1) Tankred von Hauteville, normänn.
Ritter im 11. Jahrh., dessen zehn
Söhne, unter ihnen der berühmte
Robert Guiscard
und
Roger I., 1038 nach Unteritalien zogen, es eroberten und dort das normännische
Reich gründeten.
Held des ersten Kreuzzugs, ein Vetter Bohemunds I. (s. d.) aus dem Geschlecht Tankreds von Hauteville. Er nahm 1096 mit
Bohemund das Kreuz
[* 9] und zeichnete sich auf dem Zuge durch große Tapferkeit, aber auch durch Unbotmäßigkeit
und Eigenmächtigkeit aus. Nach dem Siege bei Doryläum bemächtigte er sich in Cilicien der Stadt Tarsus, die er aber Balduin
überlassen mußte, und gewann dann Mamistra, wo es zum offenen Kampfe zwischen ihm und Balduin kam. Doch
versöhnten sie sich wieder, und vor Antiochien zeichnete sich Tankred durch rastlose und kühne Bekämpfung der Mohammedaner aus.
Bei der Erstürmung von Jerusalem war er unter den ersten, die in die Stadt eindrangen, allen voran beim Morden
und Plündern. An der Schlacht bei Askalon12. Aug. nahm er tapfern Anteil und gewann dann für sich Tiberias
und das Fürstentum Galiläa. Nach GottfriedsTode suchte er vergeblich die Nachfolge seines Feindes Balduin mit Gewalt zu hindern;
da Bohemund von den Sarazenen gefangen war, übernahm Tankred die Verteidigung des Fürstentums Antiochien. Nach BohemundsTode 1111 wurde
Tankred Fürst von Antiochien und bewegte sich fortwährend in heldenmütigen Kämpfen, die aber wegen ihrer
Planlosigkeit nur geringen Erfolg hatten. Doch behauptete er sich glücklich und tapfer gegen alle Angriffe und erweiterte
die Grenzen
[* 10] seines Fürstentums, bis er 1112 starb. Er ist von seinem Zeitgenossen Radulf von Caen als Spiegel
[* 11] aller Ritterschaft
gepriesen und noch mehr von Tasso idealisiert worden; in Form einer Erzählung behandelt O. von Sydow: Tankred. Ein Lebensbild aus
den Zeiten der Kreuzzüge (Lpz. 1880), T.s Schicksale. -
Vgl. B. Kugler, Boemund und Tankred, Fürsten von Antiochien (Tüb. 1862);
von Hauteville-la-Guichard (bei Coutances in der Normandie), war der Vater von zwölf Söhnen,
deren zehn um 1037 sich mit ihren Mannen nach Unteritalien begaben, wo bereits andere franz. Normannen in langobard. Diensten
unter Rainulf von Aversa eine unabhängige Grafschaft begründet hatten. Zuerst traten sie in die Dienste
[* 12] der Griechen gegen
die Sarazenen auf Sicilien, wandten sich aber dann, mit Undank belohnt, gegen jene selbst, nahmen Amalfi
und hierauf alle griech. Besitzungen bis auf Tarent, Otranto, Bari, Brindisi; nun nannte sich der älteste, Wilhelm I. Eisenarm,
Graf von Apulien.
Ihm folgten seine Brüder Drogo (1046-51) und Humfred (1051-56). Letzterer zwang den Papst Leo IX., welcher
die gefährlichen Nachbarn aus Italien
[* 13] mit Gewalt verdrängen wollte, durch den Sieg von Civitella (1053) zur Anerkennung und
Belehnung der Normannen als Herren aller Länder, die sie den Griechen oder Arabern abgenommen und in Zukunft abnehmen würden.
Statt Humfreds noch nicht erwachsener Kinder übernahm sein Bruder Robert Guiscard (s. d.) die Regierung
(1056-85) in Unteritalien, während der jüngste Bruder Roger I. (s. d.) 1071-91 Sicilien eroberte, dessen Sohn Roger II. (s. d.)
ganz Unteritalien und Sicilien als Königreich von Neapel
[* 14] und Sicilien vereinigte. Tankred von Lecce, natürlicher Sohn Rogers
von Apulien und einer Gräsin von Lecce, Enkel des Königs Roger II. von Sicilien, wurde beim
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Aussterben der legitimen Normannenkönige in Sicilien 1189 unter Zustimmung des Papstes Clemens III. und des Kaisers von Byzanz
zum König erhoben gegen Heinrich VI., den Gemahl der Konstanze, Tochter Rogers II. (s. d.); er ernannte
seinen Sohn Roger III. zum Mitkönig in Unteritalien. An der kräftigen Verteidigung von Neapel durch T.s
Schwager, Richard von Acerra, und einer infolge der viermonatigen Belagerung ausgebrochenen Seuche scheiterte 1191 Heinrichs
erster Versuch, das Normannenreich zu gewinnen. Erst Rogers III. und T.s Tod deren Erbe der unmündige Wilhelm
III. war, eröffnete Heinrich Unteritalien und Sicilien.