee. Die Aufzeichnungen
über den Salomonischen Tempelbau finden sich, außer einzelnen
Notizen bei
Jeremias 52 und im 2.
Buch der
Könige 25, im 1.
Buch
der
Könige,
Kap. 5-7, und 2. Chron.,
Kap. 2-4.
Die höchste künstlerische
Ausbildung erfuhr der Tempelbau durch die Griechen, welche, von der einfachsten Form ausgehend,
allmählich zu einer Anzahl von
Typen gelangten, die nicht
nur für dieRömer
[* 15] maßgebend gewesen sind,
sondern auch auf die
Baukunst der neuern Zeit Einfluß geübt haben. Man unterschied die einzelnen
Gattungen der Tempel entweder
nach der
Anordnung der Säulenstellungen vor und hinter der Tempelfronte
oder an den Seiten des Tempels oder nach der Zahl
der
Säulen an der Tempelfronte (vgl. auchBaukunst, S. 486). Die erstere
Einteilung ist die geläufigere.
Man unterschied demnach:
1) Tempel in antis (Antentempel), bei welchen zwischen den über den Haupteingang zur
Cella vorgeschobenen Seitenmauern (antae)
des Tempels zwei
Säulen standen. Die dadurch gewonnene Vorhalle hieß
Pronaos. Um die
Cella auch von hinten zugänglich zu
machen, wurde die Rückseite des Tempels später mit einer gleichen
Anlage (Opisthodomos, Hinterhaus)
versehen
[* 1]
(Fig. 1). 2)
Prostylos hieß der Tempel, wenn die Stirnseiten der Seitenmauern bis zur Eingangsthür der
Cella zurücktraten
und die Vorhalle des Tempels allein durch
Säulen getragen wurde
[* 1]
(Fig. 2). 3) Der
Amphiprostylos entsteht, wenn diese Säulenstellung
sich am Hinterhaus des Tempels wiederholt
[* 1]
(Fig. 3). 4) Der
Peripteros ist die Erweiterung des
Amphiprostylos
durch eine
Säulenhalle, welche um alle vier Seiten des Tempels als freier
Umgang herumgeführt wird. Es ist die edelste Form
des griechischen Tempelbaues, dessen klassisches
Beispiel der
Parthenon ist
[* 1]
(Fig. 4). Eine römische
Abart ist der
Pseudoperipteros, bei welchem die
Säulen in Form von
Halbsäulen und
Pilastern den Seitenwänden angefügt waren und das Gebälk
tru-
gen, im wesentlichen also nur einen dekorativen Zweck hatten.
5) Der Dipteros entsteht, wenn um den Tempel eine doppelte Säulenstellung herumgeführt wird, also an der Vorder- und
Rückseite vier Reihen von Säulen stehen
[* 16]
(Fig. 5). Der Pseudodipteros
[* 16]
(Fig. 6) unterscheidet sich von dem Dipteros dadurch,
daß die innere Säulenstellung fehlt, aber der Zwischenraum zwischen der äußern Säulenstellung und
der Cellawand der gleiche geblieben ist. Je nach der Zahl der Säulen an der Vorderseite, welche immer eine gerade war, unterscheidet
man: Naos (Tempel) tetra-, hexa-, okta-, deka- und dodekastylos (d. h. 4-, 6-, 8-, 10 und
12säulige Tempel). Eine besondere Abart der Tempel waren die Rundtempel, welche bisweilen auch von Säulen umgeben
waren und dann Monopteros hießen.
[* 1] 1) Abraham van den, holländ. Maler, geboren um 1622 zu Leeuwarden, war ein Schüler von Joris van Schooten in
Leiden
[* 17] und daselbst bis 1660 thätig und starb 1672 in Amsterdam.
[* 18] Er hat Bildnisse und Porträtgruppen
von vornehmer Auffassung, aber konventioneller Detailbehandlung gemalt. Gemälde von ihm befinden sich zu Amsterdam, im Haag,
[* 19] in Berlin,
[* 20] Kassel
[* 21] u. a. O.
[* 1] (lat. templum, ursprünglich der vom röm. Augur durch seinen Stab
[* 30] in vorgeschriebener feierlicher Weise am Himmel
[* 31] und auf der Erde abgegrenzte Raum), zunächst bei den Römern Bezeichnung für ein für gottesdienstliche Zwecke bestimmtes
Gebäude, die dann von ihnen auch für die Heiligtümer und heiligen Gebäude anderer Völker, namentlich der Griechen, in Gebrauch
genommen worden ist. Der Tempel des klassischen Altertums, insbesondere der griechische Tempel, stand auf einem Unterbau mit mehrern
Stufen. (S. Tafel: Griechische Kunst I,
[* 32]
Fig. 8.) Er hatte gewöhnlich einen rechteckig oblongen
Grnndriß und war an seinen Schmalseiten mit Giebeln (ursprünglich einem Vorrecht des Tempel, welches keinem Profanbau zukam)
versehen.
