Als man anfing, den
Gewerben eine wissenschaftliche Grundlage zu geben, lag es nahe, dies in der
Weise zu thun, daß man den
Stoff nach den einzelnen
Gewerben ordnete und diese besonders behandelte (Bierbrauerei,
[* 12]
Branntweinbrennerei,
Färberei,
Gießerei,
[* 13] Schlosserei, Uhrmacherei, Tischlerei, Drechslerei, Böttcherei,
Baumwoll-,
Flachs-, Wollspinnerei etc.). Auf solche
Weise entstand
die sogen. spezielle Technologie als eine Lehrmethode, welche auch
jetzt noch Anwendung findet, wenn es sich um die
Darstellung solcher
Gewerbe handelt, die wenig oder gar keine gemeinsamen
Anknüpfungspunkte besitzen. Da dies namentlich in den chemischen
Gewerben der
Fall ist, weil in der praktischen Handhabung
der chemischen
Gesetze solche Verschiedenheiten obwalten, daß nur einzelne Gegenstände, z. B.
Feuerungsanlagen,
[* 14] vielen zugleich angehören, so ist hier die
Methode der speziellen Technologie die
Regel. In der Weiterentwickelung
der Technologie gewann man jedoch noch eine andre Grundlage für die Behandlung dadurch, daß man
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mehr
Gruppen bildete, indem man alle jene Beschäftigungen, welche in ihren Prozessen, Mitteln, Manipulationen etc. viele Ähnlichkeit
[* 16] und Gleichheit besitzen, zusammenfaßte und ohne Rücksicht auf ihre Einzelheiten ordnete und untersuchte. Weil dadurch die
Behandlung eine allgemeinere wird, so heißt diese Art der Darstellung allgemeine Technologie. Diese Methode reiht alle Mittel zu
gleichem Zweck (Gußformen,
[* 17] Bohrer,
[* 18] Drehbänke u. dgl.) aneinander, macht sie dadurch
übersichtlich und stellt sie zum Vergleich nebeneinander, weshalb sie auch vergleichende Technologie genannt wird.
Einer auf die Weise gewonnenen Gruppeneinteilung ist namentlich das Gebiet der mechanischen Technologie fähig, indem z. B.
alle Metallarbeiten, alle Holzarbeiten, die Spinnerei aller Faserstoffe, die Weberei aller Fäden sich in
einzelne Gruppen zusammenfassen lassen. Da diese Methode außerdem nicht nur die anregendste und die fruchtbarste ist, sondern
es auch allein ermöglicht, das ausgedehnte Gebiet der mechanischen Industrie zu beherrschen, so hat sie allgemein als Lehrmethode
in der mechanischen Technologie Eingang gefunden.
Als Hauptwerke gelten: Prechtl, Technologische Encyklopädie oder alphabetisches Handbuch der Technologie, der technischen Chemie und
des Maschinenwesens (Stuttg. 1829-55, 20 Bde.;
Supplemente, hrsg. von Karmarsch 1857 bis 1869, 5 Bde.);
(grch.), Kunstlehre, nach dem Begriff der Alten die Aufstellung der Regeln, nach welchen die Behandlung
der Darstellung einer Kunst zu geschehen hat; nach neuerm Begriff die wissenschaftliche Darstellung derjenigen
Arbeitsvorgänge und Hilfsmittel, durch welche der Gebrauchswert der dem Menschen zur Verfügung stehenden Rohstoffe erhöht
wird. Je nachdem die darzustellende Gewerbsthätigkeit bloß oder doch vorwiegend eine Formveränderung des Rohmaterials
oder des bereits bearbeiteten Materials, wie durch Walzen, Schmieden, Drehen, Ziehen, oder eine stoffliche
Veränderung desselben, wie durch Gärung, Färben, Bleichen, bezweckt, nennt man das Gewerbe ein mechanisches oder ein chemisches
und unterscheidet mechanische und chemische Technologie.
Die mechanische Technologie befaßt sich besonders mit der Verarbeitung der fertigen Metalle, des Holzes, des Leders,
des Horns, der Borsten, der Pelzwaren, der Gewebe,
[* 34] mit der Spinnerei und Weberei, der Papierfabrikation,
dem Buchdruck und den ihm verwandten Gewerben. Die Einteilung kann hierbei je nach der Vortragsmethode, d. h. je nachdem die
mechanische Technologie specielle oder allgemeine (vergleichende) Technologie ist, eine verschiedene sein.
Die specielle Technologie beschreibt der Reihe nach die Arbeiten, wie sie bei der Herstellung der einzelnen Fabrikate
aufeinander folgen müssen; die Einteilung geschieht bald nach den Grundstoffen (Metall-, Holz-, Stein-, Woll-, Baumwoll-, Flachsbearbeitung
u. s. w.), bald nach den Fabrikaten (Schlösser, Gewehre, Uhren
[* 35] u. s. w.), bald, was der unberechtigten Trennungen, Wiederholungen
und Kombinationen wegen am wenigsten rationell erscheint, nach den durch den gesellschaftlichen Gebrauch abgegrenzten Gewerben
(Gießerei, Schlosserei, Tischlerei, Drechslerei, Leinenweberei u. s. w.), welche Art der Technologie man
auch speciell mit Gewerbskunde bezeichnet. Die allgemeine oder vergleichende Technologie betrachtet die Hilfsmittel
und die auszuführenden Arbeiten sowohl an sich als im Vergleich mit andern, dasselbe oder ein ähnliches Ziel verfolgenden
Hilfsmitteln und Arbeiten, z. B. die Werkzeuge
[* 36] zum Festhalten, zum Zerteilen, zum
Bohren u. s. w., so daß die jedem Zweck entsprechende Klasse von Methoden, Werkzeugen und Maschinen mit den durch das Material
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gebotenen Abänderungen zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt wird. Die specielle Technologie ist für die genaue
Kenntnis eines speciellen Industriezweiges erforderlich; die allgemeine Technologie erleichtert das Studium jeder gewerblichen Specialität.
In der chemischen Technologie bildet zunächst die Metallurgie (s. d.)
für sich eine Unterabteilung. Bei der chemischen Technologie im engern Sinne findet die Einteilung noch am einfachsten
nach den verarbeiteten Rohstoffen statt. Dieselben sind: a. wesentlich mineralischen
Ursprungs (die Lehre von der Darstellung der Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, der Soda und Pottasche, des Salpeters, Kochsalzes,
des Schwefels, der Sprengstoffe, der Zündwaren mit Ausschluß des Phosphors, sowie von der Glas-, Thonwaren-, Cementfabrikation,
dem Brennen des Kalkes u. s. w.); b. aus der Pflanzenwelt (die Fabrikation von Zucker, Stärke,
[* 38] Cellulose,
von Brot, Wein, Bier, Alkohol, Liqueuren, Essig, von Parfümerien, von Lacken und Firnissen u. s. w.); c.
tierische Stoffe (die Gerberei, die Leim-, Phosphor-, Knochenkohle-, Kunstdüngerfabrikation).
Ebensowohl findet man aber auch die Arbeitsvorgänge nach den Gewerben geordnet dargestellt, als: Zeugdruckerei,
Färberei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Zuckerfabrikation u. s. w. Die Fortschritte der chemischen
Technologie erstrecken sich hauptsächlich auf die Ersparnis an Rohstoff, an Brennmaterial und an Zeit durch Vereinfachung
und Verbesserung der einzelnen Operationen. Eine grundlegende Wissenschaft für viele Zweige der chemischen und mechanischen
Technologie ist die Pyrotechnik (s. d.).
Als Unterrichtsgegenstand trat die Technologie zuerst 1772 an der Universität auf, wo die Gewerbekunde als Bestandteil
der sog. kameralistischen Studien sich allmählich einen Platz errungen hatte. Später wurde sie specieller auf verschiedenen
technischen Bildungsanstalten betrieben. (S. Technisches Unterrichtswesen.) Den ersten Versuch, ein Lehrbuch der Technologie zu schreiben,
machte 1777 Beckmann. Er war der erste, welcher die Industriezweige nicht nach ihrer äußern, in der
bürgerlichen Ordnung und den Betriebsverhältnissen begründeten Abzweigung, sondern nach der innern Verwandtschaft ihrer
Hauptverrichtungen zu klassifizieren suchte.
Anfang des 19. Jahrh. erlangten als Technologen einen ausgebreiteten und dauernden Ruf Hermbstädt
in Berlin und Poppe in Tübingen. Noch wirksamer waren die Arbeiten von Prechtl, Altmütter (beide in Wien),
Bernoulli (in Basel)
[* 39] und vor allen von Karmarsch (in Hannover), der durch seine Schriftenneben Hartig (in Dresden), Kick (in Wien),
Hoyer (in München) u. a. viel zur Verallgemeinerung der technischen Bildung beigetragen hat. Unter denjenigen, die vorzugsweise
die chemische Technologie entwickelt haben, sind in erster Linie zu nennen Fr. Knapp (in Braunschweig), Friedr.
Heeren (in Hannover) undRud. von Wagner (in Würzburg).
Litteratur: Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie (6. Aufl., 3 Bde.,
Lpz. 1887-97, hg. von Herm.
Fischer);
Bernoulli, Handbuch der Technologie (2. Aufl., 2 Bde.,
Bas. 1840);
Hoyer, Lehrbuch der vergleichenden Technologie (9. Aufl., Wiesb. 1897);
Ledebur, Lehrbuch der mechanisch-metallurgischen Technologie (2. Aufl., Braunschw. 1896 fg.);
Kick, Vorlesungen über mechanische Technologie (Wien 1897 fg.);
Ein Sammelwerk, welches zahlreiche Monographien
von Gewerben enthält, ist der «Neue Schauplatz der Künste und Handwerke» (Weimar).
[* 40] Zur Geschichte: Karmarsch, Geschichte der
Technologie (Münch. 1872). Technologische Zeitschriften existieren in großer Zahl für die einzelnen Zweige der Technologie. -
Die Litteratur zur chemischen Technologie findet sich unter Chemie (Abschnitt: TechnischeChemie).