Taucherapp
arate,
Vorrichtungen, die das
Arbeiten unter Wasser ermöglichen sollen. Taucherkästen
werden zuerst 1580 erwähnt und als Erfinder verschiedener
Arten später
Drebbel 1620, Witson 1671,
Sturm 1678 genannt. Eine
genaue
Beschreibung liefert Sinclair für die
Arbeiten, die 1665 an der engl.
Küste mit Taucherkästen ausgeführt wurden,
um Wertsachen der gesunkenen Schiffe
[* 3] der
Armada (s. d.) zu heben. Halley vervollkommnete 1716 die Taucherapp
arate dadurch,
daß er an den Seiten des Kastens die verbrauchte Luft durch Luftbehälter erneuerte; Smeaton führte mit Hilfe einer Druckpumpe
dem
Apparat neue Luft zu, ein Princip, das man bis jetzt beibehalten hat.
Später traten an
Stelle der hölzernen Kästen die metallenen
Taucherglocken (s. d.). Zur Untersuchung der Schiffskiele,
Böden
und Bodenventile, für kleinere Reparaturen am Schiffskörper selbst u. s. w. sind Taucherapp
arate erforderlich,
mit denen der
Arbeiter ungefährdet lange Zeit unter Wasser bleiben kann,
frei in seinen
Bewegungen und nicht an denselben Ort
gebunden ist. Diese Anforderungen werden durch die
Taucheranzüge erfüllt. Bis 1865 benutzte man allgemein den in England
erfundenen sog. Scaphanderapparat, dessen Konstruktion folgende ist: Der
Taucher befindet sich in einem luftdichten
Anzug aus
Kautschuk mit festverbundenem metallenem
Helm, worin sich mehrere Durchsichtsgläser
befinden.
Als Belastung dienen Bleischuhe und andere Bleiplatten. Der
Anzug wird durch eine
Luftpumpe
[* 4] mit Luft gefüllt, deren Druck
man, entsprechend der
Tiefe, in der sich der
Taucher befindet, zu regulieren
sucht. Da der Druck z. B.
in 10 m Wassertiefe gleich dem Druck einer
Atmosphäre ist, also in 40 m
Tiefe = 4
Atmosphären, dazu noch den Druck der äußern
Luft = 1
Atmosphäre gerechnet, so muß beim Tauchen in 40 m
Tiefe der Luftdruck im Körper, also im Taucherapparat
,
so verstärkt werden, daß er dem äußern Druck des Wassers auf den
Anzug das
Gleichgewicht
[* 5] halten kann.
Das
Manometer
[* 6] der
Luftpumpe muß also in diesem Falle 5
Atmosphären zeigen. Die Luft wird durch einen Schlauch zugeführt,
der hinter dem
Kopf des
Tauchers in den
Helm mündet. Der
Taucher entnimmt die zum
Atmen nötige Luft aus
dem
Anzuge, atmet die verbrauchte Luft auch wieder in diesen aus und regelt den Luftabfluß durch einen Hahn.
[* 7] Die größten
Mängel dieses Taucherapp
arates liegen darin, daß der
Taucher niemals reine Luft atmet, daß seine
Lungen unter den
Schlägen
der Pumpe
[* 8] leiden und daß seine Sicherheit lediglich von der Haltbarkeit des
Anzugs abhängt.
Auf der
Pariser Weltausstellung 1867 wurden zwei
Systeme von Taucherapp
arate vorgeführt; der eine ist der von Labint verbesserte Scaphanderapparat,
der andere der 1865 von dem franz. Ingenieur Rouquayrol und dem Marinelieutenant Denayrouze
konstruierte und nach beiden benannte
Apparat, der als der vollkommenste in der deutschen und vielen andern
Kriegsmarinen eingeführt ist. Beistehende Abbildung zeigt einen mit diesem
Apparat versehenen
Taucher in voller
Ausrüstung.
Im wesentlichen unterscheidet sich der
Apparat von dem Scaphander dadurch, daß der
Taucher einen Luftbehälter,
Aerophor, in
Form eines eisernen
Tornisters auf dem
Nacken mit sich führt, der durch eine eiserne Zwischenwand in zwei
Teile geschieden ist.
Der eine
Teil dient als Luftbehälter und nimmt die
komprimierte Luft auf, der andere, die
Luftkammer, steht durch ein Kautschukrohr
mit dem Munde des
Tauchers in
Verbindung, und trägt auf der obern Seite eine durch Metallscheiben verstärkte Kautschukplatte.
Zwischen beiden
Teilen befindet sich das Luftverbindungsventil, das wichtigste
Stück des Taucherapp
arates,
wodurch die Luft nach der
Notwendigkeit der
Atmung und zwar mit gleichem Druck, wie das umgebende Wasser, reguliert wird.
Bei jedem Atemzug wird die Luft in dieser Kammer verdünnt; das unter höherm Druck stehende Wasser biegt die Kautschukplatte nach innen, wobei ein Stift das Luftverteilungsventil nach dem Luftbehälter zu öffnet und aus diesem solange Preßluft zuströmen läßt, bis der Druck im Innern der Kammer gleich dem des umgebenden Wassers ist, also die Kautschukplatte ihre erste Stellung wieder einnimmt. Vermöge dieser sinnreichen Einrichtung strömt genau soviel Luft in die Kammer nach, als der Taucher durch den Atmungsschlauch entnimmt; es wird also durch das Wasser selbst der Atmosphärendruck der Luft geregelt. Der Atmungsschlauch endet im Helm in einem Mundstück, das mit den Zähnen festgehalten wird; die Nase [* 9] wird gewöhnlich durch einen Nasenklemmer geschlossen, da sonst das Atmen Übelkeit zur Folge hat. Die in den Helm ausgeatmete Luft
[* 1] ^[Abb.] ¶
mehr
entweicht durch ein Ventil, [* 11] das gegen Eindringen des Seewassers mit einem Gummiblättchen abgesperrt ist; im Notfall kann dieses Ventil geschlossen und dadurch der Anzug mit Luft gefüllt werden, wodurch der Taucher schnell ohne fremde Hilfe an die Oberfläche gelangen kann. Für gewöhnlich soll der Taucher ganz langsam, 2 m pro Minute, steigen oder sinken, weil der Organismus sich nur langsam an die Druckänderung gewöhnt und ohne diese Vorsicht die Gesundheit gefährdet wird.
Bei etwa 60 m liegt die Grenze, wo der Taucher noch existieren kann; schon das Tauchen auf 30 m erfordert einen sehr geübten und kräftigen Menschen, die Arbeitszeit kann in dieser Tiefe noch bis zwei Stunden betragen. Das Tauchen bis auf 15 m Tiefe ist leicht und auf ziemlich lange Zeit ausführbar. Außer einfachen Signalleinen, mit denen durch Rucke signalisiert wird, benutzt man auch Sprachrohre zur Verständigung und elektrische Lampen [* 12] zur Beleuchtung [* 13] beim Tauchen. -
Vgl. Instruktion für Taucher (Berl. 1881).