Telegraphe
nschaltungen,
bei den Elektrischen Telegraphen (s. d.) die Verbindung der zum Telegraphieren unentbehrlichen Erfordernisse (Elektricitätsquelle, Apparate, Leitung) nach deren Eigentümlichkeit und den zu wählenden Telegraphenbetriebsweisen (s. d.). Die Hauptrolle spielt dabei der Geber (s. Elektrische Telegraphen) [* 2] in seiner Einrichtung und seiner Verbindung mit der Elektricitätsquelle und der Leitung; die Einschaltungsweise des Empfängers ist meist durch dessen Einrichtung und die an ihn gestellten Anforderungen schon gegeben.
Bei der einfachen Telegraphie hat der Geber die zum Hervorbringen der telegr. Zeichen erforderlichen Stromzustandsänderungen im Empfänger und in der Leitung herbeizuführen und dazu gewisse Abänderungen in den Stromwegen zu bewirken.
Die Grundform, in welcher der Geber auftritt, ist der einarmige und zweiarmige Hebel; [* 3] sie tritt klar zu Tage in dem für Handarbeit bestimmten Morsetaster (s. Elektrische Telegraphen).
In
Schaltung auf gewöhnlichen oder deutschen
Ruhestrom sind zwei Endämter I und III (mit den Erdleitungen E1 und E3) und
ein Zwischenamt II in einer Telegraphe
nlinie L1, L2 in nachstehender
[* 1]
Fig. 1 dargestellt.
Zum Telegraphieren mit
Ruhestrom braucht man in jeder Linie nur eine
Batterie B von genügender
Spannung; um die unvermeidlichen
Stromverluste zu verringern und für den Betrieb unschädlich zu machen, verteilt man die Elemente der
Batterie unter die
Ämter in dieser Linie und läßt nur
Ämter ganz ohne
Batterie, bei welchen räumliche oder sonstige Verhältnisse
dazu zwingen. Der
Strom von B durchläuft beständig die
Elektromagnete aller Empfänger, z. B. der Schreibapparate S1,
S2, S3; beim Niederdrücken des um die
Achse d drehbaren Hebels in einem der
Taster T1, T2, T3 wird er unterbrochen,
alle
Elektromagnete lassen daher ihre
Anker
[* 4] los und veranlassen das Schreiben des Zeichens auf den
Streifen.
Fürs Telegraphieren mit amerikanischem Ruhestrom sind die Hebel der Taster T1, T2, T3 in der Ruhelage durch einen drehbaren Schalthebel oder auf andere Weise mit dem Arbeitskontakt a verbunden. Die Leitung L2, ist nicht an c, sondern an a in T2 gelegt, die Rollen [* 5] von S1 und S3 müssen mit a in T1 und T3 anstatt mit c verbunden werden. Zum Zwecke des Arbeitens wird der Schalthebel vom Arbeitskontakt entfernt und dadurch der Tastenhebel vom Arbeitskontakt isoliert und der Strom in der Leitung unterbrochen. Beim Tastendruck arbeiten dann die Schreibapparate S1, S2 und S3 wie in einer Arbeitsstromleitung. Nach Beendigung der Korrespondenz wird der Schalthebel wieder so gedreht, daß der Tastenhebel mit dem Arbeitskontakt verbunden ist.
Die amerik. Ruhestromschaltung dient dazu, den Klopferapparat in Ruhestromleitungen anwendbar zu machen.
Beim Telegraphieren mit Arbeitsstrom [* 1] (Fig. 2) muß jedes Amt eine ausreichend kräftige Elektricitätsquelle (B1, B2, B3) erhalten. Wird in einem der Endämter I und III oder im Zwischenamt II der Taster T1, T3 oder T2 auf den Arbeitskontakt niedergedrückt, so durchläuft der Telegraphierstrom die Elektromagnete der in den beiden andern Amtern vorhandenen Empfänger (S1, S2, S3), der Empfänger des gebenden Amtes dagegen bleibt stromlos; soll letzterer das fortgegebene Zeichen auch mit hervortreten lassen, so muß er aus dem vom Rubekontakt c nach der Erde E1 und E3 oder nach L1 laufenden Draht [* 6] herausgenommen und in L1 oder L2 selber verlegt werden. ¶
mehr
Arbeitsströme von zweierlei Richtung kann man einer einzigen Batterie oder auch zwei Batterien entnehmen; letztere werden wie B1 und B2 in dem Zwischenamt [* 7] (Fig. 3) entgegengesetzt in die Linie LL1 eingeschaltet und kommen beim Niederdrücken des Tasters T1 oder T2 zur Wirkung. Der Draht v hält die Linie LL1 geschlossen, während beide Taster ruhen; in ihn schaltet man den Empfänger ein, wenn man auf ihm die abgesendeten Zeichen nicht mitlesen will.
