Tarquinĭus
Priscus
,
Lucius, fünfter röm. König (616-578
v. Chr.), Sohn des Korinthers
Demaratos und einer Tarquinierin,
geboren zu
Tarquinii, wanderte, da er dort als Sohn eines Fremdlings keine Ehrenstelle erlangen konnte, auf den
Rat seiner
mit der
Gabe der
Weissagung ausgestatteten Gemahlin
Tanaquil nach
Rom
[* 2] aus. Hier machte er sich sowohl beim
König
Ancus Marcius als beim
Volk sehr beliebt; er wurde daher vom sterbenden König zum Vormund seiner beiden
Söhne ernannt
und konnte sich nach dessen
Tod selbst der Herrschaft bemächtigen. Er vollendete die Unterwerfung
Latiums, besiegte die
Sabiner
und verwendete die gewonnene
Beute zur Ausführung großer Bauten.
Dahin gehören vor allen: der große Abzugskanal (cloaca maxima), wodurch namentlich das Forum [* 3] trocken gelegt wurde, die Anlage des Circus maximus, der Beginn einer Stadtmauer und des kapitolinischen Tempels. Der dritten Stammtribus, den Luceres, gewährte er die Aufnahme in den Senat, indem er aus ihnen als Patres minorum gentium 100 neue Senatoren den frühern 200 hinzufügte. Da seine Absicht, drei neue Tribus, wahrscheinlich aus den Plebejern, zu bilden, scheiterte, begnügte er sich, die Zahl der Ritter, die dadurch auf 1800 stieg, zu verdoppeln, ohne den drei alten Centurien neue unter besondern Namen hinzuzufügen. Er wurde von den Söhnen des Ancus, denen er den Thron [* 4] entzogen, 578 ermordet, sein Tod aber durch die Klugheit der Tanaquil so lange verhehlt, bis es seinem Schwiegersohn Servius Tullius gelungen war, sich die Nachfolge zu sichern.