Titel
Tankred
,
1) Tankred
von Hauteville, normänn.
Ritter im 11. Jahrh., dessen zehn
Söhne, unter ihnen der berühmte
Robert Guiscard
und
Roger I., 1038 nach Unteritalien zogen, es eroberten und dort das normännische
Reich gründeten.
2) Berühmter Kreuzfahrer, Enkel des vorigen, von dessen Tochter Emma aus ihrer Ehe mit dem Markgrafen Otto dem Guten, geb. 1078, begleitete 1096 seinen Vetter Bohemund von Tarent auf dem ersten Kreuzzug, zeichnete sich bei der Belagerung von Nikäa durch Tapferkeit aus, besetzte Tarsos, über dessen Besitz er sich mit Balduin entzweite, that sich vor Antiochia hervor, besetzte Bethlehem, erstürmte bei der Eroberung von Jerusalem [* 3] zuerst mit den Seinen die Mauern und pflanzte sein Banner auf der Moschee Omars auf. Er blieb auch nach dem Sieg bei Askalon in Palästina [* 4] und erhielt das Fürstentum Tiberias.
Nach dem
Tod
Gottfrieds von
Bouillon suchte er die
Wahl zum König von
Jerusalem vergeblich auf seinen
Vetter
Bohemund zu lenken. Als die
Sarazenen
Bohemund gefangennahmen und dieser nach seiner
Freilassung 1103 nach
Europa
[* 5] ging, verwaltete
er dessen
Fürstentum
Antiochia und hielt eine harte Belagerung durch die
Sarazenen aus. Er vergrößerte das
Fürstentum durch
Eroberung von
Adana, Mamistra und Laodikea, rettete
Edessa
vor der
Einnahme durch die
Seldschukken, worauf
ihm auch dieses
Fürstentum
übertragen wurde, und eroberte
Arta. Er starb Vermählt war er mit Cäcilie, einer
natürlichen Tochter des
Königs
Philipp I. von
Frankreich. Wenn schon Tankreds
Ruhm in der Geschichte begründet ist, so ist
derselbe doch ganz vorzüglich erhöht worden durch
Tassos »Befreites
Jerusalem«, worin Tankred
ganz als
Held
erscheint.
Vgl. Raoul von Caen, Gesta Tancredi (in Guizots »Collection des mémoires«);
Delabarre,
Histoire de Tancrède (Par.
1822), und
Kugler,
Boemund und Tankred
,
Fürsten von Antiochien
(Tübing. 1862).
3) Tankred
von
Lecce, König von
Sizilien,
[* 6] natürlicher Sohn des
Herzogs
Roger von
Apulien und Enkel des
Königs
Roger II. von
Sizilien, ward nach
Wilhelms des Gütigen
Tod 1190 von den Sizilianern in
Palermo
[* 7] zum König gewählt und verteidigte
den
Thron
[* 8] mit
Glück gegen
Kaiser
Heinrich VI. Nach seinem
Tod mußte sein unmündiger Sohn
Wilhelm III. auf die
Krone
verzichten und starb bald auf der
Burg Hohenembs.