Auf der Ostseite gelangte man durch eine auf Säulen ruhende Vorhalle (pronaos) in die Cella (naos), an deren Westwand das
Götterbild sich befand. Größere Tempel hatten gewöhnlich noch eine hintere Halle
[* 33] (ophistodomos). Oft war
die Cella mit ihren Vorhallen noch von allen Seiten mit einer Säulenhalle, seltener auch mit einer doppelten Säulenstellung
umgeben. Beleuchtet wurde das Innere der Tempel durch die Cellathür (s. Hypäthraltempel). Man unterscheidet außer den sog. Rundtempeln
nach der rechteckigen Plananlage eines Tempel: Antentempel
[* 32]
(Fig. 1), Prostylos
[* 32]
(Fig. 2), Amphiprostylos
[* 32]
(Fig.
3), Peripteros
[* 32]
(Fig. 4 u. 5), Dipteros
[* 32]
(Fig. 6) u. s. w. (S. die betreffenden Artikel; ferner Griechische Kunst, Römische Kunst,
[* 34] Etruskische Kunst nebst den dazu gehörigen Tafeln.)
Im ältesten Israel gab es zahlreiche Heiligtümer, die, ursprünglich kanaanitisch, im Alten Testament auf die Patriarchen
und Heroen als Stifter zurückgeführt werden. Im Nordreich Israel blieben Bethel, Dan, Gilgal, Beërseba
bis zum assyr. Exil die angesehensten Kultorte. In Juda ward der BergZion zuerst von David durch Überführung der alten Stiftshütte
(s. d.) zum Residenzheiligtum ausersehen. Salomo (s. d.)
erbaute mit Hilfe phöniz. Künstler für die Bundeslade einen Tempel, der im Zusammenhange mit der Königsburg stand.
Der gesamte heilige Raum war umschlossen von einer Mauer, durch deren Thore man von Osten zunächst in einen
großen Vorhof gelangte, in dessen Hintergrunde der Altar
[* 36] (Brandopferaltar) stand. Hier sammelte sich das Volk, um dem am Altar
sich vollziehenden Kulte beizuwohnen. Hinter dem Altare stieß man auf die nach Osten gerichtete Vorhalle des eigentlichen
Tempelhauses, an deren Eingang zwei bronzene Kolossalsäulen (Jachin [s. d.]
und Boas) standen. Die Halle nebst dem Hause lagen höher. Das Hauptgebäude war auf drei Seiten von
¶
mehr
einem Seitenbau umgeben, der dreistöckig den Tempel bis zur halben Höhe umschloß. Das Innere des Tempel zerfiel 1) in einen größern
Vorderraum, das Heilige, wo der Tisch für die Schaubrote (s. d.), nach späterer unwahrscheinlicher
Hinzufügung auch 10 goldene Leuchter und ein Räucheraltar standen, und 2) in einen niedrigern und kleinern
dunklen Hinterraum, das Allerheiligste (s. d.) genannt. In diesem stand die Bundeslade (s. d.) und als symbolische Hüter derselben
zwei geflügelte Cherube.
Getrennt waren beide Räume durch eine Cederwand. Die spätern judäischen Könige änderten und verschönerten das Tempelhaus
und seine Umgebung unablässig. Der Vorhof wurde in zwei Abteilungen zerlegt. Der erstere diente zur Aufnahme
der Massen, in den zweiten traten die Opfernden und es funktionierten in ihm die Priester. (Vgl. Stade,
[* 38] Geschichte des Volkes
Israel, Bd. 1, Berl. 1887, S. 325-343;
Benzinger, Hebr. Archäologie, Freib. i. Br. 1894, S. 233 fg., 383 fg.; schwerlich richtig sind
die Konstruktionen von Th. Friedrich, Tempel und Palast Salomos, Innsbr. 1887, und O. Wolff, Der Tempel von Jerusalem,
Graz 1887.) Dieser Tempel wurde 587 v. Chr. von den Chaldäern zerstört.
Eine ideale Rekonstruktion desselben giebt der Prophet Ezechiel, Kap. 40-43. Die wirkliche Erneuerung des Tempel nach dem Exil
durch Serubabel 516 v. Chr. blieb weit hinter diesen Vorbildern zurück. Herodes d. Gr.
baute den Tempel ganz um. Er vergrößerte die Grundfläche des Tempelplatzes um das Doppelte. Auf allen vier Seiten
liefen neben den Umfassungsmauern prächtige Säulenhallen, deren großartigste auf der Südseite dreischiffig war. Die beiden
Vorhöfe wurden jetzt vollständig durch Mauern geschieden; vom äußern Vorhof stieg man auf 45 Stufen zum
innern hinauf. Dieser war wieder durch eine Quermauer in zwei Hälften geteilt. Die östliche war auch Frauen zugänglich
(Vorhof der Frauen), die westliche, noch etwas höher liegende, war der Raum, wo die Priester ihr Amt verrichteten und in den
sonst nur die Opfernden eintreten durften. Dieser Herodianische Tempel, bei dem der griech.
Baustil maßgebend war, ward im J. 69 v. Chr. durch Titus zerstört. -