Die Schaltungen auf Differenzstrom treten denen auf Ruhestrom an die Seite. Der Taster hat zur Verstärkung [* 8] des von B in [* 7] Fig. 1 gelieferten Stroms beim Niederdrücken entweder eine gleichsinnige zweite Stromquelle in L1 L2 einzuschalten (s. Doppelgegensprechen), [* 9] oder einen Widerstand oder eine entgegengesetzte Stromquelle aus L1 L2 auszuschalten; zur Schwächung des Stroms müßte das Entgegengesetzte geschehen. Wie man [* 7] Fig. 1 und 2 und [* 7] Fig. 4 (s. unten) zum Arbeiten mit Gegenström umzugestalten hätte, liegt nach dem Artikel Telegraphenbetriebsweisen nahe.
Wollte man dauernde Wechselströme zwei verschiedenen Stromquellen entnehmen, so reicht der gewöhnliche Morsetaster aus; man hätte nur in [* 7] Fig. 2 z. B. in I an Stelle von S1 noch eine Batterie zu setzen, welche B1 entgegengesetzt geschaltet ist. Bei Verwendung einer einzigen Stromquelle B müßte man diese nach [* 7] Fig. 4 mit einem Doppeltaster T verbinden, dessen beide um d und d1 drehbare Hebel stets zugleich niedergedrückt werden. In der Ruhelage der Hebel liegt der Batteriepol p über c an L, der Pol q über c1 an L1, in der Arbeitslage p über a1 an L1, q über a an L; beim Niederdrücken des Doppeltasters wird also die Stromrichtung in LL1 umgekehrt. (S. auch Doppelgegensprechen.)
^[Abb.: Fig. 5.]
Um endlich mitflüchtigen Wechselströmen zu telegraphieren, hätte man etwa nur dafür zu sorgen, daß in [* 7] Fig. 4 die Hebel des Doppeltasters nicht in jeder Lage dauernd, sondern nur vorübergehend mit a und a1 oder c und c1 Kontakt machen.
Bei Übertragern (s. Elektrische Telegraphen B 6) treten bei den verschiedenen Betriebsweisen im Übertragungsamt den vorstehend angegebenen ver-
wandte Schaltungen auf; dieselben werden zum Teil deshalb noch etwas verwickelter, weil man verhüten muß, daß die in die
nächste Telegraphe
nlinie weiter zu gebende Stromzustandsänderung auch zugleich in die erste Linie zurückgegeben
werde. Am einfachsten gestaltet sich die Übertragung bei Arbeitsstrombetrieb. Hier werden in dem Übertragungsamt die beiden
Übertrager T1 und T2 nach
[* 7]
Fig. 5 in die beiden (durchgehenden) Leitungen L1 L3 und L2 L4 eingeschaltet.
Bei ruhender Korrespondenz sind die beiden Batterien B1 und B2 offen, weil die Ankerhebel h an den obern Kontakten r anliegen. Ein die Leitung L1 L3 durchlaufender Strom, der seinen Weg von x über p, h und r in T1 nach y1, h in T2 und f1 nimmt, wirkt in den Elektromagnetrollen von T2, legt dessen Ankerhebel h auf den untern Kontakt v, und B2 vermag daher das Zeichen in L2 L4 fortzupflanzen, ohne daß jedoch der entfendete Strom die Rollen von T1 mit durchliefe. Umgekehrt überträgt T1 jedes aus L2 ankommende Zeichen in die Leitung L1. Ist das Übertragungsamt (wie meist der Fall) für beide Linien Endamt, so werden L3 und L4 durch eine Erdleitung ersetzt. Verwickelter werden alle Schaltungen für den Betrieb langer Kabelleitungen, weil auf Ladungsvorgänge (s. Telegraphenleitung) Rücksicht zu nehmen ist. - Über die Schaltungen für die Mehrfache Telegraphie s. d. und Doppeltelegraphie.
Vgl. Zetzsche, Der Betrieb und die Schaltungen der elektrischen Telegraphen [* 10] (Halle [* 11] 1891);
Schellen, Der elektromagnetische Telegraph [* 12] (6. Aufl., bearbeitet von Kareis, Braunschw. 1888).