Technologie
(grch.), Kunstlehre, nach dem
Begriff der Alten die
Aufstellung der Regeln, nach welchen die Behandlung
der
Darstellung einer Kunst zu geschehen hat; nach neuerm
Begriff die wissenschaftliche
Darstellung derjenigen
Arbeitsvorgänge und Hilfsmittel, durch welche der Gebrauchswert der dem
Menschen zur
Verfügung stehenden Rohstoffe erhöht
wird. Je nachdem die darzustellende Gewerbsthätigkeit bloß oder doch vorwiegend eine Formveränderung des Rohmaterials
oder des bereits bearbeiteten Materials, wie durch
Walzen, Schmieden, Drehen, Ziehen, oder eine stoffliche
Veränderung desselben, wie durch Gärung,
Färben,
Bleichen, bezweckt, nennt man das
Gewerbe ein mechanisches oder ein chemisches
und unterscheidet mechanische und chemische Technologie.
Gewebe (Zeuge: glatte

* 2
Gewebe. Die mechanische Technologie
befaßt sich besonders mit der Verarbeitung der fertigen Metalle, des Holzes, des Leders,
des
Horns, der
Borsten, der Pelzwaren, der Gewebe,
[* 2] mit der
Spinnerei und
Weberei,
[* 3] der Papierfabrikation,
[* 4] dem Buchdruck und den ihm verwandten
Gewerben. Die
Einteilung kann hierbei je nach der Vortragsmethode, d. h. je nachdem die
mechanische Technologie
specielle oder allgemeine (vergleichende) Technologie ist, eine verschiedene sein.
Die specielle Technologie
beschreibt der Reihe nach die
Arbeiten, wie sie bei der Herstellung der einzelnen Fabrikate
aufeinander folgen müssen; die
Einteilung geschieht bald nach den Grundstoffen (Metall-, Holz-,
Stein-,
Woll-,
Baumwoll-, Flachsbearbeitung
u. s. w.), bald nach den Fabrikaten (Schlösser, Gewehre,
Uhren
[* 5] u. s. w.), bald, was der unberechtigten
Trennungen, Wiederholungen
und
Kombinationen wegen am wenigsten rationell erscheint, nach den durch den gesellschaftlichen Gebrauch abgegrenzten
Gewerben
(Gießerei,
[* 6] Schlosserei,
Tischlerei, Drechslerei, Leinenweberei u. s. w.), welche Art der Technologie
man
auch speciell mit Gewerbskunde bezeichnet. Die allgemeine oder vergleichende Technologie
betrachtet die Hilfsmittel
und die auszuführenden
Arbeiten sowohl
an sich als im
Vergleich mit andern, dasselbe oder ein ähnliches Ziel verfolgenden
Hilfsmitteln und
Arbeiten, z. B. die Werkzeuge
[* 7] zum Festhalten, zum Zerteilen, zum
Bohren u. s. w., so daß die jedem Zweck entsprechende
Klasse von Methoden, Werkzeugen und
Maschinen mit den durch das Material
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Teck - Tecklenburg (eh

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gebotenen Abänderungen zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt wird. Die specielle Technologie
ist für die genaue
Kenntnis eines speciellen Industriezweiges erforderlich; die allgemeine Technologie
erleichtert das Studium jeder gewerblichen Specialität.
In der chemischen Technologie
bildet zunächst die Metallurgie (s. d.)
für sich eine Unterabteilung. Bei der chemischen Technologie
im engern Sinne findet die Einteilung noch am einfachsten
nach den verarbeiteten Rohstoffen statt. Dieselben sind: a. wesentlich mineralischen
Ursprungs (die Lehre
[* 9] von der Darstellung der Schwefel-, Salz- und Salpetersäure, der Soda und Pottasche, des Salpeters, Kochsalzes,
des Schwefels, der Sprengstoffe, der Zündwaren mit Ausschluß des Phosphors, sowie von der Glas-, Thonwaren-, Cementfabrikation,
dem Brennen des Kalkes u. s. w.); b. aus der Pflanzenwelt (die Fabrikation von Zucker,
[* 10] Stärke,
[* 11] Cellulose,
von Brot,
[* 12] Wein, Bier, Alkohol, Liqueuren, Essig, von Parfümerien, von Lacken und Firnissen u. s. w.); c.
tierische Stoffe (die Gerberei, die Leim-, Phosphor-, Knochenkohle-, Kunstdüngerfabrikation).
Bierbrauerei

