Tauler
,
Johannes, deutscher
Mystiker, geboren um 1300 zu
Straßburg,
[* 2] trat in den Dominikanerorden und wirkte als Volksprediger
meist in seiner Vaterstadt bis
zu seinem 1361 erfolgten
Tode. Daß er sich gegen das päpstliche Verbot, welches den
Gottesdienst
in
Straßburg während der Zeit des über die Stadt verhängten
Interdikts untersagte, aufgelehnt habe, läßt sich ebensowenig
festhalten, wie daß die in des
»Meisters
Buch« sich findende Bekehrungsgeschichte sich auf Tauler
beziehe.
Die Abfassung des bisher allgemein dem Tauler
zugeschriebenen
Buches »Von der Nachfolgung des armen
Lebens
Christi« muß, wie
Denifle und
Ritschl nachgewiesen haben, demselben abgesprochen werden. Taulers
Mystik lernen wir jedoch aus seinen
Predigten
kennen, sie hält sich von dem
Pantheismus eines
Eckart (s. d.) fern. Tauler
fordert, daß sich der
Christ der Gelassenheit befleißige
und innerlich von aller
Kreatur frei werde. Ein Feind der von der katholischen
Kirche so laut gepredigten
Selbstgerechtigkeit, war Tauler
ein Verkünder der alles wirkenden göttlichen
Gnade. Der Weg aber, auf dem man nach Tauler
zur Selbstverleugnung
gelangt, ist der der
Nachfolge des
Lebens Jesu.
Vgl. K.
Schmidt, J. Tauler
(Hamb. 1841);
Denifle, Das Buch von der geistlichen Armut etc. (Münch. 1877);
Derselbe, Taulers
Bekehrung (das. 1879);
Jundt, Les amis de Dieu au XIV. siècle (Par. 1879);
Ritschl in der »Zeitschrift für Kirchengeschichte« (1880).
Taulers
Predigten wurden ins
Hochdeutsche
übertragen von
Hamberger (2. Aufl., Frankf. 1872).