Joseph, Medailleur, geb. 1837 zu Wien, machte als Schüler der dortigen Akademie
unter
Franz Bauer strenge Studien nach der Natur und der
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Antike. Die erste größere unter seinen Arbeiten, welche von einer seltenen Fertigkeit, aus dem Großen plastisch zu reduzieren,
zeugen, waren die Modelle zu den ungarischen Krönungsmedaillen. Später errang er sich die Ernennung zum Kammermedailleur
durch die beiden ebenso poetisch konzipierten wie meisterhaft ausgeführten Orientmedaillen, nämlich die Suez- und die Jerusalem-Medaille;
auf den Bildseiten beider gehören die Köpfe des Kaisers zu den besten Bildnissen des Monarchen. Dazu kam später, abgesehen
von vielen bloßen Porträtmedaillen, noch die höchst originell gedachte auf die Enthüllung des KaiserMax-Denkmals in Triest.
Joseph, Bildhauer und Medailleur, geb. in Wien,
[* 3] kam zu dem Medailleur Radnitzky und 1854 auf die
Akademie, wo der Bildhauer Professor Bauer sein Lehrer wurde. 1860 trat er als Eleve in die Graveurakademie
des kaiserl. Münzamtes ein und wurde nach zwei Jahren schon zum ersten Münzgraveur, 1869 zum
k. k. Kammermedailleur ernannt. Er machte dann bis 1872 eine Studienreise nach Italien,
[* 4] Frankreich und England. 1873 zum k. k.
Münz- und Medaillengraveur und 1881 zum Professor an der Akademie der bildenden Künste zu Wien ernannt, fertigte
Tautenhayn eine große Anzahl der vorzüglichsten Medaillen. So die Sues- und Jerusalem-Medaille, diejenigen auf die ungar. Krönung
KaiserFranzJosephs, auf die Vermählung der Erzherzogin Gisela, auf Fürst Schwarzenberg, Erzherzog Albrecht, Tegetthoff, Heinrich
Laube, Professor A. Conze, Dombaumeister F. Schmidt, Minister Dr. Gautsch, H. von Helmholtz, Kardinal Fürstenberg, ferner
auf die Vermählung des Kronprinzen Rudolf, auf die silberne Hochzeit des Kaiserpaars, auf die Feier der
BefreiungWiens 1683, auf das DenkmalKaiser Maximilians in Triest.
[* 5] Im Auftrage des Kaisers entstanden: ein Rundschild mit einer
Darstellung des Kentauren- und Lapithenkampfes, eine Fruchtschale mit der Geschichte der Proserpina (beide in Silber gegossen),
ferner ein Bronzerelief mit der Darstellung des Kampfes des Herkules mit den Amazonen. Als Plastiker im großen hat sich Tautenhayn bethätigt
in der Giebelgruppe Geburt der Athene
[* 6] für die Universität, und in den Statuen des Augustus, Alexanders d. Gr., des Polykrates
und Minyas für das kunsthistor. Hofmuseum und in den Statuen des Solon, Lykurgus, Servius Tullius und Appius Claudius
für das Parlamentsgebüude in Wien.