Taschinesbach
(Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart). 1100-680 m. Rechtsseitiger Zufluss der Landquart. Entspringt am Cavelljoch (2305 m) in der vom Falknis (2566 m) zur Scesaplana (2968 m) ziehenden Kette, fliesst ö. Seewis im Prätigau in tiefen Schluchten und mündet 1,2 km unterhalb Grüsch. Das Einzugsgebiet umfasst 73,5 km2, wovon 13,8 (18,7%) auf Fels und Schutt und 59,7 (81,2%) auf Kulturland (inkl. 20,3 km2 oder 27,6% Wald) entfallen. Das Tobel des Taschinesbaches ist das westlichste der Querthäler der s. Nebenketten des Rätikongebirges, es zeigt aber nicht wie das St. Antönierthal (Schanielabach), oder das Samina-, Gamperton- und Brandnerthal der nördl. Nebenketten auch eine mittlere Thalstufe ausgebildet. Die untere Thalstufe des Taschinesbaches ist eine Schluchtenge, in der das wilde Wasser zwischen dunkeln Schieferfelsen hervorbricht, die auf der W.-Seite hoch hinauf reichen und oberhalb Grüsch-Schmitten die malerischen Ruinen der Burg Solavers tragen. Von diesem Ausgang an wendet sich der Bach, einen breitgedehnten Schuttkegel bildend, nach WSW. und ist auf dieser, früher häufig von ihm verwüsteten Strecke korrigiert. Hinter Grüsch und unterhalb Seewis strömt das Wildwasser auf eine Strecke von etwa 4,5 km in s. Richtung bis zur Mündung des Valsertobels, und zwar ist das Thal auf diesem ganzen Wege wild und tief durchschluchtet, ohne Thalboden; das Gefälle beträgt hier etwa 8,5%. Von O. her mündet auf dieser Strecke das wildzerrissene Munttobel ein. Etwa bei 1020 m, beim Einfluss des Valserbaches, beginnt die Thalgabelung, die nach O. (Valsertobel) bis zum Girenspitz und Lünereck unter der Scesaplana-Alpsteinkette, nach W. bis zur Alp Serina und ins seengeschmückte Fläscherthal (Radaufis) im Falknisstock hinaufreicht. Von N. kommt aus der Alp Fasons unter dem Alpstein-Scesaplana das ins Valsertobel sich öffnende Stegentobel und aus der Gegend unter der Kleinen Furka am O.-Rand der Falknisgruppe der Valpeidabach her, der unterhalb des ehemaligen Schwefelbades Ganey sich dem Hauptstrang zugesellt. Weiter westl. kommen der Jesbach aus den Maienfelder Alpen (Stürvis) und der Wallobach aus den Seen des Fläscherthals. Durch den Taschinesbach wird also fast die ganze S.-Seite des Falkniskette und des Alpsteingebirges (Scesaplana) entwässert. Es ist dieses in ganz entgegengesetzte Gebirgspartien hinauf und hinüber greifende Sammelgebiet an Fläche ungefähr so gross wie das des weit verästelten Schraubaches von Schiers im Gebiet des mittlern und östl. Rätikon. Die Gesamtbreite des Einzugsgebietes des Taschinesbaches beträgt auf der Linie der beiden obersten Quellthäler vom Fläscherfürkli bis unter Lünereck hin etwa 14 km. Die oberste Thalstufe, die hier unmittelbar auf die lange und enge Schluchtenreihe hinterm Ausgang folgt, ist ein von mehrern Hochthälchen durchschnittenes Gehänge und bildet in ihren Verzweigungen (z. B. Fläscherthal und Jes) freundliche kleine Mulden mit Alpweiden. Die Alpen im westl. Zweiggebiete gehören Maienfeld und Fläsch, diejenigen unterm Alpstein Seewis und Fanas an. Auf den Terrassenhängen des vordern Thalteils breiten sich Maiensässe und Heuberge aus. Stürvis (1590 m), jetzt Alp, soll vor Zeiten von über einem Dutzend Walserfamilien bewohnt gewesen und im Beginn des 16. Jahrhunderts verlassen worden sein; Sererhard (1716) sah noch Beste des ehemaligen Kirchleins. Ueber der mitten im Wald und unter zerrissenen Felsenstufen gelegenen Wiesenoase von Ganey (1300 m) fliesst eine schwache, Schwefelwasserstoff führende Mineralquelle. Es bestand hier ein Schwefelbad, von dem eine Beschreibung aus dem Jahr 1649 existiert und dessen Mauerreste noch heute nicht ganz verschwunden sind. 1742 wurde das Schwefelbad Ganey renoviert, aber 1799 durch österreichische Truppen zerstört. Zu beiden Seiten des vordern Taschinesbaches, sowie in den grössern Seitenthälern und meist auch noch im Beginn von deren obern Verzweigungen dehnt sich dunkler Wald aus, der zusammen eine imposante Fläche ausmacht und in dem der Edelhirsch seit mehr als 2 Jahrzehnten ansässig ist. Der Taschinesbach ist von seiner Schluchtmündung unter dem Burgfelsen von Solavers an in (wie es scheint) meist eozänen Flyschschiefer (und Lias) eingeschnitten; der obere Teil des Valsertobels (Alp Vals) verläuft in Flysch, der zur Hauptsache aus Sandsteinen besteht, und ein Teil der obern Seitenzweige des Stranges in der Falkniskette in Kalken, Schiefern und Breccien des Tithon oder obersten Malmkalkes, sowie auch des Flysches der untern Kreide. Die beiden letztern Schichtkomplexe aber finden sich in ostalpiner Ausbildung, wie Th. Lorenz gezeigt hat. Kreide und Tithon sind von N. her über den Tertiärflysch geschoben. In der Gegend von Ganey, am Jesfürkli etc., wie übrigens im ganzen Gebiet findet man Versteinerungen, besonders Fucoiden; Steinmann fand Radiolarien, Foraminiferen und Apiocrinus Stielglieder in Jes (Tithon), Th. Lorenz Orbitoides am Cavelljoch, Orbitulina lenticularis und Siphoneen in Jes und an der Grauspitz (untere Kreide). Grossartige Erosionswirkungen in den tonigkalkigen, tonigen und blätterigen Schiefern in der Schluchtenreihe des vereinigten Wildwassers, im Munttobel und am Hang der «Töbel» unter der Hochterrasse Sannalada bei Ganey.