Taubenschießen
,
ein Sport von außerordentlicher Grausamkeit, dem hauptsächlich die vornehmen Stände huldigen. Vor dem Schießstand befinden sich Blechkasten, deren Wände nur lose zusammengefügt sind, so daß der Bau zusammenfällt, wenn an einem daran befestigten Draht [* 2] gezogen wird. In jeden Kasten wird eine Taube gesteckt, die man meist vorher durch Ausreißen der Federn und Ätzen der Wunden, Blenden auf einem oder beiden Augen, Brechen der Knochen [* 3] etc. gräßlich verstümmelt hat, damit sie ihren Aufflug nicht kreisend, sondern gerade aufrecht oder nach einer bestimmten Seite nimmt.
Auf ein Kommandowort des Schützen wird an dem Draht gezogen, der Kasten fällt zusammen, die erschreckte Taube fliegt davon, und der Schütze muß sie so zu treffen suchen, daß sie innerhalb der Umzäunung zu Boden fällt, sonst gilt der Schuß nicht. Anlaß zu dem grausamen Sport gab wohl der Vorwand, sich im Treffen rasch sich bewegender Gegenstände zu üben. Doch ist dieser Vorwand hinfällig, seitdem Bogardus eine Vorrichtung erfunden, durch welche mittels einer Feder Glaskugeln in die Höhe geschleudert werden, und zwar mit derselben Geschwindigkeit wie der Aufflug einer Taube.
Das Taubenschießen
blüht hauptsächlich in
Monaco,
[* 4]
England und
Belgien
[* 5] und am
Heiligen
Damm bei
Doberan. In
Brüssel
[* 6] und
Ostende
[* 7] allein werden
alljährlich etwa 35,000
Tauben
[* 8] dem Blutdurst einiger vornehmer Müßiggänger geopfert.
Baden,
[* 9]
Holland und andre
Staaten haben
das Taubenschießen
verboten. In
England scheiterte ein diesbezüglicher
Gesetzentwurf an dem
Widerspruch des
Oberhauses.
Vgl. »Aussprüche über die Taube und den Taubensport«, gesammelt von A. Engel (Guden 1888).