Temesvár
(spr. témmeschwahr), königl. Freistadt und Hauptstadt
des ungar.
Komitats
Temes, ehemals Festung,
[* 3] am
Begakanal und an den Linien
Arad-Temesvár (58 km),
Budapest-Orsova,
Temesvár
-Nagy-Szent-Miklós (63 km), Temesvár-Báziás (121 km), Temesvár-Maria Radna (69 km),
Temesvár-Buziás (38 km) der
Ungar.
Staats- und Temesvár
-Módos
der
Torontáler Eisenbahn, mit zahlreichen neuen
Lokalbahnen, Sitz des Obergespans, der Komitatsbehörden, einer königl. Gerichtstafel,
eines königl. Gerichtshofs, Bezirksgerichts, kath.
Bischofs mit Domkapitel, eines griech.-orient. serb.
Bischofs, einer Finanzdirektion,
Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos des 7. Korps, der 34.
Infanterietruppendivision, 67. Infanterie-, 7.
Kavallerie-
und 7. Artilleriebrigade, besteht aus der eigentlichen Stadt (Festung) und den durch breite, zum
Teil in Parkanlagen umgewandelte
Glacis von der Festung getrennten Vorstädten Fabrik, Josephstadt, Meierhöfe und Mehala und hat
(1890) 39 884 meist deutsche kath. E. (10 657 Magyaren, 3613 Rumänen, 1545
Serben), darunter 4863 Griechisch-Orientalische, 2288
Evangelische
und 4870 Israeliten, in
Garnison 1
Bataillon des 37. Infanterieregiments «Erzherzog
Joseph», 3
Bataillone des 61. Infanterieregiments,
das 7. Korps-Artillerieregiment
«Leopold Prinz von
Bayern»,
[* 4] das 20. Divisions-Artillerieregiment und 1
Batterie
des Divisions-Artillerieregiments Nr. 19, städtisches Elektricitätswerk und Pferdebahn.
An
Stelle der Festungswerke sind schöne
Anlagen getreten, so der Stadtpark vor dem Siebenbürger und der Scudierpark mit dem
Denkmal des Feldzeugmeisters
Baron Scudier vor dem Peterwardeiner
Thor.
Von Denkmälern sind zu erwähnen die 20 m hohe, 1852 von Kaiser Franz Joseph errichtete got. Säule, von dem böhm. Bildhauer Max, zur Erinnerung an die Belagerung von 1849, von öffentlichen Gebäuden die kath. Kathedralkirche, von Maria Theresia erbaut, die griech. Domkirche (1733-57), die 1864 errichtete Synagoge, das Dikasterialgebäude, jetzt Sitz der Civilbehörden, das Generalkommando, Zeughaus, Rathaus, Stadthaus, Komitatsgebäude, das 1882 nach dem Brande von 1880 wiederhergestellte Franz-Josephs-Theater, das histor.-archäol.
Museum, die neue Realschule und die riesige Siebenbürger Kaserne. Von Unterrichtsanstalten bestehen ein kath. Obergymnasium, eine Staatsoberrealschule, höhere Mädchenschule, Bürgerschule, Mädchenbürgerschule, staatliche Lehrerpräparandie, Erziehungsanstalten der Schulschwestern mit Lehrerinnenpräparandie, Infanterie-Kadettenschule, Mittelhandels- und Privatschule. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Tuch, Papier, Seidenstoffen, Spiritus, [* 5] Tabak [* 6] und Leder, Dampfsägewerke, Mühlen, [* 7] Brauereien und Kunstgärtnereien; der Handel, der durch eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Nationalbank gefördert wird, insbesondere auf Getreide, [* 8] Wachs, Honig und Branntwein. Die Jahrmärkte sind mit großen Pferdemärkten verbunden.
[* 1] ^[Abb.]
Geschichte. Der
Name Temesvár
kam im 13. Jahrh. auf. Die Stadt wurde 1242 von den
Tataren zerstört, doch wird sie schon 1311 wieder als fest und volkreich bezeichnet.
Karl Robert von
Anjou ließ die Stadt
befestigen. Vor den
Thoren der Stadt ward 1514 der Bauernanführer
Georg Dózsa (s. d.) geschlagen, gefangen und nebst 40 andern
Rädelsführern hingerichtet. Von dem
Beglerbeg Mohammed Sokolli 1551 fruchtlos belagert, wurde Temesvár
1552 vom
Beglerbeg
Achmed nach heldenmütiger Verteidigung durch
Stephan Losonczy bezwungen.
Erst 1716 wurde Temesvár
durch Eugen von Savoyen nach 164jähriger Botmäßigkeit wieder vom türk.
Joche befreit. Infolgedessen wurde die heutige Festung angelegt, zu diesem Behufe die alte Stadt bis auf das 1443 erbaute
Schloß
Johann
Hunyadys geschleift und nach einem neuen
Plane aufgebaut. Temesvár
ward 1781 zur königl. Freistadt
erhoben. Vom 25. April bis wurde sie von dem ungar.
General
Graf Béscy vergebens belagert und fast zerstört. Am besiegte
zwischen Temesvár
und
Klein-Becskerek Haynau die
Ungarn
[* 9] unter
Dembinski und
Bem. Die Folge war der
Entsatz T.s.
Von 1849 bis 1860 war Temesvár
die Hauptstadt der serbischen Wojwodschaft und des
Temeser
Banats. -
Vgl. Preyer, Monographie der
königl. Freistadt Temesvár
(Temesvár 1853).