* 13
Bierbrauerei.
Ebensowohl findet man aber auch die Arbeitsvorgänge nach den Gewerben geordnet dargestellt, als: Zeugdruckerei,
Färberei, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei,
[* 13] Zuckerfabrikation u. s. w. Die Fortschritte der chemischen
Technologie
erstrecken sich hauptsächlich auf die Ersparnis an Rohstoff, an Brennmaterial und an Zeit durch Vereinfachung
und Verbesserung der einzelnen Operationen. Eine grundlegende Wissenschaft für viele Zweige der chemischen und mechanischen
Technologie
ist die Pyrotechnik (s. d.).
Als Unterrichtsgegenstand trat die Technologie
zuerst 1772 an der Universität auf, wo die Gewerbekunde als Bestandteil
der sog. kameralistischen Studien sich allmählich einen Platz errungen hatte. Später wurde sie specieller auf verschiedenen
technischen Bildungsanstalten betrieben. (S. Technisches Unterrichtswesen.) Den ersten Versuch, ein Lehrbuch der Technologie
zu schreiben,
machte 1777 Beckmann. Er war der erste, welcher die Industriezweige nicht nach ihrer äußern, in der
bürgerlichen Ordnung und den Betriebsverhältnissen begründeten Abzweigung, sondern nach der innern Verwandtschaft ihrer
Hauptverrichtungen zu klassifizieren suchte.
Berlin

* 14
Berlin.
Anfang des 19. Jahrh. erlangten als Technologen einen ausgebreiteten und dauernden Ruf Hermbstädt
in Berlin
[* 14] und Poppe in Tübingen.
[* 15] Noch wirksamer waren die Arbeiten von Prechtl, Altmütter (beide in Wien),
[* 16] Bernoulli (in Basel)
[* 17] und vor allen von Karmarsch (in Hannover),
[* 18] der durch seine Schriften neben Hartig (in Dresden),
[* 19] Kick (in Wien),
Hoyer (in München)
[* 20] u. a. viel zur Verallgemeinerung der technischen Bildung beigetragen hat. Unter denjenigen, die vorzugsweise
die chemische Technologie
entwickelt haben, sind in erster Linie zu nennen Fr. Knapp (in Braunschweig),
[* 21] Friedr.
Heeren (in Hannover) und Rud. von Wagner (in Würzburg).
[* 22]
Litteratur: Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie
(6. Aufl., 3 Bde.,
Lpz. 1887-97, hg. von Herm.
Fischer);
Bernoulli, Handbuch der Technologie
(2. Aufl., 2 Bde.,
Bas. 1840);
Hoyer, Lehrbuch der vergleichenden Technologie (9. Aufl., Wiesb. 1897);
Ledebur, Lehrbuch der mechanisch-metallurgischen Technologie (2. Aufl., Braunschw. 1896 fg.);
Kick, Vorlesungen über mechanische Technologie (Wien 1897 fg.);
Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern (4 Bde., Lpz. 1874-87).
Encyklopädien: Laboulaye, Dictionnaire des arts et manufactures (6. Aufl.,4 Bde., Par. 1885);
Rees, Cyclopædia (45 Bde., Lond. 1819);
Hebert, Engineers' and Mechanics' Encyclopædia (2 Bde., ebd. 1848);
Tomlinson, Cyclopædia of useful arts (2 Bde., ebd. 1854);
Prechtls Technolog. Encyklopädie (20 Bde., Stuttg. 1830-55; Supplemente, hg. von Karmarsch, 5 Bde., 1857-69) und Karmarsch und Heeren, Technisches Wörterbuch (3. Aufl., ergänzt und bearbeitet von Kick und Gintl, 11 Bde., Prag [* 23] 1876-92).
Ein Sammelwerk, welches zahlreiche Monographien von Gewerben enthält, ist der «Neue Schauplatz der Künste und Handwerke» (Weimar). [* 24] Zur Geschichte: Karmarsch, Geschichte der Technologie (Münch. 1872). Technologische Zeitschriften existieren in großer Zahl für die einzelnen Zweige der Technologie. - Die Litteratur zur chemischen Technologie findet sich unter Chemie (Abschnitt: Technische Chemie).