Tanz
musik,
die bei Gesellschaftstänzen üblichen Musikstücke, als deren zur Zeit beliebteste zu
nennen sind:
Walzer,
Mazurka,
Schottisch
(Polka), Tirolienne
(Ländler),
Galopp,
[* 2]
Polonäse,
Française,
Kontertanz
(Anglaise) und
Quadrille.
Aus verschiedenen
Tänzen zusammengesetzt ist der
Kotillon. Haupteigenschaften guter Tanz
musik sind: gut gruppierte Rhythmen, fließende,
ungesuchte, gefällige und dabei pikante
Melodien mit ansprechender
Harmonie und interessanter
Instrumentation. In der
Komposition
der
¶
mehr
höhern theatralischen Tanz
musik oder des Balletts haben besonders Benda, Weigl, Winter, Righini, Adam, Beethoven (»Prometheus«),
Spontini,
Weber, Meyerbeer, Halévy, in neuester Zeit Rubinstein (Ballettmusik in der Oper »Feramors«) Ausgezeichnetes geleistet, während
die Musik für gesellschaftliche Tänze in unsrer Zeit vor allen durch Strauß
[* 4] und Lanner, denen sich Gungl, Labitzky und
Lumbye beigesellten, ausgezeichnete Pflege fand. In Frankreich stehen an der Stelle der erstgenannten Walzerkönige die Quadrillenkomponisten
Tolbecque, Musard, Offenbach,
[* 5] Lecocq, als Komponist von Ballettopern L. Delibes. - Die ältern Tänze waren ursprünglich Tanz
lieder,
so die deutschen Ringelreihen und Springtänze, die spanischen Sarabanden, die französischen Branles, Gavotten, Couranten, Giguen,
Rigaudons, Musetten, Bourrées, Passepieds, Loures etc., die italienischen Paduanen, Gagliarden, Ciaconen,
Passamezzi, die englischen Ballads, Hornpipes, dänischen Reels etc. Die Instrumentenspieler verbreiteten die Melodien, und sie
mögen oft genug schon vor dem 16. Jahrh. nur von Instrumenten ohne Gesang gespielt worden sein.
Eine kunstgemäße mehrstimmige Bearbeitung für Instrumente erfuhren sie, wie es scheint, zuerst im Anfang
des 16. Jahrh., aus welcher Zeit uns viele gedruckte Sammlungen erhalten sind. Eine Sammlung
deutscher Tanz
lieder und Tanzmelodien enthält Böhmes »Geschichte des Tanzes in Deutschland«
[* 6] (Bd. 2, Leipz.
1886). In eine neue Phase der Entwickelung traten die Tanz
stücke, als man anfing, ihrer mehrere zu cyklischen Formen
zu vereinigen, wobei zunächst die Einheit der Tonart das Bindemittel bildete.
In der daraus entspringenden Form der Partie (Partita) oder Suite (s. d.), die besonders für Klavier allein und für Violine
allein oder mit Klavier um die Wende des 17.-18. Jahrh. mit Vorliebe gepflegt wurde, erfuhren die Tanz
stücke erhebliche
Weiterungen, so daß sie statt kurzer achttaktiger Reprisen ausgeführte Themen, Gegenthemen und Durchführungen
erhielten. In unserm Jahrhundert finden teilweise noch die ältern Tanzstücke Pflege (besonders das Menuett), sei es in der
Form der Sonate oder Suite oder in noch freiern Zusammenstellungen von Stücken verschiedener Art oder einzeln (Gavotte), teils
sind auch die neuesten Tänze einer kunstvollen Ausgestaltung unterworfen worden, so von Haydn (Menuette),
Beethoven (»Deutsche
[* 7] Tänze« und »Kontertänze«),
Weber (»Aufforderung zum Tanz«, Es dur-Polonäse, Ekossäsen etc.),
Schubert (Walzer, Ländler, Ekossäsen),
Chopin (Polonäsen, Mazurken, Walzer),
Schumann (»Ballszenen«, »Faschingsschwänke«, »Karneval«),
Brahms (»Walzer«, »Ungarische Tänze« etc.),
Kiel [* 8] (»Deutsche Reigen«, Walzer für Streichquartett),
Liszt (»Valse de bravour«, »Chromatischer Galopp«),
Raff (Humoresken, Tarantella etc.) u